Mission Arktis
hörte sie eine zischende Explosion vor der Tür, begleitet von einem Feuerblitz.
Sie beugte sich vor, während der Seahawk sich in die Kurve legte.
Eine spiralförmige Spur markierte den Flug der Rakete. Sie traf den Presseiskamm links des Stationseingangs. Eis und Feuer sprühten hoch und rollten in die offenen Eisfelder hinaus. Etwas Orangefarbenes, ein Zelt, wurde flatternd vom Sturm hochgerissen.
Jenny kannte das Ziel. Es war die Stelle, von der aus die Russen sie mit Raketen beschossen hatten. Anscheinend säuberte Craig das Feld, um den Helikopter sicher landen zu können – und vielleicht auch aus Rache.
Im Gewirbel von Dampf und Rauch senkte sich der Seahawk in Richtung Eis.
»Fertig! Team One!«, brüllte Delta One. Jenny zuckte erschrocken zusammen.
Die Türen auf der gegenüberliegenden Seite flogen auf. Eisiger Wind pfiff in die Kabine. Die Kälte biss sofort in die ungeschützten Hautstellen. Dann begannen die Soldaten abzuspringen. Einer nach dem anderen seilte sich ab. Im Handumdrehen waren sie außer Sicht.
»Team Two!«
Jetzt öffnete sich die Tür auf Jennys Seite und der Seitenwind zerrte heftig an ihr. Um ein Haar wäre ihr das Buch aus der Hand gerutscht, aber sie konnte es noch rechtzeitig an die Brust drücken.
Männer drängten sich an ihr vorbei, griffen sich die Seile und sprangen, sobald sie ausgerollt waren. Bald war die Kabine leer bis auf drei Männer, unter ihnen auch Delta One.
»An die Geschütze!«, bellte der Anführer.
Bereits in Stellung, klappten zwei Soldaten die riesigen Maschinengewehre an der Tür auf.
»Auf mein Kommando!«, befahl Delta One. »Volle Feuerkraft!«
Jenny nahm allen Mut zusammen, beugte sich vor und starrte nach unten. Der Qualm von dem Raketenangriff verzog sich allmählich. Sie konnte die abgesprungenen Männer ausmachen, die in weißen Tarnanzügen über den Schnee hasteten und sich auf den Bauch warfen.
»Feuer!«, befahl Delta One.
Die Maschinengewehre dröhnten, ratterten und spuckten. Verbrauchte Patronen prasselten zu Boden wie ein Messinghagel. Unten wurde zum Schutz der Männer das Eis in einem breiten Streifen aufgerissen.
Ein einzelner Soldat, ein Russe, floh aus einem versteckten Eisbunker. Das Gewehrfeuer riss ihn mittendurch und auf dem endlosen Weiß erschien ein roter Fleck. Wie ein zerdrückter Käfer auf der Windschutzscheibe. Es schien keine Überlebenden mehr zu geben.
»Tiefer!«, befahl Craig dem Piloten, noch immer über die allgemeine Leitung.
Der Seahawk senkte sich und zog sich leicht zurück, sodass die Bodentruppen nun zwischen ihm und dem Eingang der Station waren.
Delta One hielt einen seiner Kopfhörer fest ans Ohr gepresst. »Die Berichte kommen rein!«, verkündete er. »Der Boden gehört uns! Stationseingang unter schwerer Bewachung.«
»Können wir sicher landen?«, fragte Craig.
»Ich möchte den Vogel lieber in der Luft behalten, bis die Station eingenommen ist«, erwiderte Delta One. »Aber der Treibstoff könnte ein Problem werden. Zurück nach Alaska ist es ganz schön weit. – Moment mal! « Wieder lauschte er in den Kopfhörer. Dann drückte er auf sein Kehlkopfmikrofon und beriet sich mit jemandem dort unten. Schließlich zog er das Funkmikro wieder hoch. »Sir, das Bodenteam meldet Bewegung beim Stationseingang. Jemand kommt heraus. Unbewaffnet. Er schwenkt eine Friedensfahne.«
»Was denn? Jetzt schon? Wer ist das?«
Der Helikopter wendete. Jenny sah den Mann sofort, denn obwohl noch ein paar Rauchschwaden die Sicht behinderten, war er gegen den Schnee deutlich zu sehen. Er trug eine grüne Jacke. Und selbst aus dieser Entfernung erkannte Jenny das abgetragene Kleidungsstück. Zehn Jahre lang hatte sie das verdammte Ding immer wieder gewaschen, geflickt und gebügelt.
Unmöglich, Freude und Erstaunen aus ihrer Stimme zu verbannen. »Das ist Matt!« Ein erleichtertes Schluchzen drang aus ihrer Kehle.
Der allgemeine Kanal war immer noch offen. Craig hörte sie. »Jen, sind Sie sicher?«
Von der anderen Seite der Kabine sagte Delta One: »Sir, er hat einen kleinen Jungen dabei.«
Jetzt sah auch Jenny das Kind, das sich dicht an Matts Bein drückte. Er hatte den Arm um es gelegt, in der anderen Hand hielt er einen Stock, an dem ein Fetzen von einem weißen Parka flatterte.
»Landen!«, befahl Craig.
Der Seahawk begann mit dem Abstieg.
Delta One mahnte zur Vorsicht. »Vielleicht sollten wir lieber in der Luft bleiben, bis die Sache geklärt ist.«
»Man hat ihn als Unterhändler geschickt. Möglicherweise können wir
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