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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die Wirkung einer
    zusätzlichen Raketenstufe – nur daß dieser Effekt ›gratis‹ war.
    Voraussetzung war jedoch, daß die Navigation stimmte.
    »Wir haben die Mariner-Mercury-Mission studiert, die an der Venus vorbei zum Merkur geflogen wäre. Ein Direktflug wäre auch möglich gewesen, zum Beispiel mit einem Titan IHC-Zusatztriebwerk. Der Gravitationsschleuder-Effekt hätte jedoch den Einsatz des billigeren Atlas-Centaur-Trägersystems ermöglicht…«
    »Ja«, ertönte eine Stimme im Publikum, »aber Mariner-Mercury wurde auf Eis gelegt. Zumal das Raumschiff gar
    keine Besatzung hatte!«
    Gelächter.
    Dana ließ sich jedoch nicht beirren und wischte sich den Schweiß aus den Augen. Es gab zwei Möglichkeiten, sich die Venus für einen Flug zum Mars zunutze zu machen, sagte er.
    Entweder flog das Raumschiff tangential an der Venus vorbei und wurde durch die Schwerkraft des Planeten in Richtung Mars beschleunigt, oder das Raumschiff bremste auf dem Rückflug zur Erde ab, indem es den Gravitationseffekt der Venus mit umgekehrtem Vorzeichen nutzte.
    »Ersten Schätzungen zufolge müßte man eine Masse von
    tausend Tonnen in den Erdorbit bringen, um die Dauer der Mission auf sechshundertvierzig Tage zu begrenzen.« Die
    Masse entsprach der nuklearen Option, und die Dauer der
    Mission entsprach zwei Dritteln der chemischen Option, »Also erhalten wir ein annähernd optimales Missionsprofil, ohne daß aufwendige neue Techniken entwickelt werden müßten. Daraus resultiert wiederum eine signifikante Verringerung der Entwicklungskosten im Vergleich zu anderen Modi…«
    Und es ist elegant. Seht ihr das denn nicht? Keine
    Brachialgewalt: keine große, nukleare V-2. Nur bewährte Technik, Eleganz und Stil. Denkt mal drüber nach, meine Herren.
    »Zusammenfassend möchte ich sagen, daß die Machbarkeit
    und die Kostenvorteile des ›Venus-Modus‹ für den Flug zum Mars hinreichend belegt sind.«
    Dana verließ das Podium und zog sich aus dem gleißenden
    Licht zurück. Er war wie betäubt.
    Seger dankte ihm und eröffnete die Fragerunde, wobei er mit einem Blick auf die Uhr signalisierte, daß die Leute sich beeilen sollten. »…Wie verhält es sich mit der Steuerung und Navigation? Ist Ihnen eigentlich klar, daß Sie von einem Missionsprofil mit vier möglichen planetaren Kontakten reden?
    Der Mars, die Venus – vielleicht sogar zweimal –, und wieder die Erde? Und jeder Kontaktpunkt muß mit einer Präzision von ein paar hundert Kilometern angeflogen werden, nachdem jeweils eine Strecke von vielen Millionen Kilometern zurückgelegt wurde. Wie sollten wir so exakt navigieren? Und dabei ist nicht einmal erwiesen, daß auch nur eine einzige Annäherung über solche Entfernungen möglich ist.«
    »Es ist möglich«, sagte Dana. »Bedenken Sie, daß die NASA sich bei Apollo für das Mondorbit-Rendezvous entschied –immerhin vierhunderttausend Kilometer entfernt –, ohne daß vorher auch nur ein einziger Praxistest erfolgt wäre.«
    Ein Raunen ging durch die Anwesenden. Der Vergleich
    hinkte.
    »Und was ist mit dem technischen Aspekt? In der Nähe der Venus hat das Sonnenlicht die vierfache Temperatur wie auf dem Mars. Also müßten Sie Kapazitäten für ein Kühlsystem opfern, das auf dem Mars nur Ballast darstellen würde.
    Außerdem würde die erhöhte Strahlung von der Sonne ein
    Problem darstellen…«
    Dana wollte antworten – ich habe die konstruktiven Änderungen des Raumschiffs schon bei der Masseanalyse berücksichtigt, und… Doch seine Stimme ging im Lärm der Zuhörer unter, die überhaupt nur wenig Interesse an seinen Ausführungen zeigten.
    Nun erhob Hans Udet sich, und schlagartig trat Ruhe ein.
    »Worauf gründen Ihre Zahlen sich?« fragte Udet dezidiert.
    »Die vorläufigen Analysen der komplexen Missions-Klassen, die Sie beschreiben, sind mir durchaus geläufig. Ich kenne jedoch keine detaillierten Analysen, welche die von Ihnen postulierten Einsparungen belegen.«
    Dana stammelte eine Erwiderung. Unser Verständnis von Raumschiff-Systemen hat sich seit diesen frühen Studien weiterentwickelt, und aus den Zahlen, die ich ermittelt habe, geht hervor, daß …
    »Diese Ergebnisse sind falsch.« Udet ließ den Blick
    schweifen – ein großer, aristokratischer und beherrschter Mann, der noch nichts von seinem Charme eingebüßt hatte.
    »Das ist offenkundig. Die uns vorgelegten Zahlen beruhen auf unbewiesenen Annahmen. Der Referent weiß überhaupt nicht, wovon er spricht.
    Vielleicht handelt es sich um

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