Mission auf Arachnae
schwer …
»Ich weiß, daß deine hysterischen Anfälle nur gespielt sind«, begann er. »Willst du mir nicht sagen, warum? Was willst du damit erreichen, Katalya?«
Sie stöhnte und atmete tief ein. Wieder wirkte das wie geschauspielert. McCoy war sicher, daß sie auf die Frage vorbereitet gewesen war.
»Ich … ich …«, stammelte sie und holte erneut Luft. »Es hilft gegen die Schmerzen. Die Qualen, sie … sie verschwinden. Ich fühle mich besser …« Sie sprach leise und wie ein Kind. »Ich bekomme nicht gerne Fragen gestellt, die mir nicht gefallen. Wenn ich schreie oder weine, hören die Leute auf zu fragen.«
»Sehr gut.« McCoy spürte, daß er auf der richtigen Fährte war. Die kindliche Antwort zeigte, daß Tremains Bewußtsein sich teilweise geöffnet hatte. Sie war in ihre Jugend zurückgekehrt, in jene Zeit, als sie vielleicht zum erstenmal erfahren hatte, welche Waffe ein paar Tränen oder Hysterie sein konnten. Wenn sie etwas haben wollte, hatten sie allen Widerstand gebrochen und ihre Eltern schwach werden lassen. Sich einmal dieser Wirkung bewußt, hatte sie gelernt, diese Waffen einzusetzen, und gebrauchte sie nun auch als Frau. Aber immer noch bezweifelte McCoy, daß sie es mit vollem Bewußtsein tat.
Im Wachzustand, nicht wie jetzt unter Drogeneinfluß, glaubte sie wahrscheinlich wirklich, nichts gegen die über sie hereinbrechenden Anfälle tun zu können. Es war die gleiche Methode, die ihr als Kind alle Türen geöffnet hatte, aber im Gegensatz zu damals gebrauchte sie sie nicht mehr bewußt. Es war etwas in ihrem Unterbewußtsein Verankertes, das sie diese Waffen als Schutz gegen etwas einsetzen ließ, das sie in die Defensive trieb und ihr psychische Qualen bereitete.
»Weißt du, wenn du wach bist, daß deine Hysterie nicht wirklich ist?« fragte McCoy dann auch. Er war sicher, die Antwort zu kennen, aber er wollte sie aus ihrem Mund hören, sehen, wie sie reagierte.
Und Tremain schien in Panik zu geraten. Augenblicke lang suchte sie nach Worten, bewegte die Lippen, wälzte sich hin und her. Dann sagte sie, fast hilflos:
»Nein … nein … ich …« Sie kam langsam zur Ruhe. »Es macht alles viel leichter. Ich denke nicht darüber nach. Es passiert, und die Qualen sind vorbei.«
»Aber mit deinen Anfällen störst du eine Menge Leute, ist dir das klar?«
Jetzt lächelte Tremain. Es war das Lächeln eines dreijährigen Mädchens.
»Natürlich weiß ich das? Warum hätte ich sonst meine Anfälle?«
»Ein Teil von dir will sie also, und der andere Teil weiß nichts davon. Richtig?«
»Ja, ich glaube schon.« Sie preßte die Worte etwas zu heftig hervor. McCoy machte Chapel ein Zeichen, daß sie die Dexipenithalzufuhr drosseln sollte.
»Glaubst du nicht, daß es bessere Mittel und Wege gibt, etwas zu erreichen?« fragte er Tremain. »Ich kann mir einige vorstellen. Was hältst du zum Beispiel davon, immer dann, wenn du glaubst, schreien oder weinen zu müssen, zu mir zu kommen und dich mit mir auszusprechen?«
»Und wenn du nicht hier bist? Wenn ich dich nicht finde oder du schläfst?«
»Dann sagst du Sigmund, was du auf dem Herzen hast, und sobald ich bei dir bin, reden wir über dein Problem. Aber du mußt zu mir kommen und mir vertrauen. Keine hysterischen Anfälle mehr, einverstanden?«
»Einverstanden.«
»Und solange du an Bord des Schiffes bist, gehst du dem Vulkanier nach Möglichkeit aus dem Weg. Du weißt, daß du mit Spock arbeiten mußt, aber wenn du nicht in seiner Nähe bist, stelle dir einfach vor, daß es ihn gar nicht gibt. Und wenn du mit ihm arbeitest, dann rede nur so wenig mit ihm wie gerade notwendig für eure Arbeit ist. Vor allem beleidige oder provoziere ihn nicht wieder.«
Während McCoy sprach, änderte sich der Gesichtsausdruck der Frau wieder. Das kindliche Lächeln war verschwunden. Sie war wieder die Katalya Tremain, die McCoy in die Kammer geführt hatte.
»Willst du das für mich tun?« fragte der Bordarzt eindringlich.
»Wenn es dein Wunsch ist, ja. Ich glaube, ich werde es schaffen.«
Ihre Stimme verriet, daß sie wußte, was sie sagte.
Die Verantwortungsübertragung auf den Psychiater, die Bindung an eine Person, die das absolute Vertrauen des Patienten genoß, war in der Psychiatrie nichts Neues. Es war das beste, was McCoy in der augenblicklichen Situation tun konnte, doch er kannte den Nachteil dieser Methode: die Abhängigkeit des Patienten vom Arzt, von jener Person, an den er sich hatte klammer können. Dies würde vorbei
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