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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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leichter.
    »Wäre Ihnen lieber, ich hätte ihn hier gelassen, damit er verbrennt?«
    Die Antwort war nein. Dennoch bereitete ihm der Gedanke, dass Dorn ihn dem toten Häuptling abgenommen hatte, ein ungutes Gefühl. Dies war Diebstahl - zumindest Leichenfledderei. Aber wie oft hatte er in der Vergangenheit im Namen der Wissenschaft Gräber »geplündert«? Hätte er die Artefakte zurücklassen sollen, die er in Ekuador gefunden hatte? Hätte er zweimal nachdenken sollen, bevor er die goldenen Begräbnisketten des jungen Mädchens, das er in Machu Picchu entdeckt hatte, in ein kalifornisches Museum brachte?
    »Das Artefakt gehörte nicht den Dogon, Jack. Das sollten wir nicht vergessen. Wenn es jemandem gehört, dann der Welt.«
    »Tut es das? Ich glaube, das ist die alles entscheidende Frage. Wem gehört es?« Jack wünschte, er hätte eine Antwort.
    Als Anthony mit dem letzten Rover nachkam, wechselte das Thema zu den logistischen Fragen. Baines und seine Männer gaben sporadisch Deckungsfeuer, als die Mannschaft den Humvee und die drei Landrover bestieg. Samantha sorgte dafür, dass sie in dem Wagen mit dem Skelett mitfahren konnte. Jack saß am Steuer und führte die Karawane an. Er kannte die Gegend besser als die anderen.
    Auf der ersten halben Meile waren sie sehr wachsam, bemerkten aber keine angreifenden Dogon. Der einzige Lärm wurde von den röhrenden Motoren und von dem Kies verursacht, der innen an die Kotflügel schlug. Allmählich wurde das Chaos im Lager unwirklich, rückte in die Ferne. Aber etwas an der Stille machte Jack nervös.
    Als die Wagen durch die enge Schlucht zwischen zwei Kämmen fuhren, war Jacks ungutes Gefühl buchstäblich greifbar. Dies war der perfekte Platz für einen ...
    »Hinterhalt!«, rief Jack, als der faustgroße Stein durch die Windschutzscheibe krachte.
    Auf beiden Kämmen hoben sich mindestens zwei Dutzend Männer von dem Sternenhintergrund ab. Ein Steinhagel prasselte auf die Rover nieder. Die Höhe des Kamms kombiniert mit der Geschwindigkeit der Transporter würde einen direkten Treffer zu einem fatalen Schlag werden lassen. Auch ein paar Gewehrschüsse warfen ihr Echo von den Hügeln zurück.
    »Runter!«, rief Jack.
    Samantha duckte sich in dem Rover so tief sie konnte. In den Transportern wurde mit Automatikwaffen zurückgeschossen, aber die Geschwindigkeit und das Gelände, über das sie fuhren, ließen einen effektiven Schuss fast zu einem hoffnungslosen Unterfangen werden. Die Krieger gelangten bis auf wenige Meter an die Fahrzeuge heran. Hinter Jack kreischte ein Zulu auf, als ein Speer seinen Schenkel bis auf den Knochen durchbohrte.
    Der Stein- und Speerhagel konnte die Transporter aber nur kurz aufhalten. Erst als sie aus dem Tal draußen waren, bemerkte jemand die grausame Szene hinter ihnen.
    »Heilige Mutter Gottes .«
    Sizwe, der älteste der Zulus, saß nicht mehr neben Baines in dem Humvee. Er war durch einen schweren Stein vom Rücksitz des Transporters geschleudert worden.
    »Sizwe!«, rief ein Zulu aus einem der anderen Wagen. Die
    Verzweiflung, die aus dem Schrei zu hören war, bewirkte, dass die Fliehenden ihre Aufmerksamkeit noch mal der Schlucht zuwandten.
    »Jack! Wir haben einen verloren!« Samantha beobachtete, wie sich die Dogon über Sizwe hermachten, der, wenn auch nur kurz, einen tapferen Versuch unternahm, sich die Angreifer vom Leibe zu halten, deren Schreie seine eigenen übertönten, während sie mit Macheten auf ihn einhieben.
    Die Karawane zog weiter. Es herrschte Schweigen. Was sie gerade gesehen hatten, erlaubte keine Worte. Jacks Fußknöchel schmerzte, da er das Gaspedal ständig bis zum Anschlag durchdrückte. Schließlich erblickte er eine Ecke des vom Mond beleuchteten Wassers des Niger.
    »Die Brücke«, sagte Samantha und durchbrach damit die Stille. Auch Jack hatte daran gedacht und drehte leicht nach Osten ab.
    Im Humvee löste sich die Spannung aus Dorns Gesicht. In weniger als sechs Sekunden würden sie auf der Brücke und kurz darauf auf der anderen Seite des Niger sein, auf sicherem Weg in Richtung des Landestreifens. Doch im nächsten Moment sah er, wie Jacks Wagen bei blockierten Bremsen scharf nach rechts zog. Jack hatte etwas bemerkt - beinahe zu spät.
    Die Brücke war gekappt worden.
    »Was jetzt?«, rief Samantha.
    Jack legte den Rückwärtsgang ein. »Die Untiefen. Ein paar Kilometer flussabwärts.«
    Die anderen folgten, als sich der vordere Wagen am Flussufer entlangschlängelte. Wie ein Rallyefahrer umfuhr

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