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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vermittelte, Mitarbeiter aus Houston bei Präsentationen aus Marshall
    mitwirken ließ etc. Und es war offensichtlich, daß Seger bestrebt war, den Konflikt schnellstmöglich beizulegen, bevor er die Empfehlungen nach oben weiterleitete.
    Nun legte Seger die Tagesordnung vor. Die Konferenz sollte den ganzen Tag dauern. Die beiden Hauptoptionen – die chemische und nukleare – sollten zuerst vorgestellt werden, gefolgt von den anderen Studien…
    Dana mußte zu seinem Leidwesen feststellen, daß seine
    Option an fünfter Stelle rangierte. Den letzten beißen die Hunde, sagte er sich. Ich komme sogar erst nach den Jungs von General Dynamics mit ihrem lächerlichen Atombomben-Antrieb. Mich bringen sie quasi zum Ausklang. Er blieb bei diesen organisatorischen Querelen auf der Strecke; durch die Mißachtung des Dienstwegs hatte er wahrscheinlich zu vielen Leuten auf den Schlips getreten. Er spürte, wie der Magen sich vor Enttäuschung und Ärger zusammenkrampfte. Verdammt, ich weiß, daß ich recht habe. Der Weg zum Mars ist in diesem Hefter vorgezeichnet. Erregt korrigierte er den Sitz der Brille.
     
    Zuerst wurde die Option mit der Nuklearrakete präsentiert.
    In Danas Augen war die Reihenfolge bezeichnend. Diese aus Marshall propagierte Option wurde dem Vernehmen nach von der NASA-Führung favorisiert.
    Die Präsentation wurde von einem langhaarigen jungen Mann namens Mike Conlig eröffnet. Conlig war für Marshall tätig, doch zuvor hatte er mehrere Jahre auf dem Testgelände für Nuklearraketen in Nevada gearbeitet. »Wir haben mit unserem XE-Prototyp mit Flüssigwasserstoff-Antrieb achtundzwanzig Starts absolviert und dabei eine Schubkraft von fast fünfundzwanzig Tonnen erreicht.« Conlig zeigte ein Foto einer primitiv anmutenden Versuchseinrichtung vor dem Hintergrund öder Berge. »Wir beschäftigen uns nun mit der Entwicklung von NERVA 1, die eine Schubkraft von etwa
    fünfunddreißig Tonnen erreichen wird. Anschließend wird das NERVA 2-Modul entwickelt, das bei der Mars-Mission
    verwendet werden soll. Die Flugerprobung von NERVA 2 wird Mitte der siebziger Jahre erfolgen, wobei sie als eine neue dritte Stufe der Saturn V in den Orbit geschossen wird…«
    Conligs Vortrag war von Kompetenz und Enthusiasmus
    geprägt, und Dana hörte aufmerksam zu.
    Nun ging ein schlanker Mann mit kalten Augen nach vorn.
    Sein blondes Haar war von grauen Strähnen durchzogen. »Um die für interplanetare Raumfahrt erforderliche Leistung zu erhalten, haben wir eine ›Baustein‹-Technik entwickelt, in der einzelne NERVA-Antriebsmodule in den Erdorbit gebracht und je nach Anforderung zusammengesetzt werden…« Obwohl die hohe, abgehackt wirkende Stimme durch all die Jahre in Huntsville einen Alabama-Akzent angenommen hatte, waren die scharfen teutonischen Konsonanten dennoch unverkennbar.
    Dies war Hans Udet: Udet, der in Peenemünde mit von Braun zusammengearbeitet hatte und nun einer der Führungskräfte von Brauns in Marshall war.
    Dana zeigte keine Reaktion.
    Dana hatte während seiner Zeit bei der NASA oft mit den
    Deutschen von Huntsville zu tun gehabt. Selbst jetzt erkannte er bei der NASA noch viele Gesichter aus jenen Tagen im Harz.
    Doch ihn hatte man nie erkannt – weshalb auch? –, und er hatte seine Identität auch nie preisgegeben. Über diesen Abschnitt seiner Biographie bewahrte er Stillschweigen. Das Mittelwerk war Vergangenheit, und alle Beteiligten hatten nun andere Sorgen.
    Er hatte nicht einmal mit Jim darüber gesprochen.
    Doch das Gefühl der Minderwertigkeit gegenüber diesen
    unbeirrbar zuversichtlichen, klugen Deutschen hatte er nie überwunden.
    Udet präsentierte Folien mit zwei identischen Schiffen, die auf der Erdumlaufbahn montiert werden sollten. Jedes Schiff sollte eine aus vier oder sechs Mitgliedern bestehende Besatzung haben. Die Schiffe würden von NERVA-Modulen aus dem Orbit befördert und für den Flug zum Mars am Bug andocken. Udet wartete mit technischen Daten, Flugzeiten, Entwicklungskosten und sonstigen Schlüsselparametern auf.
    »Unsere Studie«, sagte Udet, »sieht den Start zum Mars im November 1981 vor…«
    Es war ein grandioses Szenario. Typisch von Braun, sagte Dana sich: phantasielos, dumpfe Kraft, ›übermotorisiert‹.
    Nun eröffnete Bert Seger die Fragestunde. Die Houston—
    Fraktion versuchte, mit allerlei detaillierten Fragen die noch unerprobte Nukleartechnik zu diskreditieren: sie erwähnten die Problematik beim Zusammenfügen der nuklearen Module und erkundigten

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