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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie.
    Während die wissenschaftliche Station zum Leben erwachte, glaubte York eine Ähnlichkeit mit einem Labor zu erkennen, das ein Streber in seinem Kinderzimmer eingerichtet hatte. Es war kompakt, klein und irgendwie putzig.
    Ein paar Experimente, die Ares durchführen sollte, waren Teil langfristiger Mikrogravitations-Forschungsprogramme. Es gab Versuche zur Züchtung von Protein-Kristallen und der Diffusion von Bakterien unter den Bedingungen der Mikrogravitation sowie ein klobiges Arrangement mit der Bezeichnung ›Wärmerohr-Leistungs-Experiment‹, ein Versuch zur Diffusion der Wärme an überhitzten Stellen in Röhren und Leitungen in der Mikrogravitation.
    Doch Ares bot noch ein paar spezielle Möglichkeiten. Es war geplant, von den beiden weit entfernten Bezugspunkten Ares und Erde spektakuläre Vorgänge auf der Sonne zu beobachten, zum Beispiel Sonnenflecken und Protuberanzen. Zu diesem Zweck stand eine ganze Palette von Instrumenten bereit: ein Coronagraph, ein Spektroheliograph und ein spektrographisches Teleskop. Weil die Ares-Mehrstufenrakete sich zur Sonne ausrichten würde, um den Verdampfungsverlust zu minimieren, war die ganze Ausrüstung auf einem Gestell montiert, das wie ein Rückspiegel aus dem Missionsmodul ausgeklappt und ausgerichtet werden würde.
    Die Einstellungen dauerten länger als erwartet. Die Computer waren ziemlich langsam. Die Modelle, mit denen Ares ausgerüstet war, waren bereits veraltet: die schon zehn Jahre alte Konstruktion der Plattform war sozusagen um diese leistungsschwachen Maschinen herumgebaut worden. Die
    Computerfirmen hatten sich gegenüber der NASA verpflichtet, die Ersatzteilversorgung mittelfristig zu gewährleisten. Doch es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, daß York – im tiefen Weltraum, auf dem Weg zum Mars – sich mit einer Technik behelfen mußte, die heute kein Schüler, der etwas auf sich hielt, mehr benutzen würde.
    Zumal die Arbeit in der Mikrogravitation sich als schwierig erwies. Alles, was nicht niet-und nagelfest war, entschwebte.
    Auf die größeren Ausrüstungsgegenstände hatte sie wenigstens ein Auge, aber ihr Notebook, Stifte und Taschentücher unterlagen ebenfalls diesem Phänomen. Sie vergeudete viel Zeit damit, die Gegenstände wieder einzufangen. Und sie mußte sich in einer bewußten Anstrengung verankern – in Fußhalterungen, indem sie sich an einem Regal festhielt oder die Beine um eine Strebe schlang –, bevor sie eine Bewegung ausführte. Sonst machte sie jedesmal, wenn sie einen Schalter betätigte, die Bewegung des Schalters mit.
    Es war, als ob sie sich auf einer Eisfläche befände: einer großen, unsichtbaren dreidimensionalen Eisfläche, auf deren Oberfläche Gegenstände in gerader Linie herumrutschten und wo sie ständig das Gleichgewicht verlor.
     
    Als York in die Messe zurückdriftete, war Phil Stone schon in der kleinen Bordküche mit der Zubereitung des Essens beschäftigt. Essenspäckchen und Tabletts schwebten neben ihm in der Luft.
    Eine an der Wand der Messe montierte Kamera war auf ihn
    gerichtet; York erinnerte sich, daß für diese Zeit wieder eine Übertragung vorgesehen war. Sie fragte sich, wie viele Leute wohl noch zuschauten.
    Stone schaute zu York hoch. »Du siehst jetzt wirklich wie ein Astronaut aus, Natalie.«
    »Wieso?«
    »Schau mal in den Spiegel.«
    Der nächste Spiegel hing über dem Waschbecken. York trieb hinüber und unterzog sich einer Musterung. Das Haar stand in Strähnen vom Kopf ab, wie ein Heiligenschein, und sie schien Tränensäcke bekommen zu haben. Dies war auch ein Effekt der Mikrogravitation: die Ansammlung von Flüssigkeit unter der Gesichtshaut. Bei der Berührung der Zone unter den Augen fühlte die Haut sich zart an, als ob sie gespannt wäre.
    Gershon rutschte kopfüber die Stange herunter. »Hallo,
    japanisches Fräulein«, sagte er und verzog die Lider so, daß er Schlitzaugen bekam.
    Statisches Rauschen drang aus den an der Wand befestigten Lautsprechern. »Ares, Houston. Wir sehen hier eine Wundertüte, Phil.« Capcom war heute Bob Crippen.
    York spürte, wie die anderen sich versteiften. Crippens
    gezwungene Witzigkeit signalisierte ihnen, daß sie gleich an die Öffentlichkeit treten würden. Wir stehen wieder auf der Bühne, Jungs.
    Stone hielt einen unbeschrifteten braunen Beutel hoch.
    »Guten Tag, Bob. Würden Sie es für möglich halten, daß hier Hühnerklein drin ist? Ich muß diesen Beutel nur in diese kleine Schublade stecken, sehen Sie, wo hundert

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