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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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bedeutete nämlich geringere
    Entwicklungskosten und eine schnellere Umsetzung in die
    Praxis.
    Das war ein ebenso heimtückisches wie verführerisches
    Argument.
    Die Maschine ist alles! Ja, wir müssen Menschen in diese Maschinen stecken, und wir haben ein paar Probleme damit, und ein paar von ihnen zerbrechen an ihren Erfahrungen, und ein paar weitere sterben auf qualvolle und wenig heldenhafte Art – wie der liebe Ben, der in einem Krankenhausbett verrottet und einen Monat nach dem Flug gestorben war –, aber der Zweck heiligt nun einmal die Mittel.
    Zumal wir keinen Mangel an Bewerbern haben.
    Und am schlimmsten war, daß die NASA – ein Kind des
    Kalten Kriegs – nie die Wahrheit über eine Situation sagte, wenn sie nicht dazu gezwungen wurde. Und schon gar nicht, wenn diese Wahrheit ihr eine schlechte Presse bescherte. Das alles verbarg sich hinter dem Glanz: die Gefahren, das qualvolle Sterben, der fast psychotische Wunsch mancher Ingenieure und Besatzungsmitglieder, ins All zu fliegen.
    Es ist nicht nur Mike. Es gibt nicht einmal ›sie‹, denen man die Schuld geben könnte.
    Alle Astronauten steckten mit drin: all jene, die sich freiwillig selbst für die gefährlichste Mission meldeten und der Verschleierungstaktik Vorschub leisteten. Das galt sogar für Ben. Er hatte an NERVA mitgearbeitet; er mußte von ihrer mangelhaften Einsatzbereitschaft gewußt haben.
    Auch ich, gestand sie sich schließlich ein. Sogar ich bin schuldig. Für die Arbeit bei der NASA kompromittiere ich meine wissenschaftlichen Grundsätze. Doch das ist noch nicht alles.
    Indem ich an dem Programm teilgenommen habe, indem ich ihm meine stillschweigende Unterstützung gewahrt habe, bin ich genauso mitschuldig an Bens Tod wie die defekte NERVA.
    Sie setzte sich auf einen Stuhl, schlang die Arme um den Körper und legte den Kopf auf die Knie.
    Und nun muß ich mich entscheiden. Soll ich aussteigen?
    Vielleicht die Wahrheit in die Welt hinausschreien?
    Oder soll ich bleiben, damit Bens Tod nicht umsonst war?
    Etwas in ihrem Innern, kalt und hart und selbstsüchtig, sagte ihr, daß Ben es war, der gestorben sei, und nicht sie. Und der Mars war immer noch da und wartete auf sie.
    Vielleicht rationalisierte sie nur; vielleicht versuchte sie nur, ihr Verbleiben im Programm zu rechtfertigen.
    Und vielleicht hatte sie Mike mit seinem Gerede von den
    Märtyrern nur deshalb rausgeworfen, weil ein Teil ihrer Seele seiner brutalen Analyse zustimmte.
    Am nächsten Tag ließ sie die Schlösser auswechseln, packte Mikes Kram und schickte ihn nach Huntsville. Und dann bot sie das Apartment in Portofino zum Verkauf an.
     
    Dienstag, 20. Januar 1981
    NASA-Hauptquartier, Washington
     
    Nachdem das Manuskript des internen Berichts der NASA auf seinem Schreibtisch gelandet war, bestellte Michaels Seger, Muldoon und Udet zu einer Besprechung in sein Washingtoner Büro.
    Die drei saßen in einer Reihe an der anderen Seite des
    Schreibtischs. Muldoon wirkte angespannt, ärgerlich und
    unbehaglich. Seger machte einen energischen und fast schon zu fröhlichen Eindruck. Und Udet gab sich reserviert und musterte Michaels und die anderen Anwesenden mit seinen himmelblauen Augen.
    Michaels nahm das Manuskript in die Hand und legte es
    wieder auf den Tisch. »Ich habe versucht, das zu lesen. Ich weiß, daß ich jeden Punkt beantworten muß. Meine Herren, ich möchte, daß Sie diese verfluchte Explosion mit mir durchgehen. Schritt für Schritt, von vorne nach hinten und zurück – so lange, bis ich es begriffen habe. Haben Sie das verstanden? Hans, möchten Sie anfangen?«
    Udet nickte energisch. »Natürlich, Fred. Der Defekt trat auf, als wir die S-NB auf die Wiederanlauf-Zündung vorbereiteten.
    Ich möchte Sie indes darauf hinweisen, daß die Rakete
    während der ersten Brennphase einwandfrei funktioniert
    hatte…«
    »Ich erinnere mich.«
    »Die Moderatoren wurden eingeregelt, um den Kern auf die Betriebstemperatur von dreitausend Grad zu bringen. Die Turbopumpen wurden gestartet, und dann floß Wasserstoff
    durch den Kühlmantel und den Kern. Wir registrierten einen Schubanstieg auf den Nominalwert; das Kabinen-Protokoll belegt, daß die Besatzung davon Kenntnis hatte. Dann…«
    »Und dann«, sagte Joe Muldoon trocken, »ist ein Störfall eingetreten.«
    Der Fluß des flüssigen Wasserstoffs in die Kühlmäntel geriet ins Stocken, sagte Udet. Später stellte sich, heraus, daß sich in den Rohrleitungen, die den Wasserstoff zum Triebwerk transportierten,

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