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Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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müsste noch ein Wunder geschehen, damit man ihn hier zwischen den hohen Wellen entdeckte und herausfischte. Würde es rechtzeitig eintreffen? Modo zitterte so heftig vor Kälte, dass er mit den Zähnen klapperte. Bleib in Bewegung! Halte dich warm! Nach seinem letzten Einsatz hatte Tharpa Modo in den Londoner Forest Hill Baths das Schwimmen beigebracht. Aber der Ozean war so viel kälter als die Tauchbecken der Badeanstalt.
    Modo hatte so viele Geschichten über Männer gelesen, die Schiffbruch erlitten und von Piraten aufgegriffen wurden. Aber Piraten kreuzten bevorzugt in der Nähe von Inseln. Und in Mrs Finchleys Unterricht hatte Modo die Weltkarte verinnerlicht und wusste deshalb, dass es in dieser Gegend keine Inseln gab. Also auch keine Piraten.
    Vielleicht würde Mr Socrates ihn retten. Ja! Ja, genau! Mit einem Ballon! Er würde vom Himmel herabschweben. Mit Tharpa, der ein Seil auswerfen und ihn aus dem Wasser ziehen würde … Blanker Irrsinn! Modo schüttelte den Kopf, um sich aus dem Tagtraum zu lösen. Ruhig, bleib ganz ruhig. Denk nach! Denk nach!
    Es war nach neun Uhr morgens, was bedeutete, dass die Sonne im Osten stand. Wenn er in Richtung Norden schwämme, müsste irgendwann die Küste Islands auftauchen. Aber sie lag Meilen entfernt und niemand konnte bei den eisigen Wassertemperaturen im November so weit schwimmen.
    Es sei denn, ich verwandle mich in einen Delfin! Schon wieder Irrsinn! Beinahe hätte er sich dafür selbst geohrfeigt. Wenn es nicht so kalt wäre, könnte er klarer denken! Es war ihm ein Rätsel, dass er noch nicht erfroren war.
    Vielleicht liegt das an meinem abstoßenden, hässlichen Körper! Bei dem Gedanken musste er glucksen. Womöglich hing es tatsächlich mit seiner Fähigkeit zur adaptiven Transformation zusammen, dass sein Körper weniger leicht erfror.
    Doch allmählich kühlte er immer weiter aus. Seine Hände hatten sich zu Klauen verkrampft und es gelang ihm nicht mehr, die Finger zu strecken. Trotz seiner Erschöpfung hatte er sich nicht zurückverwandelt, als ob die Kälte sein Aussehen eingefroren hätte. Das wäre doch etwas – mit diesem Gesicht des Ritters zu sterben, für immer schön …
    Kurz glaubte er, eine andere Stimme neben sich zu hören. Oder war das ein erster Vorbote des Wahnsinns? In den folgenden Minuten verkrampften seine Beine. Stechender Schmerz war das einzige Gefühl in seiner Welt. Zumindest bewies es, dass er am Leben war. Eine halbe Stunde später hatten sich seine Füße gekrümmt und zu pochenden Haken verdreht. Sogar seine Zehen hatten sich übereinandergeschoben und waren dann so fest gefroren. Jeder Atemzug wurde zu einem Kraftakt.
    Verabschiede dich, dachte Modo. Sag Lebewohl zu Mr Socrates, dem rätselhaften Mann, der mich als Kind aus einem fahrenden Kuriositätenkabinett gerettet und wie einen Sohn aufgezogen hatte. Nun ja, nicht direkt wie ein Sohn, aber so ähnlich. Mr Socrates, Sie haben sich so viel Mühe gegeben und nun enttäusche ich Sie, Sir.
    Dann Tharpa. Junger Sahib, hatte er Modo immer genannt, junger Herr. Hatte es je einen Mann gegeben, der so stark, schnell und gewandt war wie der gute Tharpa?
    Mrs Finchley! Sie hatte ihn wie eine Mutter großgezogen. Nur noch einen Keks! Nur noch einen einzigen! Auf einer Welle sah er eine Keksdose vorbeitreiben, nur ganz knapp außer Reichweite. Platschend paddelte er darauf zu, aber die Dose verschwand.
    Und Tavia mit ihren bezaubernden Augen. Es kam ihm so vor, als wäre sie an seiner Seite. Er wünschte, er hätte ihr gesagt, wie schön ihr Haar heute aussah, dass sie atemberaubend war.
    Ein Zischen durchschnitt die Stille, rund dreißig Meter von ihm entfernt spritzte eine Wasserfontäne auf und kurz darauf spürte er, wie er langsam aus den Wellen gehoben wurde, höher und höher, als würde er geradewegs in den Himmel getragen.
    Seine Knie verkrampften und beugten sich. Unter ihm befand sich etwas Festes. Ein großer, dunkelblauer Wal tauchte an die Oberfläche. Es kostete Modo alle Kraft, sich daran festzuklammern. Eine weitere Wassersäule schoss in die Höhe. Seine Gedanken schweiften zu Jona, dann zu Moby Dick und dem rachedurstigen Kapitän Ahab.
    Schließlich dämmerte es Modo: Das war der Wal mit dem Metallsporn, von dem Mr Socrates gesprochen hatte! Da er auf dem Bauch lag, konnte er nicht viel von dem Wesen unter ihm sehen, nur die vielen Pocken auf seinem Rücken. Rankenfüßer.
    Seine Finger waren zu eiskalten Klauen erstarrt. Ein Krampf durchzuckte seinen

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