Mission auf Leben und Tod
Zeitpunkt anwesend waren und auf die Frage »Waren die Iraker bewaffnet oder unbewaffnet?« immer die gleiche Antwort lieferten.
»Keine Ahnung, Sir. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Die Mitglieder des Ermittlungsausschusses wollten erneut mit den Männern reden, bevor sie eine Entscheidung trafen. Sie mussten daher warten, bis das Foxtrot Platoon in San Diego gelandet war. Was für ihre Arbeit eine dreitägige Verzögerung bedeutete. Drei Tage, die für Lieutenant Commander Bedford, dessen Schicksal in diesem Zeitraum im Ungewissen lag und der nicht wusste, ob ihm als Marineoffizier die Tür gewiesen wurde, die Hölle waren.
Schließlich, auf Druck des Pentagon, das wiederum vom Weißen Haus unter Druck gesetzt wurde, beschloss der Ausschuss, dass man den Fall angehen müsse. Er leitete die Sache an den JAG der SPECWARCOM-Streitkräfte weiter, Captain Paul Birmingham, der sich alles ansah und es dem Trial Service Office, dem juristischen Beratungsgremium der Navy, anempfahl.
Von hier an drehten sich die Mühlen der Militärjustiz nur noch langsam. Die brennende Frage lautete: Waren die zwölf Iraker skrupellos erschossen worden, obwohl sie sich offensichtlich ergeben wollten und dabei ebenso offensichtlich unbewaffnet gewesen waren? Einige meinten: möglich; andere dachten: Wer zum Teufel soll das wissen? Nur die SEALs waren bis auf den letzten Mann davon überzeugt, dass Lieutenant Commander Bedford sie mit gutem Recht niedergemäht hatte, weil keiner wissen konnte, was die Scheißkerle als Nächstes getan hätten, nachdem sie schon mit den gottverdammten illegalen Raketen 20 ihrer Kameraden auf dem Gewissen hatten.
Drei Tage später traf das Trial Office seine abschließende Entscheidung. Lieutenant Commander Bedford würde wegen Mordes an zwölf irakischen Bürgern, wegen rücksichtslosen Verhaltens im Angesicht des Feindes und zahlreicher Verstöße gegen die Genfer Konventionen vor das Militärgericht gestellt werden. Der letzte Anklagepunkt war noch nicht ausformuliert, würde aber auf Artikel 13 der Genfer Konvention beruhen, der die Behandlung von Kriegsgefangenen regelt sowie ausführt, wie zu verfahren sei, wenn Kombattanten nur vorgeben zu kapitulieren.
In den Augen der SEALs war das alles nur eine ungeheuerliche »Effekthascherei«, die einzig und allein aus politischen Gründen erfolgte. Die USA wollten sich der Welt als Staat präsentieren, der jederzeit allen Gerechtigkeit widerfahren ließ. Politiker und Regierungsmitglieder waren sich dessen bewusst, mehrere herausragende Berater des Präsidenten warnten sogar davor, die Spezialkräfte zu sehr gegen sich aufzubringen.
In Wahrheit wusste keiner, wie in Gottes Namen in diesem Fall am besten vorzugehen war. Fest stand lediglich, dass die USA die Sache nicht auf sich beruhen lassen konnten. Es ließ sich nicht leugnen, dass zwölf Iraker auf der Brücke ihres (angeblichen) Heimatdorfes von einem SEAL-Commander erschossen worden waren.
Das US Navy Trial Office benannte die Militärjuristen, die für den Fall zuständig sein sollten. Commander Harrison Parr, ein 48-jähriger ehemaliger Fregattenoffizier aus Maryland, der sich zehn Jahre zuvor gegen eine mögliche Kapitänsstelle und für die Fortsetzung seines Jurastudiums entschieden hatte, würde die Anklage vertreten, was für Mack Bedford positiv zu werten war.
Harrison Parr waren im Fall seines Ausscheidens aus der Navy bereits drei Stellen in Anwaltskanzleien in San Diego angetragen worden. Doch die ganze Leidenschaft des kleinen Harrison – er war lediglich 1,67 groß und hatte die Statur eines Jockeys – gehörte der US Navy und deren Rolle in der Welt. Um nichts in der Welt wollte er die dunkelblaue Uniform gegen zivile Nadelstreifen tauschen. Außerdem fand er wenig Geschmack an den juristischen Spitzfindigkeiten der Zivilgerichte. Er glaubte an die Wahrheit – die schlichte, unverstellte Wahrheit. Und er hatte sich den Ruf erworben, die Wahrheit aufzuspüren. Außerdem glaubte er, dass die Iraker nicht unbewaffnet gewesen waren und Mack Bedford im Grunde durchgedreht hatte. Die entscheidende Frage für ihn war, ob seine Dienstherren den hoch gewachsenen Navy SEAL des Mordes für schuldig befinden wollten oder nicht.
Harrison würde alles daransetzen, die Anklage erfolgreich zu führen, aber als scharfsinniger »Politiker« vertraute er natürlich auch seinem Gespür dafür, was seine Vorgesetzten von ihm wollten. Wenn sie einen Schuldspruch wollten, würde er ihnen den liefern,
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