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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der
    Aufgabe, die ich vor dem Eintritt ins Astronauten-Büro hatte.«
    »Und was war das?«
    »Staffel 510. Das ist eine Jagdbomber-Staffel, die in Virginia stationiert ist. Eine schöne Gegend. Bist du schon mal dort gewesen?«
    »Nein… welche Art von Bomben?«
    Er schaute sie an. »Spezialwaffen«, beschied er sie mit der Reserviertheit eines Geheimnisträgers.
    Ach so. Nuklearwaffen.
    »Wir wurden ausgebildet, Einsätze von Westdeutschland aus zu fliegen. Wir hätten das feindliche Radar im Tiefflug in dreißig Metern Höhe unterflogen.« Er veranschaulichte das Manöver mit der Hand und winkelte sie dann nach oben ab.
    »Es kam darauf an, die Ladung genau im richtigen Moment
    abzuwerfen. Das Paket wäre dann in einer drei Kilometer
    langen Kurve ins Ziel gegangen.« Er grinste schüchtern. »Und ich mußte die Maschine senkrecht hochziehen, bevor es knallte.«
    »Klingt echt riskant.«
    »Das Fliegen ist an sich riskant«, sagte er gleichmütig. »Aber die F100, die wir flogen, waren schöne Geräte…«
    Für eine Weile erging er sich in Lobreden über die F100: die
    ›Super Saber‹, das erste Kampfflugzeug der Welt, das für Marschflug im Überschallbereich ausgelegt war.
    York stellte die Ohren auf ›Durchzug‹.
    Die F100 war von Rockwell produziert worden: derselbe
    Hersteller, der die Apollo-Raumschiffe gebaut und der sich nun um den Auftrag für das MarsRaumschiff beworben hatte.
    Wenn man bedachte, wohin das Geld in der Hauptsache ging, dann stellte der Unternehmensbereich ›Raumfahrttechnik‹ bei Firmen wie Rockwell nur einen dünnen, glänzenden Firnis auf der Oberfläche der eigentlichen Geschäftstätigkeit, der militärischen Entwicklung, dar.
    »Der Ausstieg hat mir aber nicht so gut gefallen.«
    »Ausstieg?«
    »Es war eine ›Einweg‹-Mission. Die Maschinen hatten nicht genug Treibstoff für den Rückweg. Wir mußten Hunderte von Kilometern von der Basis entfernt aussteigen und uns nach dem Absturz der Maschine irgendwie durchschlagen.«
    »Meine Güte«, sagte York. »Du mußtest den Rückweg durch
    ein nukleares Schlachtfeld antreten?«
    »Ich war dafür ausgebildet«, sagte er. »Ich war Teil der globalen Strategie. Neue Waffen bedingen neue Einsatz-Strategien. Gegenseitige Abschreckung lautete die Parole.
    ›Sicherheit ist das Kind des Schreckens, und das Überleben der Zwillingsbruder der Vernichtung…‹«
    Sie gruselte sich bei diesem Zitat. »Schön gesagt.«
    »Winston Churchill.« Seine Augen waren wie Fenster, durch die blaues Licht fiel.
    Ihr wurde bewußt, daß er durchaus intelligent war. Nur daß er eben anders war als sie und die Leute, mit denen sie Umgang pflegte. Ein Kalter Krieger. Sie schauderte.
    Er warf einen Blick auf die Checkliste. »He, sieh mal: wir haben den letzten Haltepunkt übersehen.«
    Sie machten kehrt und gingen in ihren Fußspuren zurück,
    wobei sie neue Probenbeutel zückten.
    Am späten Nachmittag fanden sie sich beim Fahrzeug ein.
    Romero grinste zwar noch immer und scherzte gar mit Jones, doch York glaubte, unter dem Staub und der Sonnencreme Ringe um Romeros Augen zu erkennen. Im Radio des
    Fahrzeugs wurde eine Rede übertragen, die Walter Mondale vor dem Kongreß hielt, wo gerade über den Etatentwurf der NASA debattiert wurde:… Ich halte ein Projekt, das mit solch gigantischen Kosten verbunden ist wie diese Mars-Mission, angesichts der Unterernährung vieler Menschen, der Verschmutzung unserer Flüsse und Seen und des Niedergangs unserer Städte und ländlichen Regionen schlicht für gewissenlos. Für welche Werte treten wir ein? Was ist uns wichtiger …?
    York und Ben Priest zapften sich aus einer Kanne eine Tasse Kaffee und entfernten sich ein Stück. Die tief am Himmel stehende Sonne stach ihnen in die Augen; sie hatte kaum etwas von ihrer Intensität verloren.
    »Ich glaube, Romero bekommt nun Chucks Frust wegen des
    gestrichenen Flugs zu spüren«, sagte York.
    »Nee. Chuck ist immer so, wenn es um die ›Wissenschaft‹
    geht«, sagte Priest und nahm einen Schluck Kaffee. »Das ist schädlich.«
    »›Schädlich‹ ist das richtige Wort. Kannst du ihn nicht irgendwie beruhigen?«
    Er grinste sie an. »Ich befürchte, du kennst dich in
    Astronauten-Psychologie nicht aus, Natalie. Was diese Kerle betrifft, so ist das Wort des Kommandanten das Evangelium.
    Er gibt für die Besatzung und die ganze Mission den Ton an.
    Wenn der Kommandant ein ruhiger Typ ist, wie Armstrong,
    dann gilt das auch für die Besatzung; und wenn er eine Kappe

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