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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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grinste sie an.
    Heute fand sie Ben, mit seiner Intelligenz und der
    Begeisterung für dieses grandiose Mars-Projekt, einfach
    unwiderstehlich. Verdammt. Solche Gefühle sollte ich nicht haben.
    Sie konzentrierte sich auf die Bilder.
    Die obersten Linien des Bilds waren schwarz gewesen –
    leerer Raum. Doch nun erkannte sie erste Details, eine
    weißgraue Kurve, die Linie um Linie Gestalt annahm. Zuerst hielt sie das für die Krümmung einer Kugel, doch dann sah sie, daß die Form zu unregelmäßig für eine Kugel war.
    Phobos erwies sich als halb im Schatten liegende Ellipse mit zerklüftetem Rand. In Yorks Augen hatte Phobos mehr
    Ähnlichkeit mit einem Asteroiden als einem Mond. Er war von alten, großen Kratern übersät, von denen manche so tief waren, daß die Einschläge, die sie verursacht hatten, den kleinen Mond fast zerschlagen haben mußten.
    »Natalie, das ist Phobos – er ist etwa halb so groß wie unser Vollmond –, wie du ihn vom Mars aus sehen würdest.«
    Phobos sah aus wie eine verschrumpelte Kartoffel. Priest starrte das Bild an, wobei die Schwarz-und Grautöne sich in seinen Augen spiegelten. »Das ist Geschichte, Natalie. Stell dir das mal vor: ich war einer der ersten Menschen, die Phobos und Deimos, die Mars-Monde, gesehen haben. Ich wollte dich daran teilhaben lassen und dir zeigen, was ich gesehen habe.«
    Erneut spürte sie den Drang, ihn zu berühren, doch sie
    unterdrückte ihn.
    »Zeig mir den Mars, Ben.«
    »Sicher.«
    Nach ein paar Minuten hatte Priest Bilder der Oberfläche des Planeten rekonstruiert. Doch der Staubsturm hielt noch immer an. Außer an den Polen waren nur noch an einem Ort Einzelheiten zu sehen: ein Gebiet namens Tharsis in der Nähe des Marsäquators. Es waren vier unregelmäßige, annähernd kreisförmige Punkte zu erkennen, von denen drei sich auf einer Geraden befanden. Der vierte war etwas nach Westen versetzt.
    »Was könnte das sein?« fragte sie.
    »Wer weiß? Ich schätze, wir werden es erfahren, nachdem der Sturm sich gelegt hat. Die Belegschaft des Labors nennt diese Erscheinungen ›Carls Markierungen‹. Nach Sagan…«
    Die Formen auf den Bildern erregten ihre Neugier; sie kamen ihr irgendwie bekannt vor. Wenn die Sicht nur etwas besser wäre… »Du sagst, diese Region würde Tharsis genannt.
    Wissen wir sonst noch etwas darüber?«
    »Eigentlich schon. Du bist die Geologin, Natalie. Du müßtest es wissen.«
    »Sag’s mir einfach, du Arsch.«
    »Seit Mitte der Sechziger werden Radar-Bilder vom Mars
    gemacht. Diese Tharsis-Region – die von der Erde aus nur als heller Fleck erscheint – ist anscheinend das höchste Plateau auf dem Planeten.«
    »Wirklich? Wie hoch denn?«
    Er zuckte die Achseln. »Fünfzehn bis dreißig Kilometer über Normalnull. Wir wissen es nicht mit Bestimmtheit. Normalnull aus dem Grund, weil es auf dem Mars ja keine Meere gibt und die Bezeichnung ›Meeresspiegel‹ deshalb nicht anwendbar ist.«
    »Ihr müßt doch noch Bilder mit einer höheren Auflösung
    haben als diese hier. Es ist der einzig sichtbare Punkt auf dem Planten, mein Gott! Jemand muß die Kameras noch einmal darauf ausgerichtet haben.«
    Priest hieb in die Tasten und fand auch ein paar Bilder mit mehr Details. Fast hätte sie sich die Nase am Monitor plattgedrückt, so nahe ging sie heran.
    »Und du meinst, diese Merkmale seien stabil? Nicht nur…
    äh… Wirbel im Staubsturm oder so?«
    »Ach was. Sie existieren schon, seit Mariner vor ein paar Wochen den Mars erreicht hat. Wir sehen hier ohne Zweifel Oberflächenmerkmale.«
    Sie erkannte runde Markierungen in jedem Fleck. Und eine Art Kante. Sie sehen fast aus wie Vulkantrichter. Die Schlünde von Vulkanen.
    Doch weshalb erschienen überhaupt solche Formationen auf dem Mars? Weil sie sich in Tharsis befinden. Und Tharsis ist die höchstgelegene Region auf dem Mars. Und weshalb diese spezifischen Merkmale? Weil sie die höchsten Punkte von Tharsis darstellen – und folglich die höchsten Punkte des Planeten sind…
    »Mein Gott«, flüsterte sie.
    »Natalie? Was ist denn?«
    Bei diesen Punkten mußte es sich um Vulkane handeln, die auf einer Art riesigem Schild saßen. Groß genug, um die
    höchsten Berge auf der Erde zu Maulwurfshügeln zu
    degradieren. Everest hatte eine Höhe von wenig mehr als acht Kilometern; diese Burschen mußten mindestens dreimal so hoch sein. So hoch, daß sie aus den Staubstürmen
    herausragten; so hoch, daß sie aus der Atmosphäre selbst herausragten.
    »Natalie? Alles in

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