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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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MOCR und
    rauchte eine Zigarette nach der anderen. Auf allen Bildern, die in den letzten Tagen vom MEM zur Erde geschickt worden waren, erkannte man deutlich die kleine Plastikzitrone, die unter dem Richtteleskop schwebte. Er wußte dieses Symbol durchaus zu deuten: es handelte sich um eine Botschaft von der Besatzung – wahrscheinlich von Ralph –, die für ihn bestimmt war.
    Doch das berührte ihn nicht und tat seiner Hochstimmung
    keinen Abbruch. Nein, Sir! Natürlich hatte die Besatzung Probleme, doch damit hatte sie rechnen müssen; schließlich ging es bei diesem Testflug darum, Fehler aufzuspüren. Es enttäuschte ihn, daß Ralph Gershon das nicht begriff. Für Lee war nur wichtig, sein Schiff dort oben im Orbit zu beobachten, Pannen hin oder her; sein Schiff, das wider Erwarten doch noch rechtzeitig ausgeliefert worden war.
    Lee fühlte einen großen Triumph. Es kam ihm so vor, als ob er, um diesen Tag zu erleben, gegen alles und jeden hatte kämpfen müssen – die NASA-Führung, die Zulieferer, die Astronauten, halb Columbia, sogar gegen seinen eigenen,
    treulosen Körper. Doch er hatte es geschafft, und die
    Manifestation dieser Leistung befand sich nun dort oben im Orbit, erschien überlebensgroß auf den Bildschirmen an der Stirnseite des MOCR und auf den Fernsehbildschirmen in der ganzen Welt. Welch ein Sieg! Lee hatte das Gefühl, den größten Triumph seiner Laufbahn errungen zu haben. Dahinter würde sogar der Moment zurücktreten, wo ein anderes seiner Babies, die im Reinraum zu Newport das Licht der Welt erblickt hatten, die Teller der Landebeine auf den Mars selbst stellte.
    Ralphs abgefuckte Zitrone interessierte ihn nicht im
    geringsten.
    Er brach in Gelächter aus, ohne sich um die Reaktion der Leute zu scheren und holte die nächste Zigarette aus der Packung.
     
    »Sechsundzwanzig Sekunden«, sagte Bleeker. »Wir werden
    leicht nach vorn kippen. Ein sehr glatter, sehr ruhiger Flug.«
    Gershon bereitete das MEM auf das Nickmanöver vor. Im
    Glauben, es befände sich fünfzehnhundert Meter über der
    Oberfläche des Mars, sollte das MEM sich der
    Programmierung gemäß leicht aufrichten, um sich im MarsOrbit mit dem Rest des Ares-Verbunds zu treffen.
    Der Horizont wanderte nach rechts aus.
    Gershon, auf dem ohnehin schon ein Gewicht lastete, wurde in den Gurten nach vorn gerissen.
    Das Manöver hatte zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden.
    Doch das Nicken selbst war ihm heftiger erschienen, als er erwartet hatte.
    Und das Nicken hielt an; hinter dem Fenster rollte die
    Wolkendecke der Erde nach oben und verwandelte sich von
    einem Boden in eine Wand.
    »Was, zum Teufel, ist das?« sagte Bleeker.
    »Heißes Mikro, Adam«, rief Ted Curval.
    Sie wissen selbst nicht, was geschieht, wurde Gershon sich bewußt.
    Die leuchtende Landschaft zog nun über seinem Kopf
    hinweg, und Schatten wanderten über die Unterbrecherbänke.
    Dampf, der aus den Düsen der Lagekontrollsteuerung austrat, waberte vor dem Fenster.
    Doch die Automatik übernahm nicht wieder die Kontrolle.
    Die Rotation beschleunigte sich.
    »Mein Gott«, sagte Bleeker sarkastisch. »Das ist das reinste Karussell. Mir fliegen noch die Augen aus dem Kopf.«
    Ein orbitaler Sturzflug: Gershon erkannte, daß Bleeker recht hatte.
    Bald rotierte das MEM mit einer Umdrehung pro Sekunde,
    und die Erde raste an den Fenstern vorbei. Sonnenlicht schien stroboskopartig in die Kabine, blendete die Männer und raubte ihnen die Orientierung.
    Die Instrumentenkonsole verschwamm vor Gershons Augen.
    Nun mußt du mal was für dein Geld tun, Junge.
    Er legte eine Reihe von Schaltern um und versuchte, das
    Problem methodisch einzugrenzen. Vielleicht hatte ein
    Steuertriebwerk sich nicht abgeschaltet; diese Möglichkeit prüfte er zuerst. Worum auch immer es sich handelte, er mußte die Drehbewegung schleunigst abstellen; sonst bestand die Gefahr, daß die Lenkungssysteme völlig blockierten. Er mußte auf manuelle Steuerung gehen, bevor das eintrat.
    Er packte den Steuerknüppel und aktivierte die
    Lagekontrollsteuerung, wobei er die Erde als Bezugspunkt nahm. Er versuchte, dem Taumeln der Aufstiegsstufe entgegenzuwirken und die Iowa zu stabilisieren.
    Zunächst verstärkte die Rotation sich noch; es war, als ob die Steuertriebwerke keine Wirkung zeigten. Ihm wurde schwindlig. Er und Bleeker legten hektisch Schalter um. Wenn sie das MEM nicht bald unter Kontrolle brachten, bestand die Gefahr, daß sie ohnmächtig wurden; und dann wäre Apollo unmöglich in

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