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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Auf der anderen Seite waren die wenigen Momente, wo Besatzung und Schiff autonom funktionieren mußten, Momente der Angst. Keine Angst vor der Gefahr, die ohnehin ein ständiger Begleiter war, sondern Angst vor dem Versagen.
    Hoffentlich bin nicht ich derjenige, der es verbockt.
    Nun befand sich die Mehrstufenrakete im Anflug auf den
    Mond. Sie tauchten immer tiefer in die Gravitationsquelle des Satelliten ein, und der Mond wurde immer größer – er schwoll von Minute zu Minute weiter an, und die Landschaft zog an den Fenstern vorbei.
    »Seht euch den alten Mond an«, sagte Jones. »Rauher als
    mein Hintern. Ich werde wohl nie dort unten landen, aber ich bin froh, daß ich überhaupt so weit gekommen bin. Dieser Draufgänger Gershon müßte nun hier sein. Würde sich gewiß wie zuhause fühlen. Ist wie in Kambodscha.« Er stieß ein keckerndes Lachen aus.
    Dana versuchte, über den Scherz seines Kommandanten zu
    grinsen, was ihm aber mißlang. Phil Stone zu seiner Linken schien auch Unbehagen zu verspüren.
    Solche Sprüche waren nicht mehr angebracht, sagte Dana
    sich. Waren sie vielleicht nie gewesen.
    Das Raumschiff tauchte in den Mondschatten ein, in totale Dunkelheit: das Licht der Erde fiel nie auf diese verborgene Landschaft, die unter ihnen dahinraste.
    Das Funkgerät blieb stumm.
    Wir sind allein, wir drei. Die auf der Erde inhaftierte Menschheit versteckt sich hinter dem Mond.
    Plötzlich war Dana in bisher nicht gekannter Intensität von der Richtigkeit der Sache überzeugt. Wie auch immer es dazu gekommen ist, die Entscheidung, das Raumfahrtprogramm fortzuführen, war richtig. Was für ein Abenteuer wäre uns sonst entgangen. Wir müssen weitermachen. Erfahrungen wie diese werden uns verändern. Wir werden unseren Horizont erweitern.
    Die zerklüftete Landschaft zog unter dem Fenster vorbei.
    »In Ordnung, ihr Scheißer, genug gegafft. Bereiten wir uns auf die Zündung vor.«
     
    Die Enterprise umkreiste den Mond.
     
    Mittwoch, 25. Mai 1977
    NASA-Hauptquartier, Washington
     
    Mike Conlig haßte Washington. Er hatte das Flugzeug kaum verlassen, als die schwüle, drückende Hitze über ihm zusammenschlug. Er spürte eine Art von psychischem Druck, den die Leute auf ihn ausübten, die sich in diesem schäbigen Winkel der Erde zusammengerottet hatten.
    Nun saß er zusammen mit Hans Udet und Bert Seger in Tim
    Josephsons geräumigem, luxuriösem Büro. Conlig fühlte sich fehl am Platz, verloren in dem großen Raum und in diesem großen, weichen Sessel. Und im Anzug fühlte er sich auch unwohl; die Krawatte schien ihn zu strangulieren.
    Dann stürmte Tim Josephson mit einem Aktenordner unter
    dem Arm in den Raum und setzte sich an den schlichten,
    polierten Schreibtisch. »Ich will gleich zur Sache kommen«, sagte Josephson. »Ich habe Ihre Statusberichte gelesen. Sie wissen, worum es geht. NERVA ist verdammt weit hinter dem Zeitplan zurück. Die Projektprüfung soll in drei Monaten stattfinden. Und nach dem, was ich gehört habe, werden Sie das nicht schaffen.«
    Seger zuckte die Achseln. »Da vermag ich Ihnen kaum zu
    widersprechen, Tim.«
    Josephson legte die Hände aufeinander. »In Ordnung. Wir
    stehen in dieser Hinsicht unter starkem Druck; wir müssen Ihre Arbeit gegen Anfechtungen des Kongresses und anderer Stellen verteidigen. Man sagt, wir hätten hierbei aufs falsche Pferd gesetzt. Die Technik der Nuklearraketen steckt noch in den Kinderschuhen; vielleicht sollten wir lieber eine evolutionäre Politik betreiben und erst einmal die chemische Technik weiterentwickeln. Und zu allem Überfluß sind da noch die Atomkraftgegner, die nicht damit einverstanden sind, daß wir die Saturn-Raketen mit Tonnen von radioaktivem Brennstoff beladen.« Sein Blick schweifte von einem zum andern. »Sie haben sicher von den Protesten in Seebrook oben in New Hampshire gehört: zweitausend Leute haben gegen den Bau des Fissionsreaktors demonstriert. Mit der Nutzung von Nukleartechnik schwimmen wir gegen den Strom, meine Herren.
    Aber ich weiß auch, daß die Probleme in diesem einen
    Bereich nicht das ganze beschissene Programm gefährden
    dürfen. Wie Sie wissen, hat Rockwell seit 1972 parallel zur nuklearen Option die Entwicklung der chemischen Technik betrieben – in Gestalt der Weiterentwicklung der S-II. Fred Michaels spielt mit dem Gedanken, den Kongreß zu bitten, die Finanzierung von NERVA einzustellen und die Mittel für diese Entwicklungslinie bereitzustellen…«
    Hans Udet schüttelte den Kopf, wobei

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