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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nun
    hinter mir habe, mache ich mit Volldampf weiter…«
    Cane schnitt ihm das Wort ab. »Hören Sie mir zu, JK. Es gibt ein paar Dinge in diesem Geschäft, von denen Sie keine Ahnung haben. Ich spreche nicht von spezifischen Problemen.
    Ich spreche von…«
    –
    er machte eine wischende
    Handbewegung – »einem kumulativen Effekt.«
    Lee war ebenso beunruhigt wie verwirrt. »Kumulativ?«
    »Eins kommt zum andern. Es ist eine Frage des Images. Es hat schon viele Kommentare zur Leistung der Apollo-Technik gegeben – wobei es sich immerhin um bewährtes Gerät handelte, das die Astronauten sicher wieder nach Hause
    brachte. Und vergleichen Sie das nun mit den Problemen des MEM. Vielleicht hätte doch Rockwell den Zuschlag bekommen sollen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Unter solchen Umständen muß man sich seiner Sache hundertprozentig sicher sein. Da nützt es auch nichts mehr, die aufgetretenen Fehler zu beheben. Hat man sich erst einmal in eine solche Lage manövriert, werden alle möglichen Fragen gestellt. Fragen bezüglich der Kompetenz meines Unternehmens.« Lee hörte Frustration und Zorn aus Canes schwacher Stimme heraus.
    »Wenn sie einen erst als Versager abgestempelt haben, ist man erledigt.«
    Er wandte sich Lee zu. Die wässrigen Augen glänzten im vor Zorn und Kummer zerfurchten Gesicht. »Und genau das ist uns nun passiert, JK. Die NASA, der Kongreß, die Presse – sie haben uns – mich – als Versager abgestempelt.«
    Der Schmerz, der in seinen Worten mitschwang, ging Lee ans Herz. »Mein Gott, Art, so schlimm ist es auch wieder nicht.«
    »Sie wissen, daß man schon wieder erwägt, uns den Vertrag zu kündigen.«
    »Das können sie nicht tun«, sagte Lee. »Das wissen Sie doch.
    Nicht ohne den Zeitplan über den Haufen zu werfen.«
    »Man will einen Großteil der Arbeiten am MEM an Aerojet, Boeing, General Electric, McDonnell und Martin übertragen«, sagte Cane, der zunehmend in Rage geriet. »Und vielleicht drücken sie uns dann noch Projektmanager von Rockwell aufs Auge…«
    »Das wollten sie doch schon die ganze Zeit tun«, sagte Lee lachend.
    »Das ist kein Witz, verdammt noch mal«, sagte Cane barsch.
    »Vielleicht wird die NASA es nicht tun. Vielleicht kann sie es nicht. Aber sie spricht davon. Und das ist der Punkt.
    Gottverdammt, begreifen Sie das denn nicht? Die NASA will uns zeigen – und dem Kongreß und der Presse –, wie ernst sie die ganze Sache nimmt.
    Und in der NASA sind schon Köpfe gerollt. Wußten Sie das?
    Leute, die Faxen gemacht haben, anstatt ein Auge auf uns zu haben.« Er leierte eine Namensliste von Leuten in Marshall und Houston herunter.
    »Na und; sehen Sie, Art, diese Leute saßen hauptsächlich in der Verwaltung. Es ist verdammt egal, ob sie gehen oder bleiben. Nur auf die Ingenieure kommt es an. Das wissen Sie doch auch.«
    »Aber es kommt überhaupt nicht darauf an, was ich denke.
    Verstehen Sie das denn nicht, JK? Es handelt sich um eine Absichtserklärung. Für Sie mag das abstrakt erscheinen, wie ein Spiel; aber glauben Sie mir, für die Politiker ist es höchst real. Wir müssen irgendwie reagieren.«
    Schlagartig verflog Lees Euphorie, und er wurde sich der Problematik in ihrer ganzen Tragweite bewußt. »O mein Gott, Art. O nein. Das können Sie nicht tun.«
    Cane legte Lee die Hand auf den Arm. »Es tut mir leid, JK.
    Aber ich muß es tun. Wohin ich sehe, Termin-und Etat-
    Überschreitungen. Eine schlampige Arbeitsorganisation. Ein Testflug, der fast in einem Fiasko geendet hätte, noch dazu in einem tödlichen Fiasko.«
    Lee schaute auf den Hinterkopf des Fahrers und sah die
    NASA-Straße Eins an den Wagenfenstern vorbeigleiten. Er
    versuchte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren: die nach Leder riechenden Sitze, die kühle Luft, die aus den Düsen der Klimaanlage strömte. Doch er war wie betäubt, als ob er wie Adam Bleeker und seine Besatzung in einem Druckanzug isoliert wäre.
    »Ich hätte fast mein Leben für dieses gottverdammte Projekt geopfert, Art.« Und meine Ehe. »Sie wissen, daß wir kurz vor dem Ziel sind, nicht wahr?«
    »Ja, JK. Ich…«
    »So dicht dran.« Er hob Daumen und Zeigefinger. »Und ich bin es gewesen, der Sie überhaupt so weit gebracht hat. Die ganze verdammte Konzeption, das von Apollo abgeleitete Design des MEM, das alles stammte von mir, Art. Und ich bin es gewesen, der das Projekt vorangetrieben hat. Und nun wollen Sie mich abservieren, nur um einem Haufen fauler
    Säcke in Washington Genüge zu tun,

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