Mission auf Leben und Tod
Gegenmittel zu entwickeln. Bislang allerdings ohne Erfolg.«
»Wird Tommy sterben?«, fragte Mack.
»Ja, er wird sterben. Wie die Dinge im Moment stehen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er seinen zehnten Geburtstag erlebt.«
»Können Sie uns sagen, wie lange er wirklich noch hat?«
»Bei seiner augenblicklichen Verfallsrate … ein halbes Jahr.«
Anne Bedford verlor die Fassung und weinte hemmungslos in den Armen ihres Mannes.
»Es tut mir leid«, sagte Dr. Ryan. »Aber geben Sie nicht alle Hoffnung auf. Wir sind dran, und es besteht die Möglichkeit, mit einer speziellen Diät Tommys Leben zu verlängern. Die einzige wirkliche Hoffnung aber liegt in der Schweiz, wo man behauptet, eine vollständige Knochenmarktransplantation sei die Lösung – wie so oft bei Leukämie.«
»Kann das hier gemacht werden?«, fragte Mack.
»Noch nicht. Bei einer Operation an einem so jungen Patienten kann es zu Komplikationen kommen. Wir sind noch nicht bereit, das hohe Todesfallrisiko auf uns zu nehmen. Die Schweizer aber meinen, sie hätten einige der Probleme gelöst.«
»Wie viel würde so etwas kosten?«
»Eine Million Dollar. Darunter werden sie es nicht machen. Tommy müsste einen Monat, vielleicht sechs Wochen dort bleiben.«
»Und die Operation würde das Myelin zurückbringen?«, fragte Mack.
»Sie behaupten, den Myelinabbau stoppen zu können – falls der Patient überlebt.«
»Was ist das für eine Klinik?«
»Eine hoch spezialisierte Kinderklinik in der Nähe von Genf. Solche Kliniken bieten meistens All-Inclusive-Pakete, in denen Unterkunft und Verpflegung für einen Elternteil sowie eine zeitlich unbefristete Nachbehandlung mit eingeschlossen sind. Selbst wenn sie ein zweites Mal operieren müssen, bleibt der Preis der gleiche.«
»Aber amerikanische Versicherungen decken Behandlungen im Ausland nicht ab?«
»Nicht in dieser Größenordnung. Bislang hatte ich nur einen Fall, bei dem die Eltern bereit waren, das Risiko auf sich zu nehmen und ihren Sohn in diese Klinik zu schicken. Sie haben dafür sogar ihr Haus verkauft.«
»Und was ist geschehen?«
»Der Junge kam durch. Er war ein halbes Jahr in der Schweiz. Aber er schaffte es.«
»Wir könnten nicht mal die Hälfte der Summe aufbringen.«
»Lieutenant Commander, das können die wenigsten«, erwiderte Dr. Ryan. »Aber geben Sie die Hoffnung nicht auf. Es könnten sich jederzeit bahnbrechende Entwicklungen ergeben. Und sollte das geschehen, werden wir sofort handeln. Tommy ist ein großartiger Junge, und mit Ihrer Navy-Versicherung sind Sie gut abgedeckt.«
Tommy kehrte ins Sprechzimmer zurück. Sie verabschiedeten sich, doch bevor sie gingen, nahm Dr. Ryan Anne beiseite und sagte: »Ich würde ihn gern in einer Woche wiedersehen. Und achten Sie auf Anzeichen von Gedächtnisverlust. Das ist sehr wichtig. Sagen Sie mir Bescheid, falls Sie etwas beobachten.«
Auf dem Heimweg herrschte Schweigen. Mack war sich darüber im Klaren, dass sie die Mittel nicht aufbringen konnten, um Tommy in die Schweiz zu schicken. Insgeheim fürchtete er, dass Anne ihm die Schuld dafür geben könnte.
Anne fuhr schneller als sonst. Sie war aufgewühlt, von ihrer sonst so sachlichen, ruhigen Art war nichts mehr zu spüren. Es war, als hätte man ihr einen Todesstoß versetzt. Ihr kleiner Junge würde sterben, und niemand konnte ihm helfen. Ihre Familie, selbst ihr Mann konnten ihr keine Zuflucht bieten. Noch nicht einmal er, der große SEAL-Commander, jedermanns Held, konnte Tommy retten.
Tommy war wieder eingeschlafen, und Mack wusste nicht, was er sagen sollte, um seine Frau zu trösten. Er hatte keine Worte dafür, es gab keine. Wenn Tommy starb, wusste er nicht, ob sich seine Frau jemals davon erholen würde.
Zu Hause angekommen, fuhr Anne den Wagen in die Garage, Mack trug seinen Sohn ins Haus und legte ihn aufs Sofa im Wohnzimmer. Als sie hereinkam, weckte sie ihn sacht und ging mit ihm in die Küche, um ihm ein Mittagessen zu bereiten, einen gegrillten Hamburger, den er so liebte, und eine heiße Schokolade, dann brachte sie ihn nach oben, damit er sich ein wenig hinlegte. Tommy hatte nichts mehr dagegen, nachmittags ins Bett gebracht zu werden. Jeder Schritt die Treppe hinauf brach Anne das Herz.
»Ich habe deinen Dad eingeladen, auf einen Kaffee«, sagte sie zu Mack, als sie wieder unten war. »Ich glaube nicht, dass wir ihn wegen seines Enkels beunruhigen sollten.«
»Wie viel weiß er?«, fragte Mack.
»Nur, dass Tommy krank ist und es sich um eine
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