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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Rettung solcher Patienten ist unmöglich, wenn das Herzgewebe erst einmal zerstört ist.
    Von der dreiköpfigen Besatzung der Apollo-N war nur Oberst Priest noch am Leben, als die Kapsel nach dem Wiedereintritt geborgen wurde. Die Strahlung vom explodierten Kern der NERVA hatte Oberst Priest von hinten erfaßt und Rücken,
    Waden, Damm und Gesäß am stärksten in Mitleidenschaft
    gezogen.
    Seine Mutter, Ehefrau und Sohn waren bei seinem Tod
    zugegen.
     
    Bericht der Präsidialen Kommission zum Zwischenfall mit Apollo-N, Band 1: Aussage von Dr. I. S. Kirby vor dem Medizinischen Analysegremium (Auszug). Washington, DC: Bundesdruckerei, 1981.

Januar 1981
    Lyndon B. Johnson-Raumfahrt Zentrum;
    Clear Lake, Houston
     
    In einem der Nebenräume des MOCR wurden die telemetrischen Daten untersucht, die das Kontrollzentrum in den letzten Minuten vor der Havarie von Apollo-N empfangen hatte. Die Wände waren mit Ausdrucken von jedem Sensor
    tapeziert, mit dem die Besatzung und das Raumschiff
    verbunden gewesen waren.
    Hier saß Natalie York nun. Sie hörte die Bänder mit den
    Stimmaufzeichnungen aus der Kabine der Kommandokapsel
    ab, las Protokolle durch und versah sie mit Anmerkungen.
    Die Besatzungsmitglieder hatten sich wie Wissenschaftler verhalten. Das war auch nicht verwunderlich – schließlich ging es darum, Daten zu sammeln. Hatten den Astronauten schon zu einem früheren Zeitpunkt Hinweise vorgelegen, daß sich Probleme mit der NERVA anbahnten? Vielleicht würde eine gründliche Analyse der Bänder Aufschluß darüber geben und weitere Anhaltspunkte für die Aufklärung des Falls liefern.
    Und York war in ihrer Eigenschaft als Leiterin der
    Kommunikation an jenem Tag geradezu prädestiniert, ihre
    Worte zu interpretieren.
    Sie mußte sich die Bänder immer wieder anhören.
    Bei jedem Durchgang hatte York den Eindruck, den ganzen
    Zwischenfall noch einmal zu durchleben. Ist es wegen mir schiefgegangen? – Wenn Mike nur nicht so passiv gewesen wäre. Wenn sie nur mehr Gespür für die Entwicklung bewiesen hätte – wenn sie imstande gewesen wäre, Ben zu warnen, daß der Kern außer Kontrolle geriet, hätte er die Kontrolle über die Kommandokapsel übernommen und das verdammte Ding abgeschaltet…
    Schließlich gelangte York an den Punkt, wo sie spürte, daß es ihr das Herz zerreißen würde, wenn sie sich Bens schwächer werdende Stimme noch einmal anhören müßte.
    Ich glaube, die Sache zwischen uns wird für immer offenbleiben, Ben. O Gott.
    Man hatte ihr nicht einmal erlaubt, ihn vor seinem Tod noch einmal zu sehen.
     
    »Mama?«
    »Ich komme zu dir, Natalie.«
    »Nein, Mama.«
    »Versuch nicht, mich davon abzubringen. Ich weiß, daß du mich jetzt brauchst.«
    »Wieso?«
    »Ich weiß, wieviel Ben dir bedeutet hat.«
    Das verschlug York zunächst die Sprache; sie wollte sogar schon auflegen. »Was weißt du davon?«
    »Du bist nicht sehr erfahren in dieser Hinsicht, nicht wahr, meine Liebe? Ich habe dich auf der Party gesehen, kurz nachdem du nach Portofino gezogen warst… Es war
    offensichtlich, Natalie. Selbst wenn ich nicht deine Mutter gewesen wäre, hätte ich es gewußt. Ich mußte mir nur ansehen, wie ihr beide miteinander umgegangen seid. Wie ihr euch geflissentlich aus dem Weg gegangen seid. Und wenn ihr euch dann doch begegnet seid, schient ihr so vertraut, als ob ihr euch auch ohne Worte verständigen würdet…«
    Mein Gott. Ich bin wohl keine sehr gute Schauspielerin.
    Wissen dann alle Bescheid?
    Ein Schlüsselbund rasselte an der Tür.
    »Ich muß Schluß machen, Mama.«
    »Ich komme dich besuchen.«
    »Nein.«
    »Ben Priest war verheiratet, nicht wahr? Ich habe es in…«
    »Mach’s gut, Mama.« Sie legte auf.
    Mike Conlig stand im Raum und schaute sie an. Er trug eine Reisetasche mit Aufklebern von Fluggesellschaften, aus denen hervorging, daß er in Marshall gewesen war.
    Es war das erstemal, daß sie ihn seit der Havarie gesehen hatte. Das war über einen Monat her.
    »Du warst erstarrt«, sagte York spontan. »Du warst erstarrt.
    Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht, Mike?«
    Mike stellte die Tasche ab und ging mit seinem schweren
    Mantel im Apartment auf und ab. Er hatte einen ungepflegten Pferdeschwanz, und sein Bart überwucherte den Hals. »Ich war nicht erstarrt«, sagte Conlig.
    »Wenn du wußtest, daß du kein Wort mehr rausbringen
    würdest, hättest du deinen Platz zur Verfügung stellen
    müssen«, sagte York. Sie spürte einen Kloß im Hals und einen Druck hinter den

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