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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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schnell.
    Die Mechaniker halfen York aus dem Cockpit. Ihr war nicht mehr schlecht, aber sie fühlte sich desorientiert, als ob sie kleiner und leichter geworden wäre. Der bleierne Himmel über ihr und die feuchtwarme Luft setzten ihr zu.
    Stone klopfte ihr auf die Schulter. »Sie haben sich gut
    gehalten«, sagte er.
    »Ich hätte mich fast übergeben.«
    »Aber sie haben es nicht getan. Ich sagte Ihnen doch, daß Sie Potential hätten, York.«
    »Ja. Vielleicht.«
    Sie stand dort auf dem Rollfeld von Ellington und sah zu den Wolken empor. Sie erinnerte sich an diese paar Sekunden der Schwerelosigkeit und schwenkte die Arme nach oben.
    Stone beobachtete sie.
    Verlegen klemmte sie sich den Helm unter den Arm, nickte Stone knapp zu und begab sich auf den Weg zum Umkleideraum.
     
    Donnerstag, 27. November 1980
    Tjuratam-Kosmodrom, Kasachstan
     
    Der Himmel war wolkenlos und erstrahlte in einem satten
    Blau. Jenseits der Startanlagen peitschte der Wind Sand über die kahle, flache Steppe. Bert Seger war froh, daß er sich in der Sicherheit dieses Beobachtungsraums befand, fünf Kilometer von der Startzone entfernt.
    Hinter sich hörte er das Gemurmel der anderen Gäste –
    Manager, Politiker, Akademiker und Prominenz –, die sich eher für das üppige Büffet zu interessieren schienen und für die Verfolgung politischer und diplomatischer Ziele, die mit dieser gemeinsamen Mission verbunden waren.
    Seger hatte ein Fernglas umhängen; nun setzte er es an die Augen und betrachtete den Startkomplex.
    Die große N-1-Rakete ragte in den Himmel. N für Nositel –
    der Träger. Die Rakete saß auf einer Art Bühne am Rand einer Flammgrube. Die mobile Versorgungseinheit war bereits herabgesenkt worden; eine Dreiviertelstunde vor dem Start waren die Türme um neunzig Grad gekippt worden, so daß die Rakete frei stand. Sie hob sich nun als vertikaler Strich von dieser weiten, horizontalen Landschaft ab.
    Seger sah Brennstoffschwaden aus den Stufen der N-1
    entweichen, und der Dunst führte in der unbewegten Luft zu Schlierenbildung. Die drei unteren Stufen bildeten einen Kegelstumpf, der sich an der Grundfläche verbreiterte, und die oberen Stufen sowie das Raumschiff selbst waren als Zylinder auf diese Baugruppe gesetzt. Die oberen Stufen glichen in Größe und Form einer Saturn IB. Und irgendwo in diesem Komplex, so wußte Seger, verbarg sich das Raumschiff Sojus T-3; und darin verbargen sich wiederum zwei Kosmonauten und saßen die letzten Minuten des Countdowns aus.
    In seiner Gesamtheit wirkte das Gerät wie ein Kreml-Turm.
    Daß es sich bei der N-1 um keine amerikanische Konstruktion handelte, sah man auf den ersten Blick. Doch die N-1 war dennoch der Stiefbruder der Saturn. Sie war nach dem Krieg von einer Gruppe Deutscher entwickelt worden, die an denselben Nazi-Projekten gearbeitet hatten, die von Braun und seine Leute nach White Sands mitgenommen hatten. Noch ein Kind der V-2.
    »Hier.« Fred Michaels trat an seine Seite und reichte ihm ein Glas Wodka. »Sie sehen so aus, als ob Sie das vertragen könnten.«
    Seger beäugte den Hochprozentigen skeptisch. »Danke, aber ich trinke nicht an einem Starttag, Fred.«
    »Trinken Sie. Das ist ein Befehl. Bert, das ist Ihr Start, nicht unserer.«
    Seger rang sich ein Lachen ab und nahm den Drink. »Sie
    haben recht. Ich muß wohl immer alles unter Kontrolle haben.«
    »Ich kenne das Gefühl. Aber Sie müssen lernen, sich zu
    entspannen, wenn Sie eh nicht imstande sind, in den Ablauf der Dinge einzugreifen.«
    Michaels hatte natürlich recht. Die Sowjets und die
    Amerikaner hatten für diesen Flug Personal der jeweiligen Kontrollzentren ausgetauscht, so daß ein paar Amerikaner in Kalinin stationiert waren. Und im Kosmodrom von Tjuratam hatte man die Amerikaner bis zu diesem Beobachtungsbunker vorgelassen. Doch das war auch schon alles. Weder Seger noch sonst jemand von der amerikanischen Abordnung war in der Lage, die Abwicklung dieses Starts in irgendeiner Hinsicht zu beeinflussen. »Ich bin nur froh, daß nicht zwei von unseren Jungs da drinstecken«, sagte er. »Ich würde sie nicht mit dieser verdammten Kiste fliegen lassen. Fred, wir würden der N-1
    nicht einmal die Zulassung für den bemannten Raumflug
    erteilen.«
    Ungerührt zog Michaels seine antike Taschenuhr aus der
    Westentasche und las die Zeit ab. »Dann ist das sowjetische Raumfahrtprogramm also eine Luftnummer, was, Bert?«
    Seger nippte am Wodka. Das war ein höllischer Stoff, doch der Alkohol schien

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