Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
Sicherheitsmaßnahmen um Henri Foche auszuhebeln, und bislang hatte, soweit Savary wusste, niemand ihn gesehen, niemand konnte ihn beschreiben – außer dieser Laporte in Val André.
Gut. Er ist also nicht mitten im Fluss. Einverstanden. Trotzdem muss er irgendwo sein. Ich glaube erst, dass er tot ist, wenn ich seinen Leichnam vor mir habe.
Das ging dem Polizeichef Savary durch den Kopf, der bis jetzt noch nicht einmal Zeit gefunden hatte, um seinen verlorenen Freund Henri Foche zu trauern – und der wegen dieses »verfluchten Fiaskos« vielleicht von seinem Posten würde zurücktreten müssen.
Er rief auf seinem Handy die Küstenwache an und bat um einen weiteren Hubschrauber, einen mit dem neuesten Tauchsonar, von dem er wusste, dass sie ihn irgendwo hatten.
»Monsieur, der ist in Cherbourg stationiert, fast 300 Kilometer entfernt. Es würde mindestens eine Stunde dauern, bis er hier wäre. Also zwei Stunden nach dem angeblichen Sprung, ich würde sagen, das wäre dann viel zu spät.«
»Vermutlich«, sagte Savary und fügte unfreundlich »merde!« hinzu.
Macks Uhr am Angriffsboard zeigte 1805. Er war nun länger als eine Stunde unterwegs, und allmählich stellten sich die Schmerzen ein. Die Übersäuerung der Muskeln wurde von Minute zu Minute schlimmer. Mack tat alles weh. Verdammt weh. Er spürte seine Beine, wie es sonst nur Ruderer oder Skilangläufer auf höchstem internationalem Niveau spüren. Dabei bezeichnete er sich noch nicht mal als Sportler – außer wenn er eine Angelrute in Händen hielt.
Ihm blieb nur, sich wieder das zeitlose Credo der SEALs ins Gedächtnis zu rufen, die unter extremem körperlichem Druck standen: Ich habe es früher ausgehalten, ich kann es wieder aushalten.
Schlimmer war noch, dass sein Angriffsboard schlechte Neuigkeiten bereithielt. Die geografische Breite 47.28 Nord war nicht wichtig; der Wert würde bei der drei Kilometer langen Durchquerung hin zum Südufer auf 47.27 runtergehen. Die ablaufende Flut würde ihn auch nicht zurücktreiben, sondern seitlich
weg nach Westen ziehen. Der zweite Wert, der die geografische Länge anzeigte, war daher der ausschlaggebende. Die 2.187 West würden sich auf 2.18, 2.17, 2.16, 2.15 verringern. Er merkte sich die Daten. Als er sich jedoch der Hälfte der Nord-Süd-Strecke näherte, sprang der Wert wieder auf 2.18 zurück. Die ablaufende Flut trieb ihn ab, hinaus in den Atlantik. Bis er 47.27 Nord erreichte, wäre er wieder bei 2.187 West angelangt und damit von seinem Ziel fast genauso weit entfernt wie am Ausgangspunkt.
Er war müde und musste an sich halten, um nicht in Panik zu geraten. Er konnte nicht gegen alles kämpfen, nicht gegen diesen monströsen 1300 Kilometer langen französischen Fluss, der ihn gnadenlos in den Tod reißen konnte.
Aber er wusste, was er zu tun hatte. Er musste den Kurs ändern, direkt gegen den Strom schwimmen, um seinen Körperumfang zu verringern, mit der gummibeschichteten Kapuze seines Taucheranzugs voran wie ein schwarzer Pfeil in die Strömung drehen, statt sich wie ein knapp zwei Meter langer Baumstamm seitwärts abtreiben zu lassen.
Mack bog nach Osten und schwamm null-neun-null laut dem Kompass. Er kam sich schneller vor, nachdem das Wasser jetzt gegen ihn strömte. Es war nur ein Gefühl, aber eines, das ihm Hoffnung gab. Unermüdlich ging sein Beinschlag, dabei zählte er, und der GPS-Wert sprang auf 2.17, während er im rechten Winkel direkt auf die Brücke zutauchte.
Er musste nun lediglich einschätzen, wie weit er nach Osten wollte. Wie schnell würden ihn die Gezeiten nach Westen treiben? Mittlerweile tat ihm, von Kopf bis Fuß, alles weh. Jeder Beinschlag war schmerzhaft. Aber wenn er aufhörte, würde er sterben. Wenn er an die Oberfläche kam, würde er verhaftet oder erschossen werden.
Nachdem die tief stehende Sonne hinter ihm war, würde ihn nichts vor der Brücke warnen, kein langer Schatten, in den er hineinschwimmen und an dem er seinen Kurs ausrichten
konnte. Die Brücke war sein Ziel, sein freundlicher Orientierungspunkt und seine Nemesis zugleich. Denn er wusste, dass dort Tauchsonare ins Wasser gelassen waren, mit denen er aufgespürt werden konnte.
Da die Sonne hinter ihm stand, befand er sich möglicherweise bereits unter der Brücke, bevor er es wusste. In wenigen Minuten musste er also vielleicht auf eine Tiefe von nur drei Metern hochkommen. Doch wenn er die Spannkonstruktion erblickte, würde er so tief hinuntergehen, wie er es nur wagen konnte, so tief,
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