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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Augen; doch sie mußte das durchstehen, ohne die Fassung zu verlieren. »Du hattest eine Verantwortung!
    Diese Männer im Orbit hatten sich auf dich verlassen…«
    Mit unwirschem Gesichtsausdruck schaute er auf sie herab.
    »Ich sehe dich seit einem Monat zum erstenmal wieder, und du gehst gleich zum Angriff über. Ich wünsche dir ein gutes beschissenes Neues Jahr, Natalie. Dann habe ich sie also getötet. Willst du das damit sagen?«
    »Aber die verdammte NERVA war noch nicht einsatzbereit.
    Oder?«
    »Natalie, du weißt doch gar nicht, wovon du sprichst.«
    »Oder? Du hattest seit Jahren an den Kühlsystemen gearbeitet, und dann hat sich das verdammte Ding überhitzt und ist explodiert…«
    »Ich wußte, was ich tat, Natalie.«
    »Du wußtest, daß es bei der NERVA zu einer Kernschmelze
    kommen würde?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, verdammt. Natalie, ein Abbruch wäre die einfachste Sache von der Welt gewesen.
    Wenn ich abgebrochen hätte, wäre die Mission verloren
    gewesen…«
    »Aber nicht die drei Menschen.«
    »…und vielleicht«, fuhr er verstockt fort, »hätten wir nie erfahren, was schiefgegangen ist. Und wir hätten das Leben von drei weiteren Leuten riskieren müssen, um es herauszufinden.« Er zupfte sich nervös am Bart. »Es ging so schnell, daß ich einfach nicht sicher war. Ich hoffte, die Lage würde sich wieder stabilisieren und wir würden die NERVA unter Kontrolle behalten. Es hätte auch anders kommen können, Natalie, und dann wäre es uns erspart geblieben, weitere Menschenleben zu riskieren. Doch genau das müssen wir nun tun. Es ist eine reine Kosten-Nutzen-Frage.«
    Sie war entsetzt. »Mein Gott, bist du ein Arschloch. Du hast sie umgebracht.«
    »Aber das stimmt doch nicht«, sagte er mit quengelnder
    Stimme. Er fühlte sich mißverstanden. »Schau: Die NASA ist einfach zu vorsichtig. Jede Sicherheitsmaßnahme erhöht die Komplexität und die Kosten einer Mission. Mit geringerem Sicherheitsaufwand wäre es uns gelungen, den Mond etwas früher zu erreichen und viel mehr Forschungsarbeiten durchzuführen, und…«, fuhr er trotzig fort, »ja, und wir hätten ein paar Märtyrer geschaffen…«
    »Wie kannst du nur von Märtyrern sprechen? Wenn du es
    nicht verbockt hättest, wäre Ben jetzt noch am Leben. Und die anderen, verdammt.«
    »Ach, sicher. Der wertvolle Ben. Darum geht es dir also, stimmt’s?« Er war nun richtig wütend.
    »Was soll das jetzt heißen?«
    Er schnaubte. »Ich weiß alles über dich und diesen
    abgefuckten Ben Priest, Natalie. Komm schon. Ich weiß es seit Jahren.«
    Du auch? Sie wollte das schon dementieren und ihm sagen, daß er sich irrte. Doch Ben war tot. Das wäre unter ihrer Würde.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich will die Einzelheiten gar nicht wissen. Es interessiert mich einen Scheiß. Und weißt du was?
    Ich glaube, es hat mich nie interessiert.«
    Sie beobachtete ihn, wie er im Raum umhertigerte. Er wirkte wie ein Fremder, ein Außerirdischer in ihrem Apartment.
    »Nein. Es hat dich nie interessiert, nicht? Ich kann nicht glauben…«
    »Was?«
    »Ich kann nicht glauben, daß ich dich jemals geliebt habe.«
    Er stutzte und schaute sie an; doch dann wurde sein Gesicht wieder maskenhaft starr vor Zorn. »Ja, schön, glaub was du willst.«
    »Wie kannst du das ausgerechnet jetzt sagen? Ben ist tot, um Gottes willen.«
    »Ich weiß, daß er tot ist!« schrie er. »So tot wie meine abgefuckte Karriere!«
    »Ist das alles, was dich interessiert?«
    Nun verzehrte er sich fast vor Wut. »Ja. Ja, vielleicht ist das alles. Das und die Tatsache, daß es wahrscheinlich das Aus für das Nuklear-Programm bedeutet.«
    »Raus hier!« sagte York.
    »Omelett und Eier, Natalie! Man erreicht nichts, wenn man nicht ein paar Risiken eingeht. Und mit dem, was wir aus diesem Flug gelernt haben – falls wir wieder fliegen dürfen –, werden wir es beim nächstenmal richtig machen.« Unter der Wut in seiner Stimme glaubte sie noch immer Verletzlichkeit herauszuhören, das Flehen um Verständnis. »Mein Gott, Natalie, wir könnten schon auf dem Mars sein. Aber die abgefuckte NASA…«
    Sie wandte sich von ihm ab. »Hau ab! Hau ab, Mike!«
    Sie sah ihm nicht einmal nach.
     
    Mike hatte in gewisser Weise recht. Er hatte eine Wahrheit ausgesprochen, die von vielen in der NASA auch als solche empfunden wurde. Wenn wir nur keine Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen müßten und mit voller Kraft
    weitermachen dürften…
    Geringere Zuverlässigkeit

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