Mission Arktis
Basis zum Schmelzen!
Die Russen wollten kurzen Prozess machen. Die Zivilisten, die zurückgebliebenen Soldaten … alle wurden geopfert, einfach von der Polkappe weggebrannt.
Perry hatte sofort den Auftrag gegeben, eine Stelle zu finden, wo sie die Antenne ausfahren konnten. Auch wenn es zweifelhaft war, ob jemand rechtzeitig reagieren konnte, musste doch ein MaydayNotruf abgesetzt werden.
Aber selbst dieser Versuch war fehlgeschlagen. Vor fünfzehn Minuten waren sie in einer kleinen Rinne aufgetaucht, auf beiden Seiten von Schneebänken eingekeilt. Sie hatten die Antennen ausgefahren, mitten in den Blizzard, und der Funkoffizier hatte sich an die Arbeit gemacht. Aber es hatte nichts gebracht. Noch immer war keine Kommunikation möglich.
Jetzt trat Dr. Willig vor. Der schwedische Ozeanograph war zum Sprecher der an Bord befindlichen Zivilisten geworden. »Wir verstehen das Risiko, das Sie eingehen, aber da drüben sind unsere Leute – Freunde, teilweise sogar Familien.«
Perry studierte die Gesichter um ihn herum. Seine Crew auf den jeweiligen Stationen sah genauso entschlossen drein. Er drehte sich um und stieg die Stufe zum Periskoppodest empor. Einen Moment dachte er über seine eigenen Motive nach. Amanda war auch da draußen … irgendwo. Wie stark beeinflussten Gefühle seine Urteilskraft? Was würde er aufs Spiel setzen: die Crew, die Zivilisten in seiner Obhut, selbst das Schiff?
Er las die Entschlossenheit in den Augen der anderen, doch die Verantwortung lag letztlich bei ihm. Entweder konnte er die Flucht zur Küste von Alaska fortsetzen oder zur Omega zurückkehren und sein Möglichstes tun, um das Personal dort zu befreien.
Aber was hatte die Sentinel dem weit größeren und bewaffneten russischen Kriegsschiff entgegenzusetzen? Im Grunde nur dreierlei: Geschwindigkeit, Lautlosigkeit und Schlauheit.
Perry holte tief Luft und wandte sich an den wartenden Funkoffizier. »Wir können nicht mehr warten. Setzen Sie einen SLOT in der Rinne hier ab. Stellen Sie ihn auf ununterbrochene Ausstrahlung an NAVSAT und hängen Sie die russische Meldung dran.«
»Aye, Sir.« Der Mann rannte zurück zur Funkstation.
Perry sah zu Dr. Willig und sagte dann zu seinem Tauchoffizier: »Diving Officer, bringen Sie uns auf achtfünf Fuß Tiefe, dreißig Grad vorlastig …«
Alle hielten den Atem an und warteten auf seine Entscheidung. Wohin würden sie sich jetzt wenden: nach vorn oder zurück?
Sein nächster Befehl beantwortete die Frage: »Und gehen sie auf ›Ultralautlos‹!«
14:35 Uhr
An Bord der Drakon
Kapitän Mikowsky wachte über den Rudergänger und den Tiefenrudergänger, während die beiden Männer das an die Oberfläche steigende U-Boot in die Polynja manövrierten. Sein Tauchoffizier Gregor Janowitsch behielt die Tiefenanzeige im Auge und verkündete die Etappen des Aufstiegs.
Alles lief glatt.
Gregor wandte sich ihm zu. Die Augen des Offiziers blickten besorgt. Fast ein ganzes Jahr schon war er Mikowskys Erster Offizier gewesen, längst konnten beide Männer einander ihre Stimmung von den Augen ablesen und die Gedanken des anderen erraten. Auch jetzt durchschaute Mikowsky, welchen inneren Kampf sein direkter Untergebener ausfocht: Sollen wir das wirklich tun?
»Alle Ventile geschlossen!«, rief der Wachführer und warf einen Blick zu seinem Kapitän hinüber. »Bereit zum Auftauchen.«
»Auftauchen!«, befahl Mikowsky. »Haltet sie getrimmt und stabil.«
Schalter wurden umgelegt, Pumpen summten, die Drakon stieg auf und kam rasch und sanft an die Oberfläche. Überall aus dem U-Boot hallten die erwünschten Bestätigungen. Alles klar.
»Öffnet die Ausstiegsschleuse!«, rief er.
Gregor gab den Befehl mit einer Handbewegung weiter an den bei den Türen stationierten Seemann. Während der sich ans Werk machte, trat der Erste Offizier zu Mikowsky. »Das Landteam ist bereit, von Bord zu gehen.« Er sprach gestelzt und steif – gezwungene Professionalität angesichts des vor ihm liegenden Auftrags. »Befehle?«
Mikowsky blickte auf seine Uhr. »Sichern Sie die Gefangenen! Kontrollieren Sie, ob die Brandbomben nach Anweisung angebracht sind! In fünfzehn Minuten möchte ich alle Männer zurück an Bord haben. Sobald der letzte an Bord ist, fluten wir augenblicklich und gehen wieder runter.«
Gregor blieb noch stehen, aber ohne Mikowsky anzusehen. Vielmehr schweifte sein Blick in eine imaginäre Ferne, wo das, was sie tun würden, ergründet und vergeben werden konnte. Aber niemand hatte den
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