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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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manövrieren.
    Acht Sekunden bis zur Zündung. York spürte einen Stoß im Rücken: Hilfstriebwerke an der Grundfläche der
    Mehrstufenrakete wurden gezündet, um vor der Hauptzündung den Brennstoffschwund in den Tanks zu kompensieren und das Schiff zu trimmen.
    ›99:40‹, der Start-Code, erschien auf dem Monitor vor Stone.
    Sind Sie sicher, daß Sie das tun möchten?
    Unter dem Bildschirm befand sich ein Knopf mit der
    Aufschrift WEITER. Stone streckte einen behandschuhten
    Finger aus und drückte auf den Knopf.
    Gershon zählte abwärts: »Fünf. Vier…«
    York rüstete sich für den entscheidenden Moment.
     
    Ein dumpfes Rumoren ertönte und pflanzte sich durch die
    Mehrstufenrakete fort, während die vier mächtigen Triebwerke der MS-II neunzig Meter tiefer zündeten. Die Beschleunigung war langsam, fast sachte und drückte sie mit leichtem Druck auf die Liege.
    Nach siebenunddreißig Stunden in der Mikrogravitation
    fühlte sie sich richtig schwer. Doch wenigstens war der
    Übergang nicht so abrupt wie beim letztenmal: diesmal verlief der Flug wirklich wie im Simulator. Im weiteren Verlauf der Mission – nachdem Ares den Brennstoff verbraucht und die Masse reduziert hatte – würde die MS-II viel schneller beschleunigen.
    Gershon gab die Beschleunigungswerte durch. York hörte,
    daß seine Stimme durch den Kaugummi, den er im Mund hatte, leicht verzerrt wurde. Mit Fruchtgeschmack. Wie war es möglich, in einem Raumanzug Kaugummi zu kauen? Bei Gershon mußte man damit rechnen, daß er den Gummi mit der Zunge an die Innenseite des Helmvisiers pappte, um ihn später wieder abzulösen. Der Kerl war schon eine Marke.
    »Ares, Houston, ihr seht gut aus von hier unten«, sagte
    Crippen. »Voll auf Kurs.«
    »Danke«, sagte Stone. »Hier oben sieht es auch gut aus. Alle Werte im grünen Bereich.«
    Sie sah aus dem Fenster. Die Erde schrumpfte deutlich. Es war ein bemerkenswerter Anblick, als ob die Erde ein
    Spezialeffekt wäre, der nun hinter dem Fenster verschwand.
    Das Gefühl der Bewegung war erstaunlich. Fast erlebte sie einen Rausch der Geschwindigkeit.
    »Wie läuft’s, York?« fragte Stone trocken.
    Sie fuhr herum. Er hatte sie wieder beim Gaffen erwischt.
    »Gut, gut, Phil.«
    Sie wandte sich wieder ihrer Station zu. Sie hatte eine
    Aufgabe zu erledigen. Wegen mir wird die Mission nicht scheitern. Das Mantra eines jeden, der am Ares-Programm beteiligt war.
    Sie warf Stone einen Blick zu. Er hatte seine Instrumente im Blick und war auf das Ziel fixiert. Anscheinend hatte er sie schon wieder vergessen. Stone hatte sich voll unter Kontrolle.
    Das hatte er immer.
    Sie überprüfte den Status der Außentanks, der auf den
    Anzeigen vor ihr dargestellt wurde.
    Jede Minute wurden ungefähr zweihunderttausend Liter
    flüssiger Sauerstoff und Wasserstoff aus den Tanks in die Triebwerke der MS-II gepumpt. Der Druck in den Tanks fiel bereits deutlich ab; um diesen Druckabfall auszugleichen, leitete ein kompliziertes ›Abgasrückführungssystem‹ einen Teil der verdampften Gase von den Triebwerken in die Tanks zurück. Die Brennstoffzuführung war ein komplexes Gewirr aus großen Röhren, aus denen superkalte Flüssigbrennstoffe in ultraheiße Brennkammern sprudelten…
    Mitten in der Brennphase sagte Crippen: »Ares, Houston, wir wollen nun auf Sendung gehen.«
    Stone und Gershon stöhnten gequält. York sah verlegen in die Kamera, die über ihrem Kopf montiert war.
    »Wir hätten gern fünf Minuten fürs Fernsehen und eine
    Außenaufnahme mit einem Kommentar von euch, wenn
    möglich.«
    »Bestätigt«, sagte Stone.
    Die NASA hatte beschlossen, die dramatischsten Momente
    der Mission im Fernsehen zu übertragen. Durch diese PR—
    Maßnahme für Ares sollte das amerikanische Volk sehen, was mit seinem Geld geschah. So war zum Beispiel schon der Start aus der Kommandokapsel übertragen worden. York hielt das jedoch nicht für eine gute Idee. Für eine Generation, die mit dem bombastischen Feuerwerk von Krieg der Sterne aufgewachsen war, wirkte der Start wahrscheinlich zu betulich.
    Stone nickte York zu, und sie aktivierte per Knopfdruck die Kamera.
    »In Ordnung«, sagte Stone. »Willkommen auf der Ares. Sie sehen uns hier in der Kommandokapsel. Wir befinden uns
    gerade mitten im TOI-Manöver. Wir sehen durch die Fenster die Sonne an uns vorüberziehen und natürlich auch die Erde.
    Seit dem Start der Mission sind siebenunddreißig Stunden, einundfünfzig Minuten und ein paar Sekunden verstrichen.
    Und nun zeigt

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