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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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geschickt, der ihn vom
    Flughafen abholte. Der Fahrer – ein junger, lebhafter Mann mit einer verspiegelten Sonnenbrille – stellte sich als Jack vor und verstaute Danas Gepäck im Kofferraum. Die Aktentasche wollte Dana aber nicht aus der Hand geben.
    Jack fuhr auf der Schnellstraße nach Norden, in Richtung Brigham City. Der Fahrer sagte ihm, daß er ihn zur ersten Testzündung der SRB bringen würde, dem Feststoff-Booster der neuen Saturn VB-Klasse. Der Einsatz von Feststoffraketen als Zusatztriebwerke bei einer bemannten Stufenrakete war einer der strittigsten Punkte des Modernisierungsprogramms der Saturn, und die NASA unternahm auch keine Anstrengungen, diese Kontroverse beizulegen.
    Dana hatte Zweifel hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit Udet gehegt und sich gefragt, ob er imstande wäre, den Leuten in Marshall seine Version plausibel zu machen. Zumal ein solcher Auftrag sich ohnehin außerhalb seines Kompetenzbereichs befand.
    »Sie dürfen sich überall umsehen und Empfehlungen
    aussprechen«, hatte Seger gesagt, »und ich werde dafür sorgen, daß man Ihnen zuhört. Es darf uns bei diesem Projekt kein Fehler unterlaufen, Doktor Dana…«
    Doch was sollte er aus einer Testzündung lernen? Hierbei handelte es sich offensichtlich um eine Vorführung, um ihn zu beeindrucken und zu überwältigen. Das war typisch für Hans Udet; Dana ärgerte sich über diese Zeitverschwendung.
    Er ließ die Schlösser des Aktenkoffers aufspringen; als ob er sich rächen wollte, wandte er den Blick von der Landschaft, die vor den Wagenfenstern vorbeizog und widmete sich technischen Dokumentationen.
     
    Der Fahrer setzte ihn bei der Wasatch-Abteilung von Morton Thiokol ab, ein paar Kilometer außerhalb von Brigham City.
    Jack berührte Dana leicht am Ellbogen und führte ihn zu einem Bürocontainer, der sich etwas abseits der staubigen Straße auf einem Gerüst befand.
    Beim Testgelände handelte es sich um eine Ansammlung von Gebäuden, die sich um eine breite kraterartige Senke in der Wüste verteilten. Flache Hügel mit schwarzgrüner Vegetation säumten das Gelände. Im Osten ragten blaue Berge in den Himmel.
    Jack wies auf einen ein paar Kilometer entfernten Meßplatz.
    Dana kniff die Augen zusammen, um in der gleißenden
    Helligkeit etwas zu sehen und erkannte einen dünnen weißen Zylinder, der flach auf dem Boden lag.
    Der Bürocontainer verfügte erstaunlicherweise über eine
    Klimaanlage und war zudem mit einem Kühlschrank und einer Kaffeemaschine ausgestattet. Erleichtert sog Dana die warme, feuchte Luft ein. Hans Udet erwartete ihn schon.
    »Doktor Dana. Ich freue mich, daß Sie hier sind.«
    Wirklich? Was für ein Kontrast zu unserer letzten Begegnung, Hans, bei der Präsentation der Mars-Modi in Huntsville …
    Skeptisch schüttelte Dana dem Deutschen die Hand und
    blickte sich in dem Bürocontainer um. Er sah ein Schnittmodell der SRB und künstlerische Impressionen in dem kraftvollen, visionären Stil, den die NASA, wie Dana sich sagte, in den letzten Jahren als Klischee kultiviert hatte. Aus einem Wandlautsprecher wurde in gedämpfter Lautstärke über den Fortschritt der Versuche berichtet.
    Offensichtlich handelte es sich bei diesem Büro um eine Art potemkinsches Dorf, um zu Besuch weilende Entscheidungsträger zu beeindrucken. Wie mich. Ich sollte mich wohl geschmeichelt fühlen.
    »Sind wir allein?«
    »Doktor Dana, dies ist ein großer Tag für uns – die erste integrierte Testzündung –, und mir war besonders daran gelegen, daß Sie sich das anschauen. Als mein Gast. Darf ich Ihnen den Aktenkoffer abnehmen? Möchten Sie einen Kaffee?
    Oder vielleicht ein Bier?«
    Dana nahm lieber ein Glas Orangensaft – der fast auf den Gefrierpunkt heruntergekühlt zu sein schien – und setzte sich auf einen Stuhl.
    Udet nahm die typische Pose eines Versicherungsvertreters ein. »Ich möchte Sie über den Hintergrund unseres SRB-Projekts aufklären«, sagte Udet und wies auf eine Grafik mit dem geplanten Startprofil. »Die Feststoff-Booster haben vom Triebwerkstrichter bis zur Nase eine Länge von fünfundvierzig Metern und einen Durchmesser von dreieinhalb Metern. In der Startkonfiguration der Saturn VB werden vier dieser Triebwerke mit der ersten Stufe MS-IC zu einer Mehrstufenrakete zusammengefaßt. Die Booster werden der
    MS-IC einen Gesamtschub von über zweieinhalbtausend
    Tonnen verleihen, wodurch die VB imstande ist, eine Nutzlast
    ∗
    von mehr als zweihundert Tonnen in den LEO zu befördern: das ist

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