Mission Arktis
hoben sich die Scheinwerfer ein Stück, schwankten im Wind und wandten sich dann ab. Das Heulen des Sturms übertönte das Motorengeräusch und verlieh der Szene etwas Gespenstisches.
Die Fahrzeuge verschwanden über die leere Eisebene. Die beiden zurückgebliebenen Wachen stapften davon und verschwanden im nächsten Gebäude.
Jenny sah dem Licht der letzten Hovercraft nach, das langsam verglühte. Sie konnten nur ein einziges Ziel haben – die russische Eisstation. Ihre Gedanken wanderten zu der anderen Sno-Cat, die in der gleichen Richtung verschwunden war, zusammen mit Matt und dem Reporter aus Seattle.
Zum ersten Mal seit Jahren betete Jenny für Matts Sicherheit. Und sie wünschte sich, sie hätte die Worte ausgesprochen, die sie die ganze Zeit in sich verschlossen hatte. Jetzt erschien ihr das alles so sinnlos, so viele Jahre verschwendet mit Bitterkeit, Wut und Verzweiflung.
Leise flüsterte sie sanfte Worte in den Wind.
Es tut mir Leid … Matt, es tut mir so Leid …
Hinter ihnen brach Gewehrfeuer los, laut und nah.
»Auf geht’s!«, schrie ihr Kowalski ins Ohr und riss sie auf die Füße. »Nichts wie weg hier!«
13:12 Uhr
Eisstation Grendel
Amanda lief neben dem großen Fremden her. Noch immer blieb der Grendel im Labyrinth der Gänge verborgen, aber das Summen seiner Echoortung füllte ihren Hinterkopf mit einem verschwommenen, kratzigen Gefühl.
Das Biest verfolgte sie und trieb sie tiefer in die Eisinsel hinein.
»Worauf wartet es nur?«, fragte Matt.
»Darauf, dass unser Glück irgendwann verbraucht ist«, antwortete sie und dachte plötzlich an Lacy Devlin. »Irgendwann werden wir in eine Sackgasse geraten. In einen blockierten Gang, an eine Klippe. Dann sitzen wir in der Falle.«
»Tödlich und klug … eine tolle Kombination.«
Gemeinsam bogen sie um eine Kurve in dem glatten Tunnel. Die Steigeisen an Amandas Stiefeln gaben ihr Halt, aber Matt glitt aus und rutschte auf dem Eis. Sie packte ihn am Arm.
Matt drehte sich ihr zu. »So können wir nicht weitermachen. Wir kommen immer weiter nach unten, dabei wollen wir genau in die entgegengesetzte Richtung.«
»Was sollen wir sonst tun?« Sie hielt den kleinen Eispickel in die Höhe, den sie Connor abgenommen hatte. »Dem Monster damit entgegentreten?«
»Keine Chance.«
»Tja, Sie beschäftigen sich mit Fisch und Wild. Ich mit Geophysik. Also ist es Ihre Domäne.«
Matt zog die Brauen zusammen. »Wir brauchen etwas, um das Ding von unserer Fährte wegzulocken. Wenn wir uns an ihm vorbeischleichen könnten, sodass wir oberhalb von ihm sind, wären wir beim Wegrennen zumindest auf dem Weg zum Ausgang.«
Amanda durchforschte ihr Gehirn nach einer Lösung, dabei schalteten ihre Gedanken unwillkürlich in einen sachlichen Modus. Sie betrachtete noch einmal genau, was sie über die Bestie wusste. Wenig bis gar nichts, lautete die Antwort, aber das hinderte sie nicht daran, Hypothesen anzustellen. Die Grendel jagten mit Hilfe von Echoortung, aber sie waren auch sensibel für Licht und vielleicht sogar Wärme. Sie rief sich ihre Erfahrungen im Nest des Monsters ins Gedächtnis. Es hatte Amandas Versteck nicht bemerkt, bis es die Taschenlampe zerstört hatte und Amanda zu schwitzen begann.
Licht und Hitze. Sie spürte, dass hier die Antwort lag; aber wie genau lautete sie?
Sie rannten über eine weitere Kreuzung – und plötzlich fiel es ihr ein!
»Warten Sie!«, rief sie und blieb stehen.
Auch Matt verlangsamte das Tempo und bremste mit den Fersen, eine Hand an der Eiswand. Dann drehte er sich zu ihr um.
Amanda ging zurück zu der Kreuzung. Licht und Hitze. Sie zog sich den Helm vom Kopf. Dann drehte sie die Lampe auf die hellste Einstellung, griff an ihren Gürtel, wo die Maske zum Erwärmen der Atemluft samt ihrem Heizgerät hing, hakte beides los und stellte das Heizgerät auf volle Touren. Rasch wurde es in ihrer Hand warm.
»Was haben Sie vor?«, fragte Matt.
Amanda blickte sich nach einem Zeichen des Raubtiers um. »Diese Kreaturen reagieren auf Licht- und Hitzesignaturen.« Sie drehte den Helm um und legte Maske samt Heizgerät hinein.
Dann hielt sie beides demonstrativ in die Höhe.
Matt trat zu ihr und nickte. »Ein Köder, der den Grendel auf eine falsche Fährte locken soll.«
»Hoffen wir, dass es funktioniert.« Sie schlüpfte an ihm vorbei, duckte sich und schleuderte den Helm in den Haupttunnel. Die gelbe Kopfbedeckung schlidderte und drehte sich ein paar Mal, das Licht tanzte und blinkte wie auf einem Notarztwagen. Schließlich
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