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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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erste Bruder auf dem Mars. Er lernte zwar, damit umzugehen, aber es war dennoch ausgesprochen lästig. Zumal es dabei nicht einmal um seine Person ging.
    Was ihn betraf, so war er einzig und allein Ralph Gershon und keine Marionette.
    Dennoch erwies die Mission sich als Rohrkrepierer: vom
    Start weg nichts als Probleme.
    Es fing schon vor dem Start an. Gershon hatte gesehen, wie JKs Leute von Columbia sich die Haare rauften beim Versuch, Raumschiff 009 in der Montagehalle von Cape Canaveral durch die Endkontrolle zu bekommen. Es hatte Zeiten gegeben, da Gershon vom Scheitern des Projekts überzeugt gewesen war.
    Nachdem sie schließlich doch in den Orbit gegangen waren und den Kopplungstunnel zwischen Apollo und MEM geöffnet hatten, war Gershon in einen Schneesturm aus Fiberglas geraten. Es war aus der Isolierung der Tunnelwandung
    ausgetreten. Gershon und Bleeker hatten die ersten Stunden im MEM damit verbracht, den Müll abzusaugen. Am Ende klebte das Zeug im Haar, an den Wimpern und im Gesicht, so daß sie aussahen wie gerupfte Hühner.
    Anschließend waren Bleeker und Gershon durchs ganze
    MEM gekrabbelt und hatten die Subsysteme umfangreichen
    Tests unterzogen. Und bei jedem dieser Tests waren Probleme aufgetreten, die eine Diagnose und einen erneuten Test erforderten.
    Dann war ein eigenartiger, säuerlicher Geruch aus dem
    UmweltüberwachungsSystem des Wohnmoduls gedrungen,
    als dessen Ursache sie schließlich ein Stück Isolierung
    ausmachten, das hinter einer Verkleidung verschmorte. Bei der elektrischen Anlage waren ein paar Störfälle aufgetreten, die den Ausfall ganzer Instrumentenkonsolen zur Folge hatten.
    Dann führte das Trägheitsrichtgerät sich – bildlich gesprochen
    – auf wie ein Schwein und wälzte sich in der Metallkugel, so daß es ständig aus der Arretierung sprang. Obendrein ließen die Antennen des MEM sich nicht mehr ausrichten, so daß die Verbindung zu Apollo und zur Erde zeitweilig unterbrochen war…
    Dieser Verdruß hatte das Verhältnis zwischen Besatzung und Bodenstation erheblich belastet. Während sie sich mit dem Raumschiff herumärgerten, hatte Bleeker zu seinem Leidwesen erfahren, daß Houston sich weigerte, Kompromisse bei den wissenschaftlichen und PR-Elementen des Flugplans zu schließen – die, was Bleeker und Gershon betraf, im Vergleich zu den konstruktiven Zielen der Mission ziemlich weit unten rangierten. Also zeigte Bleeker ein für seine Verhältnisse ausgesprochen resolutes Verhalten und legte sich mit den Flugleitern an. Er ließ Fernsehübertragungen platzen und strich ganze Abschnitte aus dem Flugplan.
    Als der Capcom der Besatzung eröffnete, die Flugleiter
    wollten die Kommandokapsel im Sturzflug runterholen, hielt Gershon das nur bedingt für einen Witz.
    Schließlich war Gershon der Probleme so überdrüssig, daß er eine Flasche in Form einer Zitrone aus dem Proviantraum holte und sie vor der Kamera zwischen den Fenstern des MEM
    aufhängte. Damit wollte er die Wertschätzung der Besatzung für das Schiff zum Ausdruck bringen.
     
    Im Moment hörte Gershon nur das dumpfe Rasseln der sich
    öffnenden und schließenden Kugelventile des Aufstiegs—
    Triebwerks. Das Geräusch hatte etwas Tröstliches und gab ihm die Gewißheit, daß die Mission planmäßig verlief.
    Die Erde entfernte sich von Gershon, während die
    Aufstiegsstufe sich dem Rendezvous mit der New Jersey näherte, der im Weltraum wartenden Apollo. Der Aufstieg verlief so glatt, daß Gershon sich in einem gläsernen Aufzug wähnte.
    Er hatte nicht viel zu tun. Weil das Triebwerk der
    Aufstiegsstufe keinen Reservemotor hatte – es mußte funktionieren –, war es so einfach wie möglich konstruiert und bestand nur aus zwei beweglichen Teilen: Kugelventile, die Treibstoff und Oxidator in die Brennkammer leiteten. Das mit Sauerstoff und Methan beschickte Triebwerk verfügte weder über ein Drosselventil noch über eine Starterklappe; wenn man den Hauptschalter umlegte, sprang das Triebwerk an und brannte für etwa zehn Minuten. Das genügte, um die Besatzung vom Mars wegzubringen und in eine Parkbahn zu gehen.
    Gershon beugte sich in den Gurten nach vorn. Durchs Fenster sah er die abstürzende Landestufe. Der stumpfe Kegel, in dessen Mitte ein tiefes Loch klaffte, schleppte die gekappten Kabel und Schläuche nach.
    Die Isolierfolie war vom Abgasstrahl der Aufstiegsstufe
    zerrissen worden, und Gershon sah kreisförmig wegdriftende Fetzen.
     
    JK Lee stand im Leitstand an der Rückseite des

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