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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wirkungslos zu verpuffen. »Das ist nicht mehr lustig, wenn man – wie wir nun – einen Einblick in die sowjetischen Startvorbereitungen bekommt. Die Überprüfung erfolgt überwiegend in der Bodenstation. In der Startzone selbst tun sie kaum noch etwas. Teufel, es gibt dort fast keine elektronischen Überwachungsgeräte und nur eine leistungsschwache Computerschnittstelle. Dadurch erfolgt der Start zwar schneller, doch die Zuverlässigkeit leidet darunter.
    Kein Wunder, daß bei diesem Triebwerk so viele Pannen
    aufgetreten sind.
    Und wußten Sie schon, daß die Rollachse nur eine Nick-und Gierregelung hat? Das verdammte Ding vermag nicht mal den eigenen Azimuth zu kontrollieren, und man muß die ganze Tragstruktur schwenken, um diese Momente auszugleichen…«
    »Noch mal von vorn; diesmal aber verständlich, Bert.«
    »Die Saturn V ist imstande, mit Hilfe des Bordcomputers sich selbst in den Orbit zu steuern. Die N-1 nicht. Je nachdem, wo sie hinwollen, müssen sie das Ding ausrichten…«
    Dies war das Haupt-Kosmodrom der Sowjets, ihr Gegenstück zu Kennedy. Es war mitten in Zentralasien gelegen, ein paar hundert Kilometer vom Aral-See entfernt: wo die Amerikaner den Atlantik als Schießplatz nutzten, bedienten die Sowjets sich ihres riesigen, menschenleeren Herzlands. Die nächste Stadt war Tjuratam, ein kleiner, fünfundzwanzig Kilometer entfernter Eisenbahnknotenpunkt. Der Ort hatte nicht von dem spektakulären Kosmonauten-Hotel profitiert, das man im Zentrum hochgezogen hatte und war so ärmlich und heruntergekommen wie eh und je.
    Die Startzone war heute sogar vom Rest des Kosmodroms
    isoliert, der sich vielleicht dreißig Kilometer östlich befand. Sie gehen kein Risiko ein. Und ich kann es ihnen auch nicht verübeln.
    Seger fühlte sich abgeschnitten, isoliert und hilflos. Ich bin hier näher an der chinesischen Grenze als an Moskau.
    Nun, er hatte alles in seiner Macht Stehende unternommen, um zum Gelingen der gemeinsamen Mission beizutragen. Er hatte in mühevoller Arbeit dafür gesorgt, daß seine
    amerikanischen Mitarbeiter und ihre sowjetischen Kollegen effektiv und sicher zusammenarbeiteten. Zum Beispiel hatte er bald erkannt, daß die Sprachbarriere sich nicht nur auf die Lücke Russisch-Englisch beschränkte, und eine Art Sprachendienst eingerichtet, der die NASA-Fachsprache in allgemeinsprachliches Englisch übersetzte, das dann von den russischen Dolmetschern übertragen wurde. Hinzu kam die alltägliche Routine. Sein Planungschef war im letzten Jahr mit einem ganzen Stapel Unterlagen nach Rußland geflogen. Sein sowjetischer Kollege war sage und schreibe mit einem Bleistift bewehrt gewesen. Nicht nur, daß es kein Papier in den Büros gab; selbst jetzt existierte zum Beispiel nur eine Kopie des Sojus-Missionsplans für dieses gemeinsame Projekt, das auf lange Papierrollen geschrieben und an die Wände des sowjetischen Planungsstabs in Kaliningrad gepinnt war. Seger rätselte noch, ob die Sowjets das absichtlich machten, um ihnen Informationen vorzuenthalten, oder ob nur ein Mangel an Kopiergeräten herrschte.
    Nun lief auf einem Monitor ein Film über die beiden
    Kosmonauten – Wladimir Wiktorenko und Aleksandr
    Solowjow – ab. Die in Druckanzüge gehüllten Männer
    verließen gerade ihre Unterkünfte und bestiegen einen Bus.
    Der Bus sah aus wie ein gewöhnlicher Reisebus.
    Seger spürte eine Aufwallung, das Bedürfnis, die Kollegen zu beschützen. Er sprach ein Gebet für die Unversehrtheit der Kosmonauten und berührte dabei den Kruzifix-Anstecker.
    Michaels bekam das mit und hob eine Augenbraue.
    »Sie sollen das auch nicht auf die leichte Schulter nehmen, Bert. Ich glaube, Sie machen gerade einen – wie heißt das? –Kulturschock durch. Teufel, Bert, das sind nicht unsere Jungs.
    Wir müssen den Sowjets eben zubilligen, daß sie wissen, was sie tun. Auch wenn wir nicht so recht davon überzeugt sind.
    Immerhin scheint die N-1 die Funktion eines Trägersystems zu haben. Sie haben zweimal mit einer unbemannten Sojus den Mond umkreist und sie zur Erde zurückgebracht. Und wir haben Muldoon, Bleeker und Stone im Mondorbit, die schon auf ihren Vogel warten; den Sowjets ist auf jeden Fall an einem Erfolg gelegen.«
    »Vielleicht. Ich wünschte nur, sie würden unseren Jungs
    gestatten, die Startanlagen etwas zu modifizieren.«
    Michaels brach in Gelächter aus. »Das wäre wirklich eine tolle Maßnahme gewesen. Wir brauchen den Erfolg aber auch, Bert. Das wissen Sie selbst.«
    Seger mußte

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