Mission Ares
Brust.
Ben, der in ihrem Bett lag, lachte nur und hob seine
Bierbüchse zum Mund. »Wenn du von den Vorlesungen genug
hast, dann setz dich doch mal in den Simulator.«
»Mein Gott, Ben, wir kommen gar nicht an die Simulatoren ran. Das ist noch ein Problem. Hier wimmelt es nur so von Astronauten. Ich meine von echten Astronauten«, sagte sie bitter. »Von blöden Kampfpiloten wie dir, die wirklich fliegen werden.«
»Das sollte dich nicht kümmern. Versuch es trotzdem.«
»Die Simulatoren sind bis drei Uhr morgens ausgebucht!«
Er wirkte ungeduldig und zog die Decke über den Bauch.
»Dann komm halt um drei Uhr morgens. Was willst du
überhaupt, Natalie? Niemand hat gesagt, daß es einfach werden würde. Du mußt den anderen immer um eine Länge voraus sein. Sorg dafür, daß man Notiz von dir nimmt. Klopf an
Chuck Jones’ Tür und bitte um Aufträge.«
Sie grunzte. »Das ist eine saudumme Art, ein RaumfahrtProgramm voranzutreiben.«
»Vielleicht, aber so läuft das eben.«
Wie er so dalag, wirkte er irgendwie unruhig. Sie wußte, daß er diesen Abend noch zum JSC zurückfahren mußte. Doch sie verspürte das Bedürfnis, ihn hierzubehalten und mit ihm zu reden. Sie drängte sich ihm auf, aber Ben war der einzige Freund, den York hier hatte.
Seit dem Störfall in Three Mile Island vor ein paar Wochen war sogar der Kontakt zu etlichen Freunden in Berkeley abgebrochen. Die waren nämlich der Ansicht, daß es
unmoralisch von ihr sei, an einem HighTech-Programm
mitzuarbeiten, das dazu diente, nukleares Material in den Orbit zu schicken, um Himmels willen.
Wenn sie nicht Ben gehabt hätte, um all die Probleme
durchzukauen, mit denen sie im Rahmen des Programms
konfrontiert wurde, wäre sie wohl bald verrückt geworden.
»Wie geht’s übrigens Mike?« fragte er.
Sie schaute weg. »Ich weiß nicht. Ist sehr beschäftigt.
Gespannt wie eine Uhrfeder.« Sie zögerte. »Und wie geht’s Karen?«
Er zuckte zusammen. »Das habe ich nicht verdient.«
»…Sicher nicht. Tut mir leid.«
»Mir auch«, grunzte er.
Sie packte die Coladose und versuchte, das Problem zu
durchdringen. Wir können uns über den Mars unterhalten und über Kulturschocks bei der NASA, aber wenn es um uns geht, weichen wir immer aus. »Ich weiß gar nicht, ob Mike möchte, daß ich hier arbeite.«
»Würde es denn etwas ändern?«
Nein. Nicht mehr. Allerdings gelang es ihr nicht, das auch zu sagen.
Priest trank das Bier aus. »Ich glaube, du befindest dich gerade in einem Entscheidungsprozeß, Natalie. Und das gilt vielleicht auch für Mike. Das ist schade. Ich liebe euch beide.
Aber ich glaube nicht, daß wir alle eine glückliche Familie sein werden.«
»Wahrscheinlich nicht. Du aber auch nicht.«
»Was, zum Teufel, soll das nun wieder heißen?« fragte er.
»Nichts. Es tut mir leid, Ben.«
Er schwenkte die Bierdose und wich ihrem Blick aus. »Ich habe schon erwogen, auszuziehen.«
»Und wieso?«
Er wirkte irritiert. »Was glaubst du denn? Um hierher zu kommen, meine Güte. Um bei dir zu sein.«
»Ach«, sagte sie erstaunt. »Und was hindert dich daran?«
fragte sie sanft.
»…Ich glaube nicht, daß ich Karen verlassen kann.«
»Wieso nicht? Liebst du sie denn noch?«
Er drehte sich zu ihr um und verwuschelte ihr das Haar.
»Komm schon, Natalie, du bist doch Wissenschaftlerin. Was ist das denn für eine Frage? Was hat ›Liebe‹ noch für eine Bedeutung, wenn man seit vielen Jahren mit jemandem verheiratet ist und wenn man einen Sohn aufgezogen hat…
Man transzendiert die Liebe. Liebe ist etwas für Teenager.«
»Und weshalb verläßt du sie dann nicht?«
»Aus Loyalität.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Weil wir eine Art Abkommen getroffen hatten, ganz am Anfang. Karen hat in mich – investieren müssen. Immer wenn ich fliege…«
»Ach, nun verstehe ich«, sagte sie. »Karen ist eine
Seemannsbraut.«
»Zieh es nicht ins Lächerliche, Natalie. Es mag dir komisch vorkommen, aber es ist ein stabiles System. Karen hat über die Jahre mein Risiko mitgetragen, und ich mute ihr noch mehr zu, wenn ich mit der Apollo-N ins All fliege. Vielleicht werden wir uns trennen; doch wenn wir es tun, soll es ihre Entscheidung sein.«
»Nun, das ist klar wie nur was«, seufzte sie.
Er lachte. »Was willst du mir sagen? Daß ich dein wäre,
wenn ich mit einem Koffer hier aufkreuzen würde?«
Sie dachte darüber nach. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich könnte nie eine Seemannsbraut sein.«
»Das
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