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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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wiederzusehen war für sich genommen schon eine Nervenprobe. Zu erfahren, dass Dorn der Financier der Expedition war, machte die Sache nur noch schlimmer.
    Trotzdem wusste er, dass ihn niemand zum Gehen bringen konnte.
    Jack stand auf und schlüpfte in seine Lederschuhe. Er konnte ohnehin nicht schlafen. Das rhythmische Trommeln der Dogon hinter dem nächsten Hügelkamm ging weiter. Es war ein Standardrhythmus ohne wirkliche Bedeutung. Dennoch hing der Klang wie ein Spuk in der dicken Luft. Die Tatsache, dass in dieser Nacht überhaupt eine Zeremonie abgehalten wurde, beunruhigte ihn.
    Er schloss den Mehrzweckgürtel seiner schmutzigen Khakihose, öffnete den Reißverschluss des Zelts und huschte hinaus in die Nacht.
    Die etwa eine Meile bis zum Lager der Dogon legte Jack ziemlich flott zurück. Als er sich dem Felskamm näherte, wurde das Trommeln lauter und durch das von den Wänden widerhallende Echo noch verstärkt. Die Feuer der Dogon tauchten die gegenüberliegende Seite in orangefarbenes Licht. Funken, fortgetragen von dem starken Wind, sprühten in Richtung der leuchtenden Sterne hinauf. Jack begann zum Kamm hochzusteigen; lockere Steine verlangsamten seinen Schritt.
    Er wählte einen Pfad zwischen den größeren Felsen hindurch und versuchte, sofern es möglich war, sich nahe der Tieflandbüsche zu halten. Noch bevor er oben war, hörte er ein Geräusch hinter sich und blieb stehen. Leise zog er sich zwischen die Büsche zurück.
    Das heftige, sich schnell nähernde Atmen kam genau auf den Busch zu, hinter dem er sich verbarg. Unter schweren Schritten knirschte der Kies. Schließlich erkannte Jack die Umrisse eines großen Mannes. Ob der Mann, der genau auf ihn zusteuerte, auch ihn sah?
    Leise griff Jack an seine Hüfte und umfasste den kalten Knochen griff seines Feldmessers. Seine Finger drückten vorsichtig gegen den Aluminiumschnapper. Mit einem Plop löste sich die Klinge, was, so fürchtete Jack, der Mann gehört haben musste. Vorsichtig zog er das Messer aus dem Lederschaft.
    Der Kerl kam immer näher.
    In Sekundenschnelle hatte Jack eine Hand auf den Mund des Mannes gelegt, während die andere die Klinge an dessen Gurgel drückte. Der Mann wehrte sich, bis die Klinge eine dünne rote Linie über seinen Hals gezogen hatte. Da gab er auf und wurde schlaff, als ob er um Gnade flehen würde, und Jack konnte sich den Mann im Mondlicht genau ansehen.
    Dorn.
    Als auch der schockierte Südafrikaner merkte, mit wem er es zu tun hatte, fing er wieder an, sich zu wehren, bis Jack ihm eindeutig zu verstehen gab, dass er ihn unter diesen Umständen nicht loslassen würde.
    »Was zum Teufel machen Sie hier?«, flüsterte Dorn, dessen Angst in Wut umgeschlagen war. »Sie hätten mich töten können.«
    Wieder knallte Jack seine Handfläche auf Dorns Mund und drückte zu. Über ihn gebeugt, flüsterte er ihm ins Ohr: »Noch fünfzig Meter weiter, dann hätte er das erledigt.«
    Jack drehte Dorns Kopf und deutete den Pfad hinauf zu einer Felsgruppe. Schließlich fanden Dorns Augen den Wachposten der Dogon, der, mit einer Lanze in der Hand, auf einem großen Felsbrocken saß. Jack nahm seine Hand wieder fort.
    »Sie können doch gar nicht wissen, ob er uns was getan hätte«, flüsterte Dorn.
    »Warum finden Sie das nicht einfach heraus?«
    Dorn rutschte näher zu Jack. »Ihre Ablehnung mir gegenüber lässt sich kaum verbergen, aber Sie sollten kapieren, dass ich Sie hier haben wollte, genauso wie Samantha. Wir beide brauchen Sie. Zugunsten dessen, was all dies hier für die Welt bedeuten könnte, würde ich unsere Differenzen gern außen vor lassen und versuchen, ein Arbeitsverhältnis aufzubauen.«
    »Es tut mir Leid, wenn Sie dachten, meine Ablehnung Ihnen gegenüber hätte auch nur annähernd verborgen werden sollen«, erwiderte Jack. »Das sollte sie nämlich gar nicht.«
    Dorns Gesicht verdüsterte sich, aber er ließ Jack ausreden.
    »Um ehrlich zu sein, Sie sind mir völlig egal. Ich denke, dass Männer wie Sie wegen Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt werden sollten. Aber dieser Fund hier geht über meine Ablehnung hinaus.«
    Ihr Schweigen wurde durch das fortwährende Trommeln überbrückt.
    »Wie gesagt, ein Arbeitsverhältnis«, erklärte Dorn.
    »Aber ich arbeite nicht für Sie. Kapiert?«
    »Natürlich.«
    »Ich werde mich Ihnen gegenüber nicht zu verantworten haben. In keiner Hinsicht.«
    Jack merkte, wie Dorns Blut brodelte. Er war dabei, ihn zu testen, ihn zu bedrängen, aber er wusste, dass Dorn

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