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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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Motive miteinander teilten, hatte er keine Wahl - denn im Grunde seines Herzens war Jack nicht bereit, das Artefakt herzugeben.
    Zwanzig Minuten später entschied die Gruppe, dass Baines, Anthony und François im Schutz der Dunkelheit das Nötigste in die Rover laden sollten. Dorn entschloss sich auch dazu, die Wachen mit seinen restlichen sechs Männern zu verdoppeln.
    Sie waren Zulus, die Baines aus seiner Heimat Südafrika mitgebracht hatte. Jack war froh, dass sie auf seiner Seite waren. Ein Zulu-Krieger war ein Furcht erregendes Schauspiel. Ihre durchschnittliche Größe betrug einsneunzig, und im Gegensatz zu dem leichten Körperbau der Dogon hatten sie kräftige Muskeln. Und es war auch etwas mit ihren Augen. Jack hatte es jedes Mal bemerkt, wenn er in Südafrika gewesen war. Sie drückten nicht gerade Edelmut aus ... eher Furchtlosigkeit. Vielleicht war es vererbt, ein Teil der Sozialisierung der Zulus, die sich selbst im modernen Zeitalter ihrer Wurzeln als Krieger bewusst waren. Aber woher auch immer sie das hatten, einem Menschen gegenüber strahlte es aus ihren Augen. Und mit den automatischen Gewehren in der Hand statt ihrer Speere mit Stahlspitzen wirkten sie gar noch furchterregender.
    Der Plan war beschlossen. Kurz vor Tagesanbruch wollte die Gruppe in den drei Landrovern und Dorns Humvee aufbrechen. Die Zelte und der Rest der Ausrüstung sollten zurückgelassen werden. Jack konnte sich vorstellen, dass sie von den Dogon beobachtet wurden. Das Lager vollkommen zusammenzupacken würde also unmöglich sein. Mit etwas Abstand zwischen sich und den Dogon würde sich mit dem Stamm auf einer gleichberechtigten Ebene verhandeln lassen.
    Von der Logistik her gesehen, könnte der Plan funktionieren, aber sie müssten sich beeilen. Ricardo stellte sicher, dass Baines und seine Leute die teuren Geräte mit gebotener Sorgfalt behandelten. Samantha, Jack und Dorn wickelten das Fossil vorsichtig in einen Gipsverband, bevor sie es für den Transport in eine Aluminiumkiste packten.
    Weil die Dogon kein Intéresse an dem Skelett hatten, wurde es mit ein paar anderen Sachen in einen der Rover verstaut. Mit dem Artefakt aber wollte Dorn kein Risiko eingehen. Statt es in die Transporter zu packen, behielt er es im großen Geländezelt unter strenger Bewachung von Baines und François.
    Um Viertel vor eins in der Nacht war die Arbeit erledigt. Ricardo begab sich müde in sein Zelt und ließ Samantha, Dorn und Jack an einem der Klapptische im Freien zurück. Abwechselnd tranken sie aus einem großen Wasserkanister aus Plastik.
    »Ich denke, wir sollten reingehen«, meinte Dorn. »Ein bisschen Schlaf ist besser als nichts.«
    »Vielleicht hast du Recht«, erwiderte Samantha und erhob sich.
    Dorn ging zu ihr und legte einen Arm um sie. Obwohl Jack vermutet hatte, dass sie ein Zelt miteinander teilten, blickte er zu Boden, von Gefühlen überwältigt, die ihn kürzer atmen ließen.
    Samantha ärgerte sich über die Situation. »Wir sehen dich um fünf?«, fragte sie.
    »Fünf Uhr.« Ob man seine Eifersucht bemerkte?
    »Nacht, Jack«, verabschiedete sich Dorn lächelnd.
    Jack schaute nicht zu ihnen auf, als sie gingen.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie ihr Zelt betraten und den Eingang verschlossen. Er blieb noch etwa eine Viertelstunde nachdenklich sitzen und nippte am Wasser. Von Ferne drang das schwache Trommeln der Dogon zu ihm herüber. Diesem und dem Knacken des Feuers am Rande des Lagers lauschte er, bevor auch er sich zum Schlafen zurückzog.

 
Awa
     
    Die Nacht war für Mali ziemlich feucht. Jack spürte, wie sich Schweißtropfen auf seinem Nacken sammelten, bevor sie den Rücken hinunterglitten. Er starrte nach oben, wo ein Mistkäfer, im Mondlicht nur als Silhouette erkennbar, quer über das Zeltdach krabbelte. Es war eine eklige Kreatur, über sieben Zentimeter lang, mit Fühlern, die vom bewaffneten Kopf abzweigten. Das Gewicht seines faustgroßen Körpers bildete eine sich bewegende Beule auf dem Zelt, während er möglicherweise das Kondenswasser von dem kühlenden Stoff trank. Mistkäfer lebten von Ausscheidungen der verschiedenen Tiere in der Savanne von Mali. Nicht gerade eine rühmliche Tätigkeit, aber trotzdem eine notwendige. Jack dachte an einige Menschen, die er kannte und die genauso waren. Üble Kreaturen, deren Tätigkeit wohl in ihrer speziellen Umgebung notwendig war. Menschen wie Waffenhändler. Menschen wie Dorn.
    Für Jack war die Situation, in der er sich befand, eine Qual.
    Samantha

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