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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Stahlhämmer. Washburn hatte sich sogar ein paar Fleischerhaken angeeignet, deren Verwendungszweck Matt sich gar nicht so genau vorstellen mochte. Er selbst schleppte ein ein Meter langes Metallrohr mit sich.

    Während die NavyLeute an der Luke zugange waren, betrachtete Matt die ganze Gruppe etwas eingehender. Sie hatten sich alle in steinzeitliche Jäger und Sammler verwandelt … allerdings mit modernsten chirurgischen Edelstahlwaffen ausgerüstet. Ein seltsamer Anblick.
    Ogden rubbelte schon wieder an einem der Tanks heran – das Quietschen seines wollenen Ärmels auf dem Glas war nicht zu überhören. Am liebsten hätte Matt dem Mann sein Stahlrohr über den Schädel geschlagen. Lass sie doch in Ruhe!, wollte er den Mann anschreien.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, wandte Ogden sich in diesem Augenblick mit zusammengekniffenen Augen zu ihm um. »Das sind Einheimische«, erklärte er mit mühsam ruhiger Stimme. Erst jetzt wurde Matt klar, unter welcher Anspannung auch der Biologe stand; dass er sich nur beschäftigte, um nicht ganz die Fassung zu verlieren. »Allesamt.«
    Trotz seiner Vorbehalte trat Matt mit gerunzelter Stirn näher. »Einheimische?«
»Inuit. Aleuten. Eskimos. Wie auch immer Sie sie nennen möchten.« Mit einer Handbewegung deutete Ogden auf die Masse der Tanks. »Alles dieselben. Vielleicht sogar Leute vom gleichen Stamm.«
Langsam ging Matt auf den letzten Tank zu, den der Biologe abgewischt hatte. Auf den ersten Blick schien er leer zu sein. Doch dann sah Matt nach unten.
Auf dem Grund des Tanks saß ein kleiner Junge.
Dr. Ogden hatte Recht mit seiner Einschätzung, der Junge war eindeutig ein Inuk. Die schwarzen Haare, die mandelförmigen Augen, die runden Wangenknochen, selbst die Hautfarbe – obgleich sie jetzt bläulich verfärbt war –, alles deutete auf seine Herkunft hin.
Inuit. Jennys Volk.
Auch Matt ging auf ein Knie.
Die Augen des Jungen waren geschlossen, als schliefe er, aber er drückte mit seinen winzigen Händen gegen die Wand seines Gefängnisses.
Matt legte die Handfläche auf das Glas, über die des Jungen. Seine andere schloss sich krampfhaft um das Rohr, das er mitgenommen hatte. Welche Monster konnten einem Kind so etwas antun? Der Kleine war nicht älter als acht Jahre.
Wie ein Blitz durchzuckte ihn die Erkenntnis.
Der kleine Inuk war genauso alt, wie Tyler bei seinem Tod gewesen war.
Matt starrte auf das reglose Gesicht, aber ein Geist aus seiner Vergangenheit schob sich dazwischen: Tyler, der auf dem Kieferntisch in der Familienhütte lag. Auch sein Sohn war im Eis gestorben. Mit blauen Lippen und geschlossenen Augen.
Als schliefe er.
Der Schmerz jenes Augenblicks durchfuhr ihn von neuem. Zum Glück war Jenny nicht hier. Hoffentlich war sie in Sicherheit, das hier jedenfalls sollte sie nie sehen – nichts davon.
»Es tut mir Leid«, flüsterte er, als wollte er sich bei beiden Jungen entschuldigen. Tränen traten ihm in die Augen.
Da berührte eine Hand seine Schulter. Es war Amanda. »Die ganze Welt wird das erfahren«, sagte sie mit belegter Stimme, und die Traurigkeit machte ihre Aussprache noch verschwommener als sonst.
»Wie konnte das … er war doch noch ein kleiner Junge. Wer hat sich um ihn gekümmert?«
Matt konnte die Augen nicht von dem Glas abwenden. Amanda drückte seine Hand.
Auch Ogden stand immer noch vor dem Tank und beugte sich über eine Schalttafel mit mehreren Knöpfen und Schaltern. Ein Finger strich über die Schrift. »Seltsam.«
»Was?«, fragte Matt.
Ogden ergriff einen Hebel und legte ihn mit ein wenig Anstrengung um. Mit einem lauten Klicken rastete er ein und augenblicklich leuchteten alle Knöpfe der Schalttafel auf. Das Glas des Tanks vibrierte, als ein alter Motor ansprang, stotterte und dann gleichmäßig zu surren begann.
»Was machen Sie denn da?«, platzte Matt heraus, während seine Wut wieder aufflammte.
Ogden trat zurück und blickte zwischen Amanda und Matt hin und her. »Mein Gott, es funktioniert noch! Ich hätte nie gedacht …«
Ein lautes Krachen erschütterte die Halle.
»Die Russen«, stellte Bratt fest. »Sie sind drin.«
»Wir auch«, meinte Greer mit einer Grimasse. »Fast jedenfalls.« Pearlson kämpfte mit der letzten Schraube.
Craig stand hinter ihnen und starrte mit großen Augen mal auf die hart arbeitenden Männer, mal zurück in den Korridor. Der Reporter hielt einen dreißig Zentimeter langen Stahlnagel in der Hand, einen chirurgischen Eispickel, den er fest an die Brust drückte. »Macht voran,

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