Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
und wurde zur Sau gemacht. Das wird mir nie wieder passieren. Ist das klar? Und nun nehmen Sie diese Liste.«
    Beim Blick in Josephsons schmale, berechnende Augen sah Muldoon, daß alles – sein ganzes Leben, seine Hoffnungen –von diesem Augenblick abhing. Die Straße zum Mars führt durch diesen Flaschenhals, vorbei an diesem Blatt Papier, an den einundsiebzigtausend Schulkindern und ihren lächerlichen siebentausend Namen, in diesem verschissenen Raum auf der falschen Seite des Planeten. Da muß ich wohl durch.
    Und die Leichtigkeit des Monds war schon lange verflogen.
    Er nahm die Liste von Josephson und warf einen Blick auf die Namen. Abenteuer. Blake. Adler. Ausdauer…
    »Soll ich Phil suchen«, sagte Josephson, »und…«
    »Nein. Ich bin der Kommandant. Hier.« Er tippte auf einen Namen. »Dieser hier.«
    Josephson schaute auf das Papier. »Grissom.«
    »Der Kommandant von Apollo 1.«
    Josephson musterte Muldoon für einen Moment und nickte.
    Dann wandte er sich ab und verließ den Raum.
    Muldoon spritzte sich Wasser ins Gesicht. Dann ging er
    wieder in die Bar und betrank sich systematisch.
     
    Donnerstag, 10. April 1980
    Luftwaffenstützpunkt Ellington, Houston
     
    Sie brauchte eine Stunde, um sich umzuziehen.
    Die Sicherheitsbelehrung bot schon mal einen Vorgeschmack auf das, was sie noch erwarten würde. Sie wurde mit Fakten überhäuft, mit DRingen, Abzugsleinen, Sauerstoffflaschen, Sauerstoffmangel, Überlebenstechniken… Mein Gott. Dabei fliege ich in der verdammten Kiste nur als Passagier mit.
    Und nun war sie in eine Fliegerkombi gezwängt und hatte
    eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. Sie war mit Gurten an den Sitz gefesselt, mit einem Fallschirm auf dem Rücken. Die Taschen der Fliegermontur waren mit Notsauerstoff, einem Funkgerät und Überlebensutensilien für alle möglichen Umgebungen vollgestopft. In einer Beintasche befand sich ein Verbandspäckchen. Sie hatte sogar einen Fliegerhelm, eine Lederhaube im Stil des Ersten Weltkriegs. Seht mich an, mich, das neue Flieger-As.
    Sie ging aufs Flugfeld hinaus! Dort wartete bereits Phil Stone, der Chef-Astronaut. Stone war groß, hatte eine Glatze und ging schon auf die Sechzig zu. Er grinste und schüttelte ihr mit einer behandschuhten Pranke die Hand. »Willkommen zum Jungfern-Flug«, sagte er.
    Unsicher erwiderte sie das Lächeln.
    Hinter ihm stand die T-38 wie ein glänzendes Spielzeug auf der Rollbahn. Das Schulflugzeug sah aus wie ein weißer Dartpfeil. Die Tragflächen wirkten wie gestutzte Schwingen, und der schlanke weiße Rumpf sah eher aus wie eine Rakete.
    Es schien völlig ausgeschlossen, daß eine derart kleine, kompakte Maschine sich in die Lüfte zu erheben vermöchte.
    Das wird ein Drahtseilakt werden, Natalie. Du sagst, du willst Astronautin werden. Du machst dich über den Trend lustig, daß die Astronauten wie Helden verehrt werden. Damit hast du recht.
    Aber es bedeutet auch, daß du dich Situationen wie dieser stellen mußt.
    Zwei Mechaniker waren ihr behilflich, in die Maschine zu klettern. Die T-38 war so schmal, daß sie sich förmlich hineinquetschen mußte. Sie würde in einem separaten Cockpit hinter Stone sitzen, unter einer eigenen Glaskuppel.
    Stone stieg vor ihr ins Flugzeug und fragte sie über Funk:
    »Natalie, hören Sie mich?«
    »Sicher, Phil. Laut und deutlich. Und ich…«
    Er unterbrach sie. »Letzte Sicherheitsinstruktionen«, sagte er.
    »Ich werde Ihnen sagen, wann Sie das Dach der Kanzel
    schließen sollen. Keine Hektik, Natalie. Ihr Fallschirm ist so eingestellt, daß er sich sofort öffnet, nachdem Sie mit dem Schleudersitz ausgestiegen sind. Das wird in geringer Höhe immer so gemacht. Später werde ich Ihnen dann sagen, wann Sie ihn auf große Höhe umstellen sollen und wann eine Verzögerung zwischen Ausstieg und Öffnen des Fallschirms notwendig ist. Dazu befestigen Sie den Haken an diesem Ring am Fallschirm und…«
    Das Geräusch der Triebwerke schwoll zu einem Brüllen an
    und übertönte seine Worte.
     
    Das Flugzeug rollte auf die Piste.
    Stone, der in der Kanzel vor ihr saß, steuerte die Maschine mit ruhigen und präzisen Bewegungen. Die Anzeigen vor ihr reagierten synchron mit Stones Instrumenten. Es sah aus wie ein mechanisches Klavier.
    Sie spürte, wie ihr Pulsschlag sich erhöhte, die Atmung sich beschleunigte und der Gummigeruch hinter der Maske strenger wurde. Sie spürte, wie Schweiß von den Schläfen tropfte und sich in der Brille sammelte.
    Sie tröstete sich mit dem

Weitere Kostenlose Bücher