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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mit einem Propeller tragen und ein Lied singen will, wie Pete Conrad, dann hat die ganze Truppe eine Kappe mit Propeller zu tragen und ein Lied zu singen. So läuft das eben. Gott sei Dank nimmt Dave Scott die Wissenschaft aber ernst. Ich glaube, wenn Chuck der Kommandant wäre, würde 14
    vielleicht den Nadir des wissenschaftlichen Programms von Apollo darstellen und nicht den Zenit.«
    Nun hörte sie, daß die Lautstärke wieder anschwoll. Romero klärte Jones darüber auf, wie wichtig es sei, Proben von großen Felsen zu nehmen, falls sie dazu in der Lage wären – weil große Felsen sich nämlich nicht weit vom Ort ihrer Entstehung entfernt hätten. Und das Umfeld einer Probe sei für einen guten Geologen genauso wichtig wie die Zusammensetzung des Steins…
    Jones hingegen erklärte Romero, wohin er sich sein
    Geologenhämmerchen stecken solle.
    Das hat keinen Sinn, sagte York sich wütend. Wir dürfen diese Kasper nicht zum Mond schicken. Propeller-Kappen und andere Kindereien…
    So geht das nicht weiter. Wenn wir wirklich zum Mars fliegen wollen, dann brauchen wir eine neue Klasse von Astronauten.
    Eine bessere.
    Ben hatte sie immer wieder ermuntert, sich zu bewerben und dem Programm anzuschließen. Vielleicht sollte ich das auch tun. Ich weiß, daß ich eine bessere Leistung bieten würde als ein Trottel wie Chuck Jones.
    Sie ging zum Fahrzeug zurück und holte sich noch einen
    Kaffee.
     
    Zeitdauer der Mission [Tag/Std:Min:Sek]
    Plus 001/13:45:57
     
    »Bereit für TOI«, sagte Capcom Bob Crippen. »Eine Minute dreißig.«
    »Danke«, erwiderte Gershon.
    York stülpte sich den Helm über und arretierte ihn im
    Halsring des Druckanzugs. Durch die steifen Handschuhe
    geriet diese Verrichtung zu einer fummeligen Angelegenheit.
    Sie legte sich in die Haltegurte.
    Erneut spürte sie, wie die kalte, muffige Luft ihr ins Gesicht blies.
    Die montierte Ares glich einem schlanken, zerbrechlichen Metallkugelschreiber. Sie war ein großes, helles Objekt und von der Erde aus mit bloßem Auge leicht zu erkennen – ein Stern, der über Cape Canaveral hinwegzog.
    »Bereit, um AT H-Zwei unter Druck zu setzen.«
    »Bestätige.«
    York legte ein paar Schalter um, wodurch die Temperatur in den zwei großen Außentanks des Zusatztriebwerks anstieg.
    Flüssiger Wasserstoff würde sieden und verdampfen und den Flüssigbrennstoff durch die Leitungen in die Brennkammern des MS-II pressen.
    York war Geologin, und in dieser Eigenschaft würde sie auch zum Mars fliegen. Doch eine Besatzung bestand aus nur drei Mitgliedern. Wenn sie schon ins All flog, hatte sie sich auch mit den profanen Verrichtungen vertraut machen müssen, die für das Funktionieren des Raumschiffs und des Zusatztriebwerks unerläßlich waren.
    Und Natalie Yorks Ressort waren die Außentanks.
    Ihr Wissen war mittlerweile so umfangreich, daß sie in der Lage gewesen wäre, technische Dokumentationen über
    Zusatztanks zu schreiben. Im Grunde hatte sie das bereits getan.
    »Eine Minute«, sagte Gershon.
    York schaute durch das rechte Fenster auf den westlichen Atlantik, über dem gerade die Sonne aufging. Sie sah Schiffe auf dem Golf und Landstreifen, die wie auf einer Zeichentrick-Landkarte arrangiert waren.
    TOI stand für ›Transfer Orbit Injection‹ und bedeutete, daß sie nun aus dem Erdorbit ausscherten und sich in eine Flugbahn zum Mars einschossen. Dies war ein entscheidender Augenblick für die Mission – und für ihr Leben.
    Doch anderthalb Tage im Erdorbit waren zuwenig gewesen.
    Sie hatte versucht, ein paar Impressionen der Erde im
    Gedächtnis zu speichern. Nacht über Afrika: die über die Wüste verstreuten Lagerfeuer der Nomaden. Gewitter über Neuseeland: Blitze, die wie Glühbirnen unter den gazeartigen Wolkenschichten explodierten, wo eine Entladung die nächste auslöste und in einer Kettenreaktion das ganze Land überzog.
    6. November 1986. An diesem Tag sollte Ares in den Erdorbit zurückkehren. Am fünfhundertfünfundneunzigsten Tag der Mission. Dann werde ich dich wiedersehen. An einem schönen Sonntagmorgen, lauter Steine vom Mars im Gepäck.
    »Ares, bereit für Zündung«, sagte Crippen.
    Stone stellte den Hauptschalter auf EIN, und York sah, wie er die übrigen Instrumente überflog. Automatische Steuerung, automatische Schubregelung. Das Schiff befand sich in der richtigen Höhe, und die kardanische Aufhängung des Triebwerks war aktiviert, so daß die Düsen in allen Freiheitsgraden geschwenkt werden konnten, um das Schiff zu

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