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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Bane lag zusammengerollt auf dem Platz neben ihm, den Schwanz ordentlich um den Körper gelegt.
    »Wenn die Koordinaten stimmen, die Sie mir gegeben haben, sind’s noch sechzehn Kilometer.«
Kowalski starrte aus dem Fenster. »Ich kann nicht glauben, dass wir das tun.«
Jenny ignorierte ihn. Sie hatten das Thema bereits durchdiskutiert. Es war wirklich ihre einzige Option. Sie versuchte, noch ein bisschen mehr Tempo herauszuholen, und nutzte jedes Nachlassen des Winds, sodass sie sich in kleinen Zwischenspurts auf ihr Ziel zubewegten. Die Armaturen reagierten nur noch langsam, da sich auf den Flügeln und der Windschutzscheibe Eis gebildet hatte. Ganz allmählich verwandelten sie sich in einen fliegenden Eiswürfel.
Fünf Minuten vergingen, ohne dass jemand ein Wort sagte. Jenny wagte kaum zu atmen, weil sie jeden Augenblick damit rechnete, dass die Propeller ihre Drehbewegung einstellten, weil die gierigen Motoren das letzte bisschen Benzin aufgefressen hatten.
»Da!«, platzte Tom plötzlich heraus und streckte den Arm zwischen Jenny und Kowalski nach vorn. Bane hob den Kopf.
Jenny versuchte, der Richtung zu folgen, in die der junge Mann deutete. »Ich seh nicht …«
»Zehn Grad steuerbord! Warten Sie, bis der Wind nachlässt!«
Jenny konzentrierte sich auf den Punkt. Dann, als der Schnee in einer Bö auseinander wirbelte, entdeckte sie ein Licht, das schwach zu ihnen heraufblinkte. »Sind Sie sicher, dass es das ist?«
Tom nickte.
»Die Eisstation Grendel!«, stöhnte Kowalski.
Jenny begann den Landeanflug, ohne den Höhenmesser aus den Augen zu lassen. Sie mussten zurück auf den Boden. Omega kam nicht in Frage, und irgendwo in der Einöde der Polkappe zu landen, bedeutete den sicheren Tod. Nur ein Ort bot angemessenen Schutz: die Eisstation.
Es war riskant, aber nicht aussichtslos. Wenn sie etwas außerhalb der Sichtweite landeten, konnte Tom Pomautuk, der die Anlage gut kannte, sie möglicherweise zu einem der äußeren Ventilationsschächte führen, die die unterirdische Station mit Frischluft versorgten. Dort konnten sie sich hoffentlich verstecken, bis die Russen sich zurückzogen.
Der Backbordpropeller begann zu husten, die Otter schwankte. Der Propeller setzte einen Schlag aus, flatterte, und im nächsten Moment war aus der Twin Otter eine Single Otter geworden. Mit nur einer Maschine flog Jenny weiter, kämpfte um eine einigermaßen stabile Lage und fuhr die Klappen aus. Steil gingen sie nach unten. »Festhalten!«
Kowalski klammerte sich an seine Armlehnen. »Schon erledigt.«
Es gab keine direkte Sicht auf die Eisfelder unter ihnen, also überwachte Jenny ihren Sinkflug am Höhenmesser. Gleichzeitig musste sie weiter gegen den Wind ankämpfen, der das Flugzeug noch immer durchschüttelte.
Konzentriert kaute sie auf der Unterlippe und versuchte, die Position des Lichtsignals der Station vor ihrem inneren Auge zu behalten. In ihrem Kopf entstand eine Karte, gespeist von den Daten ihrer Instrumente und ihrem Instinkt.
Als der Höhenmesser unter zweihundert Fuß fiel, widmete sie sich voll und ganz der Trimmung, um die Maschine trotz Wind und ausgefallenem Triebwerk so gerade wie möglich zu halten. Der Schnee wurde dichter, denn nun kam er nicht nur vom Himmel, sondern wurde auch von der Eisebene zu ihnen hochgewirbelt.
Es gab nur eine Möglichkeit, eine Blindlandung einigermaßen unbeschadet über die Bühne zu bekommen: Man musste so langsam wie möglich herunterkommen. Langsam und gleichmäßig … solange nur das zweite Triebwerk durchhielt. Sie sah den Höhenmesser auf unter hundert Fuß sinken … siebzig … und dann …
»Vorsicht!«, rief Tom von hinten.
Jenny blickte von den Instrumenten auf. Der Sturm hatte den Schnee an ein paar Stellen so weit aufgerissen, dass sie vor sich eine Eiswand sehen konnte, spitz und unregelmäßig wie gezackte Zähne, verhangen vom wirbelnden Schnee, aber keine hundert Meter vor ihnen. Blitzschnell wog sie ihre Optionen ab. Auf gar keinen Fall war noch genug Kraft in ihrem Motor, um darüber hinwegzufliegen.
Neben ihr fluchte Kowalski ununterbrochen – seine Version eines Stoßgebets.
Jenny knirschte mit den Zähnen und knallte das Höhenruder nach vorn, sodass sie schneller nach unten abtauchten. Verdammt , dachte sie, ich krieg das hin! So brachte sie die Maschine die letzten fünfzig Fuß nach unten und rauschte auf die Spitzen der Eiswand zu.
Boden war nirgends in Sicht.
Jetzt kam Kowalskis Gebet noch mehr von Herzen und endete innig mit: »Ich hasse Sie und

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