Mission Arktis
Benommenheit.
Mühsam rappelte sie sich auf. Ein Stück rechts von ihr tat Craig gerade das Gleiche. Erstaunlicherweise stand Amanda bereits auf den Beinen, neben der Sno-Cat, als wäre nichts geschehen.
Das Eisfeld hinter ihnen war ausradiert. Dicke Dampfschwaden stiegen davon auf. In der Mitte klaffte ein riesiges Loch, durch das man den Ozean sehen konnte. Überall lagen Fahrzeugtrümmer herum wie kaputtes Spielzeug. Jenny konnte weder Matt noch Bane entdecken, aber der Dampf hüllte auch alles in einen dichten Nebel.
Als sie näher kam, sah Jenny Tom unter seinem Schneemobil liegen. Der junge Mann rührte sich nicht und unter ihm quoll ein rotes Rinnsal hervor.
O Gott …!
Halb auf dem nächsten Presseishügel entdeckte sie Kowalskis Fahrzeug, mit noch tuckerndem Motor. Aber von Kowalski selbst keine Spur.
»Wir müssen ihnen helfen«, sagte Amanda.
Jenny stolperte zurück zu ihr.
Amanda drehte sich um. Ihre Worte klangen noch verschwommener als sonst. »Die Explosion …« Sie schüttelte den Kopf. »Das Ding hier hätte mich fast unter sich begraben.«
Jenny legte ihr die Hand auf die Schulter. Es musste schrecklich sein, so etwas mit anzusehen, ohne dabei den geringsten Laut zu hören.
Craig trat zu ihnen.
Durch die Windschutzscheibe der Cat sah man eine Bewegung. Ogden hatte eine Platzwunde an der Stirn. Zusammen mit Magdalene versuchte er, Zane zu beruhigen, der um sich schlug und nur halb bei Besinnung war.
»Wir müssen sie rausholen«, sagte Jenny.
»Die Tür klemmt«, erwiderte Amanda. »Ich hab’s versucht … ich konnte nicht … vielleicht schaffen wir es gemeinsam.«
Craig trat ein Stück von der umgekippten SnowCat zurück. »Ich fürchte, dafür haben wir keine Zeit.« Er starrte zu dem Loch im Eis.
Der Wind blies den Dampf von der Explosionszone weg, und nun sah man, wie eine Reihe von Gestalten in weißen Parkas mit gezückten Waffen langsam auf sie zukam.
Craig wandte sich um. »Das Reinigungskommando. Wir müssen hier weg, bevor sie uns entdecken.«
Jenny starrte auf die Fahrzeugtrümmer. »Wohin?« Sie deutete auf die Presseishügel. »Zurück ins Reich der Grendel?«
Craig schüttelte den Kopf und suchte angestrengt nach einer Alternative. »Das DeltaTeam könnte schon in zwanzig Minuten hier sein … wenn wir uns bis dahin verstecken …«
Amanda hatte ihr Gespräch verfolgt. »Ich weiß vielleicht etwas Besseres. Aber wir müssen uns beeilen. Folgt mir.« Damit wandte sie sich ab und kehrte dem zerstörten Parkplatz den Rücken zu.
Jenny blickte von den Gestalten in der Sno-Cat auf Toms schlaffen Körper. Sie hasste es, sie alle im Stich zu lassen. Aber sie hatte keine Wahl, vor allem ohne Waffen. Ihre Hand umfasste das leere Halfter. Frustriert und mit unendlich schlechtem Gewissen wandte auch sie sich ab.
In diesem Moment heulten hinter ihnen Motoren auf. Jenny blickte sich um und sah durch Nebel und Dampfschwaden ein Paar Scheinwerfer aufleuchten. Hintereinander bogen sie seitlich ab, um den Ort des Raketenangriffs zu umrunden.
Hover Cycles.
Jenny beschleunigte ihr Tempo.
Dreißig Meter vor ihr verschwand Amanda gerade um einen Vorsprung. Craig folgte ihr. Als Jenny den Kamm erreichte, blieb sie schliddernd stehen und schaute sich ein letztes Mal nach denen um, die sie zurückließen. Auf einmal sah sie eine Bewegung: Tom, der noch immer unter seinem Fahrzeug lag, hob schwach den Arm.
»Tom lebt!«, rief sie den anderen atemlos zu.
»Wir haben keine Zeit, um zurückzugehen!«, antwortete Craig. Er stand mit Amanda in einer Nische, einer natürlichen Schutzhöhle im Eis. »Die Russen können jede Sekunde hier sein!«
Nun entdeckte Jenny auch ihr Fluchtfahrzeug. In der Nische stand ein kleines, einmastiges Segelboot, ein Eisboot auf langen Titankufen. Amanda stand am Bug und hielt eine kleine Axt in der Hand. Damit trennte sie die Seile durch, die das Boot sicherten.
Jenny blieb am Eingang der Nische stehen und blickte noch einmal zu Tom zurück. Jetzt fiel sein Arm in den Schnee zurück und blieb reglos liegen.
Zähneknirschend traf sie eine harte Entscheidung. Sie durften es nicht riskieren, gefangen zu werden. Also wandte sie Tom und den anderen den Rücken zu und ging auf das Eisboot zu.
»Einer auf jeder Seite!«, ordnete Amanda an, während sie mit der Axt um das Boot herumlief. »Wir müssen das Boot erst mal ein Stückchen rausschieben.«
Jenny beeilte sich, um der Aufforderung nachzukommen, als sie das Heulen der HovercraftFahrzeuge übers Eis hallen hörte. Craig
Weitere Kostenlose Bücher