Mission Ares
Teilnahme an diesen Flügen.
Also mußte York sich zusammennehmen, wenn sie den Käfig
verließ.
Wie ist es gelaufen? Sie haben keinen Blackout gehabt, oder?
Ich? Kommt schon. Es war wie ein turbulenter Flug in einem Flugzeug, mehr nicht …
Natürlich.
Als die Ärzte ihr aus dem Käfig halfen, stellte sie fest, daß der Rücken an den Stellen, wo das Blut durchs Fleisch gepreßt worden war, Blutergüsse aufwies. Und sie hatte Kopfschmerzen wie nach einem wüsten Besäufnis.
Kinkerlitzchen. Probleme? Ich? Kommt schon.
Während sie in der Badewanne lag und sich regenerierte,
erhielt sie eine Nachricht von Muldoon.
Sie – und der Rest der Astronauten – sollten das nächste Flugzeug nach Houston nehmen und sich bei Muldoon melden.
Das war nicht nur ein ungewöhnlicher, sondern ein noch nie dagewesener Vorgang.
Sie kletterte aus der Wanne und trocknete sich ab. Das leichte Herzklopfen, das sie nun spürte, rührte nicht von der Beschleunigung her.
Ares. Es geht los.
Als York den kleinen Konferenzraum im zweiten Stock von
Gebäude 4 betrat, war er bereits überfüllt. Joe Muldoon saß auf einem Podest an der Stirnseite des Raums an einem Tisch und blätterte in Folien für einen Overhead-Projektor.
York kämpfte sich durch einen Block aus mit Polohemden
bekleideten männlichen Astronauten vor und fand schließlich einen Platz an der Rückseite des Raums. Neben ihr saß ein Mann, der schon einmal um den Mond geflogen war.
Muldoon weiß bestimmt, sagte York sich, daß er jede hier anwesende Person absolut im Griff hat.
Eine der Fragen, die sie im Zusammenhang mit dem
Auswahlverfahren für die Besatzungen beschäftigte, lautete, ob Männer wie Muldoon es genossen, Macht auszuüben. Doch wo sie Muldoon nun beobachtete, wie er nervös mit dem Fuß auf den Boden tappte und in verkrampfter Haltung dasaß, kamen ihr gewisse Zweifel.
Was, von ihrer Warte aus gesehen, nur für ihn sprach.
Der Raum war von lebhafter Konversation erfüllt und hallte von tiefen Stimmen wider, in denen allerdings auch leichte Nervosität mitschwang. Es herrschte eine lockere Atmosphäre, als ob die Leute sich im Grunde gar nicht als Konkurrenten betrachteten. Eben, schließlich geht es hier nur um die Zusammenstellung der Besatzungen für das wichtigste Raumfahrtprogramm der nächsten Jahre. He, hast du am Samstag die Sportschau gesehen?
Nun erhob Muldoon sich, stemmte die Hände in die Hüften
und überflog das Astronauten-Korps. Mit den blauen Augen und dem Bürstenhaarschnitt wirkte er wie die Karikatur eines Schleifers bei der Armee, sagte York sich.
Die Gespräche verstummten, und Muldoons Blick schweifte
über Reihen mit schweigenden Leuten.
Muldoon sprach ohne Mikrofon. Er verzichtete auf eine
Einleitung und kam gleich zur Sache. Er sagte:
»Die Leute, die als erste zum Mars fliegen werden, befinden sich hier in diesem Raum.«
»Sie wissen inzwischen von den Einschnitten im Ares—
Missionsprofil.«
Er schaltete den Overhead-Projektor ein, und ein Bild wurde auf eine Leinwand hinter ihm geworfen. Es handelte sich um eine maschinengeschriebene Liste, die auf Folie kopiert worden war. »Wir haben acht Flüge angesetzt, sowohl
bemannte als auch unbemannte. Wir haben sechs vorläufige Missions-Klassen definiert: A bis F. Hauptsächlich handelt es sich um Missionen im Erdorbit, wo die Systemkomponenten erprobt werden. Mit dem letzten Flug – Missions-Klasse F –wird dann eine Landung auf dem Mars angestrebt.
Anhand der Folie sehen Sie, daß die beiden A-Klasse-Missionen der Erprobung des neuen Saturn VB-Triebwerks dienen, mit dem Apollo-und MEM-Modelle ins All
geschossen werden. Die B-Mission ist der erste bemannte Flug in den Erdorbit – oder vielleicht auch Mondorbit –, um der Saturn VB die Zulassung für den bemannten Raumflug zu erteilen. Diesmal werden eine echte Apollo, aber immer noch ein MEM-Modell verwendet. Bei der C-Mission handelt es sich wieder um einen unbemannten Flug, und zwar um die
Erprobung eines MEM-Prototypen unter annähernden
Einsatzbedingungen. Die DMission ist der erste bemannte MEM-Flug in den Erdorbit – ein Dauertest, um die Raumtüchtigkeit zu testen.
Bei den beiden E-Klasse-Missionen handelt es sich wieder um bemannte MEM-Tests, wobei wir die neuen Landesysteme im Rahmen von Landungen auf dem Mond und/oder auf der
Erde erproben wollen. Außerdem erwarten wir in dieser
Periode die Bestätigung der orbitalen Montage-Prozeduren.
Die F-Mission umfaßt dann den Flug
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