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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gedanken, daß sie einen Flug
    antreten würde, der nur wenigen Menschen vergönnt war:
    hoch, schnell, wahrscheinlich wunderschön. Selbst wenn sie das Korps morgen verließ, würde sie diese Erfahrung noch mitnehmen…
    Ja, aber ich bin ziemlich sicher, daß ich es schaffen werde …
    Unvermittelt schoß das Flugzeug die Rollbahn entlang. Sie wurde in den Sitz gepreßt. Nach ein paar Sekunden spürte sie, daß die Räder den Kontakt zum Boden verloren.
    Das Flugzeug zog steil hoch, und sie sah den Boden nicht mehr.
    Über sich sah sie eine Wolkendecke. Die Wolken schienen
    förmlich vor ihr zu explodieren, und sie schoß in weißen Nebel hinein. Nach einer Sekunde hatte sie die Wolkendecke durchstoßen und tauchte in hellen Sonnenschein hinaus.
    Sie sah nach unten: das Land wirkte wie ein verblichener brauner Flickenteppich, über dem die grauen Schatten von Wolken hingen.
    Die T-38 stieg fast senkrecht, wie eine Rakete. Binnen
    weniger Sekunden nahm der Himmel eine purpurne Färbung
    an.
     
    Die Erdoberfläche lag nun tief unter ihr, und die Werke der Menschheit waren bereits zu zweidimensionalen Farbtupfern geschrumpft. Angesichts der Leichtigkeit, mit der sie sich in die Lüfte geschwungen hatte, erstaunte der Gedanke sie, daß noch vor einem Jahrhundert kein Mensch auf dieser Erde einer solchen Erfahrung teilhaftig geworden war.
    Wissenschaftsastronauten mußten sich nicht mehr der Tortur einer Flugausbildung unterziehen. An flugdynamischen Situationen führte jedoch kein Weg vorbei, um sich an
    Mikrogravitation und hohe Beschleunigung zu gewöhnen und die Symptome von Luftkrankheit und Sauerstoffmangel zu erkennen. Also bestand der Preis, den sie zahlen mußten, in regelmäßigen Flugstunden auf dem Rücksitz einer Northrup T-38, dem modernsten Schulflugzeug.
    Erfahrene Astronauten nahmen die Nachwuchs-Astronauten
    unter ihre Fittiche. Und wenn man erst einmal dort oben war, konnten sie alles mit einem machen, was sie wollten.
    Doch sie vertraute Stone. Sie wußte es zu würdigen, daß er Zeit von seinem eigenen Training für Moonlab-Sojus erübrigte, um für sie das Kindermädchen zu spielen.
    »Was sagen Sie dazu«, sagte Stone. »Achtundvierzigtausend Fuß. So hoch sind Sie noch nie geflogen, Natalie.«
    Sie war schon so hoch in der Stratosphäre, höher als der höchste Berg, so hoch, daß sie ohne Sauerstoffgerät nicht mehr hätte atmen können. An der Grenze zum Weltraum, nicht wahr? Willkommen in deinem neuen Zuhause, Weltraum-Mädchen.
    »Gut«, sagte Stone. »Lassen wir’s langsam angehen. Wir
    gehen runter mit der Geschwindigkeit. Sind Sie in der Lage, die Fluggeschwindigkeit abzulesen?«
    »Sicher.«
    »Dann tun Sie das, was ich tue.«
    Als die Geschwindigkeit des Jets dreihundert Kilometer pro Stunde unterschritt, bockte und zitterte er, als ob die Luft sich in ein Medium aus unsichtbaren Klumpen verwandelt hätte.
    »Die Maschine mag es nicht, wenn die Zügel angezogen
    werden«, sagte Stone. »Also…«
    Er schob den Schubhebel nach vorn, und das Flugzeug schoß vorwärts. Sonnenlicht spiegelte sich in dem Panzer um York, und die angestrahlte Erde drehte sich unter ihr.
    »Langsames Rollen«, sagte Stone.
    Die Erde kippte seitlich weg. York hatte gar nicht den
    Eindruck, daß sie rollten; sie verspürte nur einen leichten Anstieg der Beschleunigung, die sie in den Sitz drückte.
    Der Horizont krümmte sich, klappte sozusagen nach oben,
    und die purpurne Stratosphäre glitt unter den Bauch des
    Flugzeugs.
    Abrupt ging das Flugzeug wieder in die Horizontale. Das
    Rollen hatte vielleicht fünfzehn Sekunden gedauert.
    »Schnelles Rollen«, sagte Stone.
    Diesmal drehte das Flugzeug sich in Sekundenschnelle; Erde, Himmel und Sonne drehten sich im Kreis, und das Licht zuckte stroboskopartig über Schoß und Hände. Der Magen widersetzte sich dem Rollen, als wäre er mit Quecksilber gefüllt.
    Nach anderthalb Umdrehungen ging das Flugzeug in die
    Rückenlage. York schaute auf und sah den Golf von Mexiko, der wie eine große Landkarte an einer grauen Zimmerdecke wirkte. Die Schwerkraft zerrte an ihr – ein negatives Ge – ; die Schultern drückten gegen die Gurte, und der behelmte Kopf schlug gegen das Kanzeldach. Das Blut floß in den Kopf und verursachte ein dumpfes Gefühl, als ob sie eine Grippe bekäme.
    »Genauso wie der Kipptisch, was, Natalie«, sagte Stone
    trocken.
    Mit einer schnellen halben Rolle brachte er das Flugzeug wieder in die richtige Lage; die Maschine stabilisierte sich in

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