Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Flugzeugfenster.
    »Ich sehe die Erde und den Mond«, meldete sie. »Sie sind beide ziemlich voll. Dann sehe ich noch einen sichelartigen schattigen Ausschnitt an der rechten Seite der beiden Körper.«
    Aufgrund der großen Entfernung hatte die Erde ihre
    kugelförmige Erscheinung verloren und war zu einer flachen Schale aus blauem Licht reduziert worden, den fahlen, geschrumpften Satelliten an ihrer Seite. »Das Licht der Erde ist noch immer hell«, sagte sie. »Hell genug, um ein Buch zu lesen, würde ich sagen. Aber…«
    »Sprechen Sie weiter, Natalie.«
    »Etwas ist anders.« Sie schaute genauer hin. »Der Himmel ist wie in einer klaren Nacht auf der Erde. Und – mein Gott – er ist voller Sterne. Bisher hat die Helligkeit der Erde alles andere überstrahlt. Nun sehe ich die Sterne. Zum erstenmal auf dem Flug sehe ich wieder die Sternbilder.«
    »Ares, ihr seid nun in die Nacht hinausgegangen.«
    »Ja, das stimmt. Und eine große, leere und kalte Nacht dazu.«
    »Ares, Houston. Danke, Natalie. Ares, das ist das Besondere: ihr seid nun fast neunhunderttausend Kilometer von der Erde entfernt. Das ist die doppelte Strecke, die bisher ein Mensch bewältigt hat. Und ihr verlaßt nun die Einflußsphäre der Erde.«
    Einflußsphäre – eine imaginäre, um die Erde zentrierte Blase im Raum, eine fast vollkommene Kugel, wo die Anziehungskraft der Erde und der Sonne sich im
    Gleichgewicht befinden. Innerhalb dieser Sphäre hatte Ares sich in einem von der Erde dominierten Orbit befunden; jenseits dieses Punkts hatte das Schiff den Einflußbereich der Erde verlassen und war in einen Orbit um die Sonne gegangen.
    »Danke, Bob«, sagte Stone. »Wir haben verstanden und sind beeindruckt. Fast überkommt uns eine gewisse Demut bei diesem Gedanken…« Stone schien selbst unzufrieden mit
    diesen banalen Worten. Er schaute York nachdenklich an.
    »Natalie, möchtest du noch etwas dazu sagen?«
    Stumm erwiderte sie seinen Blick. Plötzlich fühlte sie eine innere Leere. Du hast dich doch so oft über den Schwachsinn aufgeregt, den sie verzapfen. Nun hast du die Gelegenheit, es besser zu machen.
    Aus irgendeinem Grund dachte sie an Ben Priest. Was würde er ihr wohl raten?
    Sag einfach, was du fühlst, Natalie. Versteck dich nicht hinter technischen Floskeln. Und es darf dir nicht peinlich sein.
    »Houston, Ares. Ich habe den Eindruck, daß wir Menschen
    auf dem Boden eines Lochs leben. Eines tiefen Gravitations-Lochs, das die Masse der Erde in die Raumzeit gegraben hat.
    Und von den Milliarden Menschen, die jemals gelebt haben, sind nur wir drei – Phil, Ralph und ich – bis zum Rand dieses Lochs aufgestiegen…«
    Sie bemerkte, daß Gershon und Stone sich fragend ansahen.
    Stone bedeutete Gershon mit einer Geste, still zu sein.
    York betrachtete die schrumpfende Erde. Sie hob die Hand und blendete das Erde-Mond-System aus. »Ich halte nun die Hand hoch, und sie blendet die ganze menschliche Geschichte – sogar die Flüge zum Mond – aus. Wir werden ein Jahr im All verbringen, bis wir den Mars so groß vor uns sehen, wie die zurückfallende Erde nun ist. Ein Jahr in dieser Sammlung von Blechbüchsen, mit nichts als den Sternen und der Sonne vor dem Fenster. Wir wissen, daß es schwer werden wird, trotz des Trainings und der Vorbereitung. Doch wichtig ist nur, daß wir über den Rand des Gravitations-Lochs geklettert sind und nun sehen, was dahinter liegt. Wir sind wirklich in die Nacht hinausgegangen, Houston.«
    Stone nickte. Er blickte sie noch immer nachdenklich an.
    York schauderte. Plötzlich erschien das Missionsmodul – das tickend, surrend, mit Essensgerüchen und dem Gestank von Fürzen – ihr wie ein kleines, zerbrechliches Heim, die einzige Insel der Wärme und des Lichts in dieser dunklen Nacht.
     
    Sonntag, 15: August 1976

Zwischen Erde und Mond
    Nachdem sie für ein paar Tage in langen Unterhosen und
    Springerkombis in der Kommandokapsel herumgeturnt waren, halfen Jones, Dana und Stone sich gegenseitig beim Anlegen der Druckanzüge. Während des Einschusses in den Mondorbit würden sie auf den Liegen Platz nehmen und sich angurten müssen.
    Sie beendeten das Mahl: Suppe und Käse-Sandwiches. Zu
    trinken gab es Grapefruitsaft. Dana hatte einen Plastikbeutel mit Erbsensuppe. Er nahm einen Löffel Suppe und tippte dann auf den Löffelstiel, wobei der Suppenklumpen unter Beibehaltung der Form, die er auf dem Löffel gehabt hatte, abdriftete. Doch wenn er die Flüssigkeit dann mit der Fingerspitze berührte,

Weitere Kostenlose Bücher