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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Schiffsnamen für diese Mission brauchte, ungehört.
    Es war eine ausgefeilte PRAktion. Doch diese pompöse
    Inszenierung bedeutete, daß ein Mißerfolg – und sei er nur auf einen dummen Programmierfehler zurückzuführen – um so schwerer wiegen würde.
    Apollo schüttelte sich leicht, und Elektromagneten klackten.
    Die Düsen für die Lage-und Bahnregelung feuerten, um das Rollen des Raumschiffs zu neutralisieren. Die Mehrstufenrakete hatte seit dem Start von der Erde rotiert, damit die Sonnenwärme gleichmäßig auf die Oberfläche der Kapsel einwirkte. Die Besatzung bezeichnete das als ›Grill-Modus‹.
    Stone, der sich im Mittelpunkt der drei Liegen befand, sagte plötzlich: »He. Ich sehe den Mond. Direkt unter uns.«
    Dana schaute von der Prüfliste auf.
    Es hatte den Anschein, als ob Ströme von Öl am Fenster zu Danas Rechten hinabliefen. Dana fühlte einen Anflug von Panik; er hatte keine Ahnung, durch welche Fehlfunktion das verursacht worden war. Dann akkomodierten die Augen sich, und ihm wurde bewußt, daß er auf Berge schaute, die langsam am Fenster vorbeiglitten. Die von den schräg einfallenden Sonnenstrahlen beschienenen Erhebungen zogen lange Schatten hinter sich her.
    Die Berge des Mondes. »Mein Gott. Seht mal nach draußen.«
    »Das ist nur der abgefuckte Mond«, sagte Jones. »Ihr werdet ihn noch lang genug sehen. Kommt schon, kümmert euch wieder um die Listen. Entfernung sechzehnhundert Kilometer.
    Zweitausend Meter pro Sekunde… Noch fünfzehn Minuten bis zum Abbruch der Sichtverbindung und dreiundzwanzig Minuten bis zur MOI-Zündung…«
     
    Dana sah, wie die Sonne hinter dem Mondhorizont verschwand und der Mond von der Corona, der äußeren Atmosphäre der Sonne, indirekt angestrahlt wurde. Der Mond war hell
    beleuchtet, und es hatte den Anschein, als ob die Rückseite in Flammen stünde. Doch Dana erkannte auch die im Schatten liegende Seite, die hinter dem Fenster vorbeizog. Die Erde tauchte sie in ein gespenstisch fahles Licht.
    Der Mond sah aus wie eine Glaskugel mit gesprungener
    Oberfläche; als ob er mit Schrot gespickt wäre. Das weiße Zentrum des Monds, das sich vom Schattenwurf des irdischen Lichts abhob, stach Dana ins Auge: der Mond hatte nun ein erstaunlich räumliches Aussehen und erschien nicht mehr als die gelbe Scheibe, wie von der Erde aus.
    Dana machte einen großen, tiefen Krater aus, bei dem es sich vielleicht um Tycho handelte. Die Topographie des Mondes wirkte verschwommen – ein Eindruck, der durch die Schatten noch verstärkt wurde. Manchmal erschienen die Krater wie Kuppeln und die Berge wie Täler. Die Oberfläche des Monds glich einer Maske, deren Negativabdruck er nun vor Augen hatte.
    Im Erdorbit hatte Dana die Krümmung des Horizonts
    gesehen, doch wegen des Umfangs der Erde hatte der größte Teil sich seinem Blick entzogen. Der Mond indes war eine kleine Welt. Die Krümmung war so stark, daß er die ganze Kugel vor dem geistigen Auge sah; er sah, daß er um eine Felskugel flog, die im dunklen All hing, das sich in alle Richtungen in die Unendlichkeit erstreckte.
    Es wirkt so fremdartig. Das ist nicht unsere Welt. Und dennoch befanden sich drei Sternenbanner und drei leere Landegestelle auf diesen stummen Hügeln.
    »Dreißig Sekunden bis zum Abbruch der Sichtverbindung«,
    sagte Jones.
    »Enterprise, Houston.« Ralph Gershon war der neue Astronaut, der heute als Capcom fungierte. »Die Sichtverbindung bricht gleich ab. Ihr verschwindet hinter dem Mond. Eure Systeme sehen gut aus. Wir sehen euch auf der anderen Seite.«
    »Roger, Ralph. Danke. Hier oben ist alles in Ordnung.« Das statische Rauschen aus den Lautsprechern wich plötzlich einem niederfrequenten Brummen.
    »Wir verschwinden hinter dem Mond«, sagte Phil Stone leise.
    »Verlust des Signals.«
    Dana starrte auf das Gitter des Lautsprechers. Seine Reaktion machte ihm Angst: er war verwirrt und hatte das Gefühl, verloren zu sein. Zum erstenmal seit dem Start bestand keine Sichtverbindung mehr zwischen Apollo und der Erde. Das Kontrollzentrum war nicht imstande, Kontakt zur Besatzung aufzunehmen – als ob ein Seil gekappt worden wäre.
    Dana war der Ansicht, daß im Lauf der Jahre ein
    Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Astronauten entstanden war. Ob es nun gesund war oder nicht; das Wissen, daß das Kontrollzentrum immer da war, immer mit den klügsten Köpfen besetzt war, nahm den Piloten einen großen Teil der Verantwortung ab. Es war, als ob Houston das Schiff für einen flöge.

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