Mission Arktis
schob.
Der Widerhall der Schüsse drang gedämpft durch das dicke Metall der Luke. Immer wieder donnerten schwere Körper gegen Wand und Tür.
Während in der Halle draußen der Kampf tobte, lagen sie hinter der Tür keuchend auf dem Boden. Matt nutzte die Zeit, um seine Elchlederstiefel wieder aus der Tasche zu holen und über seine schmerzenden, erfrorenen Füße zu ziehen.
»Für den Augenblick müssten wir eigentlich in Sicherheit sein«, ertönte Amandas Stimme aus der Dunkelheit. »Die Tür ist aus solidem gehärtetem Stahl.«
»Wo sind wir?«, fragte Matt, während er sich die Schuhe zuband.
»Im Herzen der Station«, antwortete Bratt. »Im Hauptlabor.«
Ein Lichtschalter wurde betätigt und ließ nackte Glühbirnen aufleuchten.
Matt sah, dass sie sich in einem sauberen, ordentlichen Labor befanden. Mit militärischer Präzision aufgestellte Stahltische. Glasschränke mit Bechern und polierten Instrumenten. An einer Wand eine Reihe von Kühleinheiten. Vom Hauptlabor zweigten mehrere kleinere Räume ab, aber dort war es so dunkel, dass man nichts erkennen konnte.
Während Matt seine Blicke umherwandern ließ, flackerten weitere Lampen auf, eine Glühbirne nach der anderen, und erleuchteten einen gebogenen Gang, der in der Ferne um eine Biegung verschwand. Der Korridor schien der äußeren Wand der Station zu folgen und umgab vermutlich die gesamte Ebene.
Und dann erkannte Matt auch, was die Glühbirnen beleuchteten. »O mein Gott …!«
3. Akt
Blutrausch
KAPITEL 11
Zeitlos
9. April, 13:42 Uhr
Auf dem Eis
Eingehüllt in einen weißen Parka, durchquerte Viktor Petkow das Herz eines Blizzards. Seine Hände steckten in beheizten Fäustlingen; der Pelzrand seiner Kapuze, ein dicker Wollschal und eine polarisierte Schutzbrille schützten sein Gesicht vor dem Wind.
Aber alle Schutzkleidung der Welt konnte die Kälte nicht aus seinem Herzen vertreiben. Er war unterwegs zur Ruhestätte seines Vaters, in eine gefrorene Krypta, vergraben im Eis.
Er saß angeschnallt auf dem Rücksitz des HovercraftBikes. Der Fahrer, ein junger Offizier, der unter Mikowsky diente, bediente das Fahrzeug gekonnt und mit dem rücksichtslosen Selbstvertrauen der Jugend. Sie flogen übers Eis, nicht mehr als eine Handbreit über dem Boden – eine Rakete im Wind.
Der Sturm versuchte sie von ihrem Kurs abzubringen, doch der Fahrer hielt sie mit Hilfe des gyroskopischen Führungssystems auf der geraden Route zu der verlassenen Station.
Nachdenklich starrte Viktor hinaus über die schneegepeitschte Ebene, um ihn herum nichts als weiße Öde. Eine Wüste aus Eis. Da die Sonne von Wolken und Schnee verdeckt war, hatte die Welt sich in fahlem Zwielicht aufgelöst, das an seiner Willenskraft und seiner Energie zehrte. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung nahmen eine physische Dimension an. Mit dem Wind, der in seinen Ohren heulte, sickerte die ewige Mutlosigkeit bis tief in seine Knochen.
Hier hat mein Vater die letzten Tage seines Lebens verbracht, allein, im Exil, vergessen.
Das Fahrzeug vollführte einen langsamen Bogen, folgte dem Schatten eines Packeisrückens, dem Rückgrat eines schlafenden Drachens. Dahinter wuchs aus der endlosen Dämmerung ein nebliges Licht.
»Ziel direkt vor uns, Admiral!«, rief ihm der Fahrer über die Schulter zu.
Die Hovercraft passte sich dem Kurs an. Seitlich der führenden Maschine vollführten die anderen beiden Fahrzeuge ein paralleles Manöver, wie eine Schwadron von MiG-Kampfjets in Formation. Dann raste das Trio auf das Licht zu.
Durch den wirbelnden Schnee tauchten Einzelheiten auf. Eine Bergkette aus Eis, ein schwarzer Tümpel, viereckig, von Menschenhand geschaffen, und am Fuß des Berges ein Lichtschein, der wie der Strahl eines Leuchtturms den Sturm durchschnitt.
Sie umrundeten die Polynja und hielten auf den Eingang der Basis zu. Die Maschinen wurden abgebremst, die Hovercrafts senkten sich auf ihre Titanskier, nahmen Bodenkontakt auf und glitten über das Eis. Neben dem Eingang kamen sie zum Stillstand und parkten im Windschatten der Packeiskette, um die Fahrzeuge zumindest ein wenig vor dem Sturm zu schützen.
Während Viktor noch mit der Schnalle seines Sicherheitsgurts kämpfte, stieg der Fahrer bereits ab. Die Fäustlinge beeinträchtigten stark die Fingerfertigkeit, aber selbst mit bloßen Händen hätte der Admiral wahrscheinlich Schwierigkeiten gehabt, denn er zitterte heftig. Seine Augen fixierten den groben Eingangsschacht, durch den man sich so brutal Zugang zu dem
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