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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gleich viel besser aus.« Im Mondorbit sollten die Amerikaner Russisch und die Russen Englisch sprechen. Die Sprachausbildung bereitete Muldoon bei dem ganzen verdammten Programm die größten Probleme.
    Wiktorenko stieß ein bellendes Lachen aus und goß sich
    selbst einen hinter die Binde. »Heute abend werden wir fünf aus dieser Flasche trinken und den Pakt besiegeln. Nach der Rückkehr vom Mond werden wir uns wieder treffen und aus der nämlichen Flasche auf unseren Erfolg anstoßen.« Er
    schenkte Muldoon nach.
    »Auf die Mission«, sagte Muldoon.
    »O nein.« Wiktorenko warf in gespieltem Entsetzen die
    Hände in die Luft. »So etwas darf man nicht sagen. In Rußland beschwört man damit das Unglück herauf. Hat man Ihnen das nach siebenhundert Unterrichtsstunden noch immer nicht beigebracht? Tss. Wir sollten auf die Vorbereitungen anstoßen.
    Das ist genug.«
    »Dann eben auf die Vorbereitungen.« Muldoon nahm einen
    vorsichtigen Schluck.
    Wladimir Pawlowitsch Wiktorenko war eine Art Legende
    unter den Kosmonauten – und auch unter den Astronauten. Er war kräftig, jovial und vital; der massige Schädel mit dem graumelierten kurzen Haar schien ohne Halsansatz aus dem Rumpf zu wachsen. Die rosigen Pausbacken rührten wohl vom Borschtsch und den Kartoffeln her. Er hatte in etwa den gleichen Werdegang wie Muldoon: im Jahre 1960 hatte er sich bei der ersten Anwerbungswelle für das Kosmonauten-Programm beworben. 1966 hatte er dann als Copilot an der Woschod 3-Mission teilgenommen, einem Flug, bei dem eine modifizierte Wostok-Kapsel in einem riskanten Einsatz zwei Leute in den Orbit befördert hatte, und Wiktorenko hatte zugesehen, wie sein Copilot aus der nicht gerade vertrauenerweckenden Luftschleuse ausstieg und einen Spaziergang im All unternahm.
    Gerüchten zufolge hatten die Sowjets Wiktorenko als erste Wahl für das inzwischen eingestellte Mondlandeprogramm vorgesehen. Muldoon hatte versucht, Näheres darüber zu
    erfahren, doch Wiktorenko hatte sich in Schweigen gehüllt.
    Und nun war Wiktorenko sozusagen Muldoons Kollege, der
    Kommandant der sowjetischen Besatzung für Moonlab-Sojus.
    Wiktorenko erkundigte sich nach Jill, Muldoons Frau, die er in Houston getroffen und mit seinem überwältigenden Charme betört hatte.
    Muldoon zuckte nur die Achseln.
    Jill war nicht gerade begeistert gewesen von seiner Rückkehr in den aktiven Dienst, und schon gar nicht von der Rückkehr zum Mond, um Gottes willen. Um die Wahrheit zu sagen, er wußte nicht einmal, ob sie noch auf ihn warten würde, wenn er von diesem Flug zurückkehrte.
    Er vermochte ohnehin nichts daran zu ändern. Er mußte
    einfach fliegen; für ihn war das ein Parameter, eine Tatsache, mit der er leben mußte. Auch wenn das letztlich die Trennung von Jill bedeutete. Er sprach das zwar nicht aus, doch er spürte, daß Wiktorenko ihn auch so verstand. Jedenfalls drang der Kosmonaut nicht in ihn.
    Muldoon spürte, wie die entspannende Wirkung des Wodkas
    einsetzte und spülte mit Bier nach.
    Nun füllte die Bar sich allmählich; NASA-Ingenieure und
    Techniker bildeten das Gros, flankiert von ein paar Sowjets.
    Dann kam Adam Bleeker hereinspaziert. Er nickte Muldoon zu und steuerte die Bar an.
    Es freute Muldoon, daß Amerikaner und Russen reibungslos zusammenarbeiteten. Es hatte auch lang genug gedauert, das zu bewerkstelligen. Anfangs hatten die Sowjets sich der Idee gemeinsamer Raumflüge widersetzt, weil sie den Amerikanern nicht trauten – und in den USA hatte man den Verdacht gehegt, daß die wahren Motive der Sowjets darin bestanden, sich Zugang zu amerikanischer Technik zu verschaffen.
    Doch das war Unsinn, sagte Muldoon sich. Schließlich war sowohl die Sojus-als auch die Moonlab/Apollo-Technik bereits zehn Jahre alt; was, zum Teufel, hätte man da noch abkupfern sollen? Zumal Carter und Ted Kennedy sich für dieses Projekt engagierten; Carter betrachtete die Moonlab-Mission – die eigentlich auf Nixon zurückging – als Symbol für seine Leistung, die Sowjets zur Unterzeichnung des SALT
    II-Vertrags zu bewegen.
    Manchmal kam Muldoon die Geschwindigkeit des Wandels
    geradezu unheimlich vor; sie schien sich zu erhöhen, je älter er wurde.
    »Wissen Sie, Wladimir, wir arbeiten nun schon seit ein paar Jahren an diesem Programm, doch manchmal kommt es mir noch immer irreal vor, daß wir, Sie und ich, in einer Moskauer Bar Wodka trinken. Die noch dazu vom KGB getrieben wird.«
    »Wie das?«
    »Wenn die Dinge sich anders entwickelt hätten, wäre

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