Mission Ares
Entwicklung für die nächsten Haushaltsjahre um die Hälfte reduziert.
5) Apollo 14 war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Am
bedeutendsten ist jedoch der Umstand, daß die Mission das Selbstbewußt sein des amerikanischen Volks gesteigert (und –was ebenso notwendig war – der Welt die amerikanische
Überlegenheit vor Augen geführt) hat. Die Ankündigung einer Streichung oder auch nur einer drastischen Kürzung des bemannten Raumfahrtprogramms der Vereinigten Staaten
würde sich sehr negativ auswirken. Es würde in mancherlei Hinsicht einer Einstellung Vorschub leisten, die in meinen Augen im In-und Ausland um sich greift: daß unsere besten Jahre schon vorbei seien, daß wir den Rückzug antreten, die Verteidigungsanstrengungen reduzieren und uns freiwillig des Status als Supermacht und Nummer Eins in der Welt begeben.
Amerika ist so reich, daß es sich mehr leisten kann als eine Erhöhung der Sozialausgaben…
Handschriftlicher Zusatz: Ich stimme Cap zu. RMN.
Caspar W. Weinberger, Stellvertretender Leiter des Planungs-und Haushaltsausschusses
– Memorandum für den
Präsidenten, 27. August 1971. Akte 1968-1971: Weißes Haus, Richard M. Nixon, Präsident. Archiv der NASA, NASA-Hauptquartier, Washington, DC.
Mittwoch, 1. Dezember 1971
Jet Propulsion Laboratory, Pasadena
Ben Priest kurvte durch Glendale, bog nach Norden auf den Linda Vista ab und fuhr am Rose Bowl vorbei. Sein
Mietwagen war ein alter Dodge mit defekter Heizung. Es war ein kalter Dezembertag, und York schwitzte und bibberte abwechselnd.
»Die Strecke zieht sich aber«, sagte sie.
Er grinste. »Ja. Hier wurden früher die Raketentriebwerke getestet. Wegen der möglichen Gefährdung der Bevölkerung wurde die Anlage so weit draußen im Arroyo angelegt. Und dann hat man einen Vorort drumherum errichtet.«
York sah, daß der Arroyo mit Bürogebäuden angefüllt war; bei den meisten handelte es sich um triste Kästen, doch es ragte auch ein imposanter Turm aus Stahl und Glas auf.
Die zum JPL führende Straße war auf einer Länge von einem halben Kilometer mit parkenden Autos gesäumt, und die
Zufahrt zum Pressezentrum wurde von Übertragungswagen
fast blockiert.
Am Eingang zum JPL stand ein Posten, der ihnen einen
Parkplatz zuwies. York hatte den Eindruck, daß es kaum noch ein freies Plätzchen gab.
Eilig betraten sie das Gebäude. Im Innern schien es noch kälter zu sein. Priest führte sie durch Korridore, die mit Lochkarten und Computerausdrucken übersät waren. Schludrig gerahmte Nahaufnahmen vom Mond hingen an den Wänden.
JPL war ein Ort der Kontraste; es war ein Bürokomplex wie jeder andere auch, sagte York sich, nur daß es sich um eine junge Belegschaft handelte – niemand trug Anzug und Krawatte, und statt dessen trugen die Leute das Haar länger und hatten sich Smiley-Buttons an den Pulli gesteckt. Ein paar Frauen hatten sogar Hotpants an. Andererseits hatte der Ort auch nicht das lässige Ambiente einer Hochschule; dafür stand hier zu viel auf dem Spiel. Man hatte das Gefühl, daß hier etwas bewegt wurde.
Sie erwähnte den vollen Parkplatz.
»Du hättest vor einer Woche hier sein sollen«, sagte Priest,
»als die ersten Bilder vom Mars eingingen. Es wimmelte nur so von Presseleuten, Prominenten, Politikern und Science Fiction-Autoren.« Er lachte. »Du hättest ihre Gesichter sehen müssen, als wir ihnen nur die Aufnahme eines Sandsturms präsentierten.«
Es war ein eigenartiges Gefühl, sich wieder in Priests
Gesellschaft zu befinden. Die Vergangenheit holte sie ein. Sie hatte ihn seit über einem Jahr nicht mehr gesehen und war erstaunt, daß er sein altes Versprechen wahr machte und sie mit hierher nahm, um ihr die Bilder vom Mars zu zeigen. Er schien sich nicht verändert zu haben: schlank, pflichtbewußt, unkompliziert und intelligent.
Sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart. Er war ein
angenehmer Umgang. Verheiratet.
Sie fühlte eine innere Unruhe.
Im Moment, so gestand sie sich ein, verfolgte sie kein klares Ziel, sondern arbeitete nur sporadisch an Hochschul-Projekten mit. Sie war bestrebt, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken.
Und sie hatte noch immer diese Beziehungskiste mit Mike
Conlig, der so in die Arbeit an NERVA vertieft war, daß er sie überhaupt nicht wahrzunehmen schien, falls er ihr überhaupt einmal etwas Zeit widmete. Mikes Leben drehte sich einzig und allein um NERVA; hinter der Schale des sanften Intellektuellen, die sie anfangs angezogen hatte, schien sich
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