Mission Ares
Inkompetenz, eine bewußte
Täuschung oder was auch immer. Wir sollten nicht länger
unsere Zeit mit diesem Dilettanten vergeuden.« Er nahm
wieder Platz und saß steif wie ein Ladestock da.
Eine Regung des Unbehagens ging durch die Zuhörer, und
vereinzelt ertönte ein nervöses Lachen.
Bert Seger stand auf, dankte Dana hastig und wandte sich von ihm ab.
Dana war fassungslos. Einen solchen Ton sollte man in einem Forum wie diesem nicht anschlagen – und auch sonst nicht.
Das ist einfach unzivilisiert. Nachdem es nun geschehen war, wunderte er sich nicht mehr. Natürlich hat man meinen Standpunkt nicht anerkannt. Aber hier geht es überhaupt nicht um Logik, Technik oder Wissenschaft. Es lag daran, daß er die Hierarchie mißachtet und den Dienstweg nicht eingehalten hatte. Hier geht es um Macht. Um die Hackordnung.
Möglicherweise glaubt Udet sogar, was er gesagt hat.
Vielleicht ist er wirklich der Ansicht, ich hätte die Zahlen manipuliert, um einen Vorteil für Langley zu erringen.
Dana sammelte seine Unterlagen ein und verließ das Podium.
Das Licht ging an, und im Konferenzraum wurde es still. Bert Seger erhob sich und schritt das Podium ab, wobei er die Anwesenden mit in die Hüften gestemmten Händen geradezu herausfordernd musterte.
»Ich habe heute viel Positives über die Nuklear-Option
gehört«, sagte er. »Sonst habe ich, ehrlich gesagt, nicht viel Sinnvolles gehört.« Er schaute in die Runde. »Ich möchte Ihnen sagen, daß ich es für machbar halte. Ich glaube, wir haben nun eine ›Kennedy-Option‹, die wir dem Präsidenten vorlegen können. Gibt es vielleicht jemanden, der anderer Meinung ist?«
Wernher von Braun stand auf und sprach sich in einer kurzen Stellungnahme für die nukleare Option aus. Dann meldete einer der Befürworter der chemischen Option aus Houston sich zu Wort und gestand mit wohlgesetzten Worten gegenüber den Kollegen aus Marshall die Niederlage ein.
Seger beendete die Konferenz. »Meine Herren, ich möchte
Ihnen für die geleistete Arbeit danken. Ich glaube, wir haben einen gangbaren Weg gefunden und wissen nun, wie wir zum Mars kommen.«
Dann applaudierte er, und die Versammelten fielen ein und beklatschten ihr eigenes Werk.
Alle außer Dana. Er konnte sich beherrschen.
Die Deutschen hatten wieder mal gewonnen.
Vielleicht hat Seger recht. Vielleicht haben wir eine historische Entscheidung getroffen, und ich werde es noch erleben, daß Menschen zum Mars fliegen. Aber es ist falsch.
Ich weiß, daß es falsch ist.
Zumal man immer noch damit rechen mußte, sagte er sich,
daß dieses gewaltige Projekt überhaupt nicht finanziert wurde.
Vielleicht entscheidet Nixon sich für den Bau der Raumfähre.
Oder für keins von beiden.
Für gar nichts.
Der Beifall hielt an. Die Delegierten bejubelten sich nun selbst.
DIE ZUKUNFT DER NASA
Die aktuellen Pläne sehen drastische Kürzungen
beziehungsweise Veränderungen bei der NASA vor. Erreicht werden soll dies durch eine Kappung des bemannten
Raumfahrtprogramms und anderer Programme der NASA. Ich
halte das für einen Fehler.
1) Der eigentliche Grund für die Kürzungen im NASA—
Haushalt besteht darin, daß die 28 % des Gesamthaushalts, die für die NASA vorgesehen sind, zur Disposition stehen. Mit anderen Worten, es wird gestrichen, weil man hier streichen kann und nicht, weil die NASA etwa schlecht arbeitet oder überhaupt überflüssig wäre.
2) Wir stehen unter dem Zwang, immer mehr in Programme zu investieren, die keine Perspektive für die Zukunft aufzeigen: Sozialhilfe, Zinszahlungen, Aufwendungen für das Gesundheitswesen usw. Wir tun das nicht aus Überzeugung, sondern um die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.
3) Die Zukunft der NASA und die Verwirklichung der
geplanten Programme ist von großer Bedeutung für die
Zukunft. Gerade von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die durch Skylab und NERVA gewonnen werden, wird unter
anderem ein Impuls für die Volkswirtschaft ausgehen, und gleichzeitig werden die vielen qualifizierten (und anderweitig schwer vermittelbaren) Wissenschaftler und Techniker an Projekten arbeiten, die zur Erkenntnisgewinnung über den Weltraum beitragen. Sollten die langfristigen Projekte erst eingestellt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf gelegt werden, wäre eine erneute Zusammenstellung der NASA-Arbeitsgruppen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden.
4) Als Reaktion auf unseren Druck hat die NASA die beantrag ten Mittel für Forschung und
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