Mission Ares
Zeit für die Fertigstellung des Rovers blieb und Grumman in die Lage versetzt wurde, die Verbesserungen an der Landekapsel
vorzunehmen. Deke äußerte die Erwartung, daß Shepards
Leute ab sofort Scotts Besatzung beim Training unterstützten.
Jones sah, daß Al Shepard die Besprechung mit einem
Gesicht wie ein Grabstein verließ. Es war schon nicht ratsam, Al über den Weg zu laufen, wenn er einen guten Tag hatte; und es war offensichtlich, daß man ihn trotz seines Rangs nicht schon vor der Besprechung von den Änderungen in Kenntnis gesetzt hatte. Slayton war auch ein alter Kumpel von Al. Ihre Freundschaft reichte bis zu den Tagen von Mercury zurück.
Eine beschissene Art, die Dinge zu regeln, Deke. Jones erwartete, daß Shepard Slayton noch ein paar freundliche Worte sagen würde, nachdem das hier vorbei war.
Zumal Jones selbst auch noch etwas zu sagen hatte.
Nach ein paar Stunden stürmte er in Slaytons Büro.
»Verdammt, Deke, mit der Rolle als Ersatzmann bin ich nicht einverstanden. Mir steht das Kommando über die Besatzung von 14 zu und nicht Scott.« Schließlich hatte er – Jones – zu den Mercury-Astronauten gehört und war der vierte Amerikaner im All gewesen. Und er trainierte bereits in der Freizeit für spätere J-Klasse-Missionen.
Er hatte verdammt lang auf diese Krönung seiner Karriere gewartet und würde nicht kampflos die Flagge streichen und sich mit Flügen in der Skylab-Mülltonne begnügen.
Doch Deke hatte seine Einwände mit einer Handbewegung
abgetan. »Das ist unbegründet, Chuck. Hör zu: Al Shepard gehört auch zu den ersten Astronauten – für den Fall, daß du das vergessen haben solltest –, und er hat nach dieser schlimmen Ohrenerkrankung viele Jahre auf einen zweiten Flug gewartet. Und er war der erste Amerikaner im All; also rangiert Al vor dir, Chuck. Und trotzdem stelle ich ihn zugunsten von Dave Scott zurück. Du mußt dich damit abfinden, Chuck. Das gefällt mir genauso wenig wie dir, aber Scotts Mannschaft ist für die eine Mission, die wir noch haben, am besten qualifiziert.«
»Klar.« Natürlich verstand Jones das. Der Erfolg der Mission stand im Vordergrund; niemand in der NASA wollte auch nur das geringste Risiko eines Scheiterns eingehen.
Niemand außer den Astronauten, die sich nicht an Bord des letzten Apollo-Raumschiffs befanden.
Das Verständnis hinderte ihn allerdings nicht daran, es weiter zu versuchen, und er war noch für eine lange Zeit in Slaytons Büro geblieben und hatte ihn umzustimmen versucht…
Da lag wieder ein alter Stein, Anorthosit oder sonst ein Scheiß, im Weg. Jones trat dagegen und ging weiter.
Für den Nachmittag war ein simulierter dreistündiger
Mondspaziergang angesetzt. Weil zu wenig Astronauten
verfügbar waren, mußte York einspringen. Jones tat sich mit Priest zusammen und Bleeker mit York. Jorge Romero würde vom Fahrzeug aus den Capcom mimen. Die Astronauten waren mit Tornistern, Funkgeräten und Kameras bepackt und folgten Routen, die auf Karten eingetragen waren, deren Qualität den Orbital-Photographien mit ihrer niedrigen Auflösung entsprach.
York und Bleeker hielten am ersten Probenpunkt an. Sie
standen vor einem großen, zerklüfteten Felsbrocken mit
Durchschüssen von Anorthosit. Bleeker stellte ein Gnomon auf und machte Aufnahmen vom Felsen. Das Gnomon war ein
Kalibrierungs-Gerät, ein kleines Stativ mit einer Farbskala für die Photographie und einem frei aufgehängten Stab in der Mitte, um die Senkrechte auszuloten. Bleeker schlug mit dem Hammer gegen den Fels und brach ein faustgroßes Stück los.
Er verstaute die Probe in einem Teflonbeutel und steckte sie in Yorks Rückentornister. York sah, daß er sich zu diesem Zweck Spezialhandschuhe angezogen hatte, die so steif waren, daß er die Probe kaum greifen konnte.
»Na, wie war ich?«
Sie erwiderte sein Grinsen. »Standard-Operations-Prozedur, Adam; Jorge wird stolz auf dich sein.«
Sie gingen weiter.
Bleeker wandte das Gesicht der Sonne zu, wobei der Anflug eines Lächelns zu sehen war. Der blasse und sommersprossige Bleeker – ein Junge aus den Nordstaaten – hatte sich unter der kalifornischen Sonne ordentlich mit Sonnencreme eingeschmiert. York war heute das erstemal mit ihm allein. Er kam ihr nichtssagend und phantasielos vor. Idealprofil für einen Mond-Spaziergänger, sagte sie sich.
»Dieses Training unterscheidet sich wohl sehr von dem, was du bisher gemacht hast«, sagte sie.
»Darauf kannst du wetten. Vor allem im Vergleich zu
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