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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nehmen Sie Ihr Getränk mit, wenn Sie möchten…«
    Dana folgte ihm. Irgendwie hatte er das Gefühl, sich
    ungebührlich verhalten zu haben – als ob es unangebracht gewesen wäre, an einem Tag von solch visionärer Bedeutung mit kleinlichen Bedenken aufzuwarten.
     
    In einem Gefährt, das an einen Golfkarren erinnerte, fuhr Udet mit Dana aufs Testgelände hinaus.
    Sie hielten vielleicht anderthalb Kilometer vom Triebwerk entfernt an. Udet war Dana behilflich, aus dem Karren zu steigen und über eine kurze Metalleiter in einen Graben zu klettern. Der provisorisch ausgeschachtete und mit Spritzbeton ausgekleidete Graben war etwas über einen Meter tief. Ein Techniker reichte Dana eine Schutzbrille und einen weißen Helm.
    Das Versuchstriebwerk war ein schlanker weißer Zylinder, der flach auf der Erde lag. Die Rakete wurde von großen rechteckigen Rahmen am Boden gehalten, und die Nase war
    mit einer großen Halbschale abgedeckt. Wie ein gefallener Gott, der an den Boden gefesselt ist, damit er nicht entkommt.
    Die Montagestöße zwischen den Hüllsegmenten leuchteten
    golden in der Sonne, die sich dem Zenit näherte. Der große Triebwerkstrichter war auf einen Hügel gerichtet.
    Leute gingen um das Triebwerk herum. Vor dem mächtigen
    weißen Körper wirkten sie wie Zwerge. Die Rampe war mit
    Instrumenten und Kameras auf zerbrechlich aussehenden
    Stativen bestückt, und in den schwarzen Schlund des
    Triebwerkstrichters waren Sonden eingeführt.
    Udet tippte Dana auf die Schulter und beugte sich zu ihm herüber. »Wir haben noch ein paar Minuten. Reden wir offen, Sie und ich.«
    Dana musterte ihn argwöhnisch.
    »Ich möchte über das Risiko sprechen«, sagte Udet. »Ich glaube nämlich, das ist der Kern der Diskussion, die wir führen. Wir haben in diesem Land eine fast zwanzigjährige Erfahrung in den Bereichen Bau und Betrieb bemannter Raumflugsysteme gesammelt. Und während dieser Zeit hat das Konzept des Risikos sich…« Udet zögerte, was völlig untypisch für ihn war und suchte offensichtlich nach dem richtigen Wort.
    »›Entwickelt‹?« half Dana ihm aus.
    Udet wölbte eine Augenbraue. »Sehr gut. ›Entwickelt‹. Wir haben die Notwendigkeit erkannt, Prinzipien zu entwickeln, die komplexer sind als die schlichte Forderung, ›die Besatzung um jeden Preis zu schützen‹ und so weiter.«
    »Ja«, sagte Udet schroff. »Wir, die wir letztlich für die Sicherheit der jungen Männer verantwortlich sind, die wir in den Orbit schicken. Im Gegensatz zu denjenigen – bei allem Respekt –, die nur zuschauen. Wie Sie.
    Die Bewertung des ›Risikos‹ entwickelt sich im Verlauf einer Mission. Bedenken Sie das. Das Zusatztriebwerk der Apollo 12
    wurde während des Starts vom Blitz getroffen. Das Raumschiff hat zwar sicher den Orbit erreicht, aber die elektrischen Systeme der Apollo waren schwer beschädigt, und es war unmöglich, die Fallschirme in der Kommandokapsel auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Nach Abwägung aller Umstände beschloß man, die Mission fortzusetzen. Wenn wir nämlich einen Start überstanden haben, so problematisch er auch war, müssen wir weitermachen; sonst würden wir nämlich eine andere Besatzung dem größeren Risiko eines weiteren Starts aussetzen, um denselben Punkt zu erreichen. Und was die Fallschirme betrifft: falls Conrad und seine Leute bei der Rückkehr zur Erde umgekommen wären, hätte das ebensogut nach einer Mondlandung anstatt davor geschehen können.«
    »Ich kenne die Geschichte, Doktor Udet. Was wollen Sie
    damit sagen?«
    »Daß dieses ganze Geschäft« – Udet machte eine ausladende Geste – »nur die Verwirklichung, die werkstofftechnische Umsetzung eines Traums darstellt. Eines Traums, den Sie und ich teilen. Doch dieser Traum ist ohne Risiken nicht zu verwirklichen. Deshalb geht es bei unserer Mission auch nicht darum, das Risiko auszuschließen, sondern es zu kalkulieren.
    Und aus dieser Perspektive müssen Sie eine Beurteilung des Projekts vornehmen…«
    Erneut fühlte Dana angesichts von Udets Gelassenheit und Kompetenz Unbehagen. Vermochte er sich der Überzeugung dieses Mannes wirklich entgegenzustellen?
    Über einen entfernten Lautsprecher erfolgte der Countdown.
    Udet stand aufrecht im Graben, wobei sein silbriges Haar im Sonnenlicht leuchtete. Für Momente wie diesen lebt Udet, sagte Dana sich.
    »Später«, sagte Udet leise zu Dana, »möchte ich Ihnen die Brennstoffherstellung in Wasatch zeigen. Der Brennstoff wird in großen Behältern

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