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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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sind die Überreste einer uralten Felswand. Zumindest sagt das MacFerran«, erklärte Henry. MacFerran war der Leiter des Geologenteams. »Er meint, sie muss von der Landmasse abgebrochen sein, als der Gletscher gekalbt und diese Eisinsel gebildet hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt sie aus der letzten Eiszeit. Natürlich wollte er sofort Teile davon wegsprengen und Proben entnehmen, aber ich musste ihn aufhalten.«
Amanda war noch immer sprachlos vor Staunen.
»Nach der ersten oberflächlichen Untersuchung habe ich tote Flechten und gefrorenes Moos gefunden. Als ich die Löcher in der Klippe näher angeschaut habe, habe ich drei Vogelnester entdeckt, eines davon mit Eiern!« Vor lauter Aufregung sprach er immer schneller und Amanda konzentrierte sich angestrengt auf seine Lippen. »Außerdem waren auch noch ein paar Nager und eine Schlange im Eis eingeschlossen. Eine wahre Schatztruhe mit Beispielen aus dem Leben jener Zeit, eine ganze gefrorene Biosphäre.« Er durchquerte die Höhle und ging zu der Steinwand hinüber. »Aber das ist noch nicht alles! Kommen Sie, sehen Sie selbst!«
Amanda folgte ihm, den Blick starr nach vorn gerichtet. Die Felswand war nicht ganz so massiv, wie sie zunächst gewirkt hatte, sondern von kleinen Kammern und Nischen durchsetzt. Einige Sektionen schienen sogar abgebrochen und halb herausgefallen zu sein. An einigen Stellen war der Fels von tiefen Spalten durchzogen, aber es war zu dunkel, um zu erkennen, wie weit sie reichten.
Während sie unter dem Felsgewölbe durchschritt, blickte Amanda nervös zu den gefährlich über ihr hängenden Bruchstücken empor. Nichts davon erschien ihr jetzt noch so zuverlässig wie auf den ersten Blick.
Aber Dr. Ogden packte sie heftig am Ellbogen und hielt sie auf. »Vorsicht!«, sagte er und deutete auf den Boden.
Ein paar Schritte vor ihr war ein offenes Loch in der Eisbahn, zu perfekt oval, um natürlichen Ursprungs zu sein. Um den Rand herum war es grob eingekerbt.
»Da haben sie eins davon ausgegraben.«
»Eins wovon?«, fragte Amanda stirnrunzelnd.
Henry zog sie zur Seite. »Hier drüben.« Er holte eine Wasserflasche von seinem Gürtel und gab ihr mit Gesten zu verstehen, sie solle sich aufs Eis knien, nur wenige Meter von der bröckelnden Steinwand entfernt. So zusammengekauert hätte man denken können, man befände sich auf einem gefrorenen See, nur ein paar Schritte vom Ufer entfernt.
Der Biologe wischte mit dem Handschuh über das Eis und hielt dann die Taschenlampe nach unten, in den gefrorenen See. Das Eis darunter wurde sichtbar. Wegen des Raureifs auf der Oberfläche blieben die Details zwar verschwommen, aber Amanda konnte einen dunklen Schatten ausmachen, der sich ein paar Fuß unter dem Eis befand.
Henry setzte sich ein Stück zurück und öffnete seine Feldflasche. »Sehen Sie her«, sagte er.
Dann beugte er sich vor und goss etwas Wasser übers Eis, wodurch der Reif wegschmolz und das Eis darunter sich in Glas verwandelte. Jetzt ließ das Licht alles deutlich und in allen Einzelheiten hervortreten.
Unwillkürlich schnappte Amanda nach Luft und wich zurück.
Die Kreatur unter dem Eis sah aus, als wollte sie sich auf sie stürzen, eingefangen für einen Augenblick im Blitzlicht einer Kamera. Der Körper war fahlweiß und glatt wie bei einem Belugawal und auch von ähnlicher Größe – mindestens eine halbe Tonne. Aber anders als der Beluga hatte dieses Wesen kurze Vorderbeine, die in gekrümmten Klauen endeten, und lange Hinterbeine mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen, die es zum Sprung spreizte. Insgesamt wirkte es geschmeidiger als ein Wal und hatte auch einen längeren Rumpf, geschwungen wie bei einem Otter. Das Tier sah aus, als wäre es auf Schnelligkeit ausgerichtet.
Aber vor allem war es sein langes, weit aufgerissenes Maul voller dolchartiger Zähne, das Amanda eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Es war so groß, dass das Tier ein ganzes Schwein damit hätte verschlingen können. Die schwarzen Augen waren so nach hinten verdreht, dass man den weißen Augapfel sah, wie bei einem weißen Hai, der sich gerade auf sein Opfer stürzte.
Amanda setzte sich hin und atmete ein paar Mal tief durch ihren Luftwärmer. Vor Schreck und Kälte zitterte sie heftig. »Was zum Teufel ist das?«
Der Biologe ignorierte ihre Frage. »Wir haben noch mehr davon!« Auf den Knien rutschte er über das Eis und zeigte Amanda eine weitere Kreatur, die direkt an der Felswand lauerte. Dieses Tier war im Eis zusammengerollt, als schliefe es,

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