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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Erhöhung der Sozialausgaben in den Jahren nach Präsident Reagans Rücktritt in 1988.
    Paradoxerweise führt die entmenschlichende Erfahrung der RAUMFAHRT zu einem tieferen Verständnis der MENSCHLICHKEIT, welche die Astronauten ablegen
    müssen. Sie vermittelt uns eine neue Perspektive:
    - VERACHTUNG für unsere Werke
    - Steigerung der SELBSTACHTUNG
    Diese neue Perspektive ist geeignet, uns näher an GOTT
    heranzuführen.
    Doch allzu oft schwankt die Erfahrung der RAUMFAHRT,
    wie sie der Allgemeinheit von der Regierung und öffentlichen Körperschaften vermittelt wird, die der Raumfahrt positiv beziehungsweise negativ gegenüberstehen, zwischen zwei spiegelbildlichen Idolen, von denen eins so falsch ist wie das andere: -
    MELLONOLATRIE, das heißt die unkritische Verehrung
    der Technik als Selbstzweck,
    -
    MISONEISMUS, eine gleichermaßen unbegründete
    Angst vor und Haß auf Technik.
    Gibt es denn ein besseres Argument als dieses, um uns endlich der Raketen mit den tödlichen NUKLEAR-Herzen zu entledigen?…
     
    Auszug aus ›Mellonolatrie und Misoneismus: Die Zwillings-Idole der Raumfahrt‹, Rev. B. Seger, Kirche des Heiligen Joseph, Cupertino. Alle Rechte vorbehalten.
     
    Montag, 3. Dezember 1984
    Lyndon B. Johnson-Raumfahrtzentrum, Houston
     
    Ralph Gershon stand in der Schleuse der MEM-Attrappe. Sein Gesicht war hinter dem Helmvisier klar zu erkennen. »In Ordnung, Natalie. Wenn du nun eintreten möchtest.«
    »Rog, Ralph.«
    Die auf der simulierten Marsoberfläche stehende York
    machte einen Schritt auf das MEM zu.
    Bei der Bewegung zerrten die Brustgurte brutal an ihr, und sie wurde einen Meter in die Höhe gerissen. Sie kippte nach vorn.
    Der Anzug, in dem ein Druck von fast dreihundert Gramm pro Quadratzentimeter herrschte, blähte sich auf wie ein Ballon.
    Sie war zur Bewegungsunfähigkeit verurteilt.
    Sie kippte wie ein gefällter Baum.
    Sie landete auf den Knien und stützte sich mit den
    behandschuhten Händen im Schmutz ab. Der Erdboden bestand aus eingetrocknetem Houston-Matsch, der mit pinkfarbenen Steinchen übersät war: sie befand sich auf etwas, das die Astronauten fälschlich als einen Gesteinshaufen, eine simulierte Marsoberfläche, bezeichneten. Diese Oberfläche war mehr oder weniger eben, denn ebene Flächen waren der Ort, an dem nach den Vorstellungen der konservativen Missions-Planer das MEM landen sollte.
    »Gottverdammtes Geschirr.«
    »Du sagst es, Natalie. Darf ich dir helfen?«
    »Nein. Nein, ich komme schon klar, verdammt.«
    York war an einem Marsgravitations-Simulator vertäut. Das Brustgeschirr war mit Seilen an einer Stange befestigt, wobei die Seile über Flaschenzüge geführt wurden, die ihr Gewicht um zwei Drittel reduzierten. Wie auf dem Mars. Nur daß sie auf dem Mars nicht bei jedem Schritt von einem lächerlichen Strick zurückgerissen werden würde.
    Um aufzustehen, mußte sie sich vom Boden abstoßen und
    warten, bis das Geschirr sie wieder auf die Füße gestellt hatte.
    Dann konnte sie nur hoffen, daß sie nicht wieder vornüber kippte.
    Sie stand schwankend da und breitete die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. Durch den Helm sah sie, wie die Techniker ihr ironisch applaudierten.
    »Beachte die Arschlöcher gar nicht«, riet Gershon ihr.
    »Rog.« Sie atmete durch. »Ich versuch’s noch mal, Ralph.«
    »Nur die Ruhe, Natalie. Tapferes Mädchen…«
    Langsam und bedächtig machte sie einen Schritt vorwärts. Es war viel einfacher, den Fuß zu heben, als ihn wieder aufzusetzen. Bei jedem Schritt beschrieb sie eine flache Parabel durch die Luft und landete dann knirschend im eingetrockneten Matsch. Die Bewegungen waren so träge, als ob sie in einer viskosen Flüssigkeit geschwommen wäre. Es erschien ihr wie ein Traum.
    Endlich bekam sie etwas mehr ›Drehmoment‹. Allerdings
    machte sich nun die Masse des Rückentornisters bemerkbar, und sein Trägheitsmoment lenkte sie von der Ideallinie ab.
    Jede Richtungsänderung mußte sie vier oder fünf Schritte im voraus einleiten.
    Das von Flutlichtern angestrahlte MEM trieb vor ihr; so nah und doch so fern. Die offene Luke der Attrappe klaffte vor ihr, und das fluoreszierende Licht im Innern enthüllte die hölzerne Konstruktion.
    Nicht weit vom MEM stand das Modell eines Mars-Rovers.
    An der Vorderseite war eine Kamera montiert, die nun zu ihr herumschwenkte und sie mit der dunklen Linse anglotzte. Die Kamera war auf Aufnahme geschaltet. York kam sich unter ihrem Blick wie ein Gorilla vor, der im Käfig

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