Missing Link
auf die Erde, als sie ihre Augen von einer Gruppe sorgsam gekleideter Männer abkehrten. Diese trugen charakteristische Zeremoniengewänder aus Tierhäuten und karminrotem Stoff.
»Was geht hier vor?«, wollte Samantha wissen.
Erleichtert atmete Jack auf. »Es ist Zamunda, ihr Häuptling.«
»Kennen Sie ihn?«, fragte Dorn.
»Ich habe ihn nur zweimal kurz getroffen. Er hält nicht oft Hof für Ausländer.«
Die Dogon hatten großen Respekt vor ihrem Stammesführer, wie Jack wusste. Nur einigen Angehörigen in höherer sozialer Stellung war es erlaubt, ihm direkt ins Gesicht zu blicken. Kurz darauf erkannte Jack den hohen federgeschmückten Kopfputz des Dogon-Häuptlings hinter der privaten Garde aus hoch gewachsenen Kriegern.
Erst jetzt begriffen Jack und Dorn, warum der Stamm mit Waffen erschienen war.
Um den Hals des Häuptlings hing ein von Federn umrahmter Brustschmuck. Obwohl das glänzende Metall mit einer trüben Schicht überzogen und hinter den Federn und Knochen versteckt war, die die scharfen Kanten umgaben, war es nicht zu übersehen.
»Gütiger Gott ...«, flüsterte Dorn.
Der Schmuck war identisch mit dem Artefakt, das sie bei dem Skelett gefunden hatten.
Der Brustschmuck
Der Häuptling war ein großer, schlanker Mann mit dem edlen Auftreten eines Löwen. Mit seinen langen, weichen Schritten wirkte er im Vergleich zu seinen sich wild gebärdenden Stammesangehörigen ruhig. Er war mindestens fünf Zentimeter größer als Jack, der einschließlich Stiefel einsfünfundachtzig maß. Zamunda selbst trug nur dünne Ledersandalen. Er musste schon über siebzig sein, aber sein sehniger Körper ließ von diesen Jahren nichts durchblicken. Der einzige wirkliche Hinweis auf sein Alter waren die kurzen silbergrauen Locken und seine müden gelblichen Augen.
»Es war hier«, murmelte Jack zu sich selbst. »Es war schon die ganze Zeit hier .«
Er konnte seine Augen nicht von dem Brustschmuck des Häuptlings abwenden. Obwohl es mit dieser Schicht überzogen und verziert war, musste es ein absoluter Zwilling des Artefakts sein.
»Siehst du, was ich sehe?«, fragte Samantha ängstlich.
Immer noch verblüfft, nickte er, während die Erinnerungen in sein Gehirn zurückströmten. »Ich wusste, dass mir die Symbole auf dem Artefakt schon mal irgendwo begegnet sind. Sie waren auf dem Stab des Häuptlings eingraviert, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Aber den Brustschmuck habe ich vorher nicht zu Gesicht bekommen.«
Zamunda trat vor Jack und blickte ihn entschlossen an. Mit seiner tiefen, kräftigen Stimme sprach er so langsam, dass Jack ihn ohne Schwierigkeiten verstehen konnte.
»Er sagt, sie brauchen es«, erklärte Jack, nachdem Zamunda fertig war. »Sie brauchen es, um mit den Göttern zu sprechen. Er sagt, das Artefakt sei ein Geschenk von den Vätern des Wissens. Er brachte diesen heiligen Gegenstand mit heraus, um es uns zu beweisen.«
»Wer sind die Väter des Wissens?«, fragte Dorn.
Das musste Jack später erklären. Zamunda fing wieder an zu sprechen, diesmal in ernsterem Ton.
»Er sagt, man werde uns nicht erlauben, mit dem Stück abzureisen«, teilte Jack seinen Leuten mit. »Es gehöre seinem Volk.« Jacks Gedanken rasten. Er trat zur Seite, um sich mit den anderen zu beraten.
»Ich verstehe, warum es ihnen so viel bedeutet, aber dieses Artefakt gehört uns. Alles im Zusammenhang mit der Ausgrabung ist legal.«
»Wir haben offizielle Papiere dafür«, fügte Samantha hinzu.
»Das hier ist jenseits aller Erlaubnisse. Die Dogon haben das Artefakt in ihre Religion integriert. Ihr bittet sie um etwas Unmögliches. Ihr müsst daran denken, was es für sie bedeutet. Das ist jenseits aller wissenschaftlichen Entdeckung. Es ist, als ob...«
»... man das Turiner Leichentuch fände. Oder das Kreuz selbst«, ergänzte Ricardo.
»Das kann ich respektieren.« Dorn wurde wütend. »Aber es scheint, wir sind in eine Sackgasse geraten, weil wir das Artefakt nicht hergeben. Niemals. Sagen Sie das Ihren Freunden.«
Jack trat wieder zu Zamunda und stoppelte ein paar Sätze in der Dogon-Sprache zusammen. Der Häuptling lauschte gespannt. Anschließend beriet er sich mit den Ältesten an seiner Seite. Nach einigen Augenblicken nickte Zamunda, dann winkte er sein Gefolge zurück, und die Menge teilte sich erneut.
»Was hast du ihm gerade gesagt?«, fragte Samantha erstaunt.
Jack hatte lediglich etwas Zeit herausgeholt, indem er dem Häuptling zugesichert hatte, sie würden das Stück am
Weitere Kostenlose Bücher