Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
mit zwei Schritten hinter dem aufgehängten Laken verschwand, um sich anzukleiden. Modo verbarg sich unter seinem Bettlaken, um sich zu verwandeln. Er war noch schläfrig und musste sich konzentrieren, um sich das richtige Gesicht ins Gedächtnis zu rufen.
»Ich wünschte, du würdest mir sagen, was du da machst«, sagte Octavia. Sie war bereits angekleidet!
»Nur das übliche Ritual«, erwiderte Modo durch die zusammengepressten Zähne. Als er fertig war, wischte er sich über die Stirn und zog das Laken beiseite.
Octavia lächelte. »Nun, was auch immer du da getan hast, es funktioniert. Du siehst sehr schneidig aus.«
Mit glühenden Wangen zog sich Modo in der Ecke hinter dem Laken um und trat dann, mit der Fotoausrüstung bepackt, aus der Kabine, gefolgt von Octavia.
Es war bereits nach neun Uhr, doch die Sonne ging gerade erst über dem Ozean auf, der sich hier grau und völlig unspektakulär vor ihnen ausdehnte. Nichts außer den Wellen in der Ferne war zu sehen. Der Kapitän und drei seiner Männer standen neben dem Hauptmast. »Ich weiß nicht genau, warum Sie dieses atemberaubende Panorama sehen wollten«, sagte Goss, »aber hier sind wir.«
»Sind Sie sicher, dass das die korrekten Koordinaten sind?«, erkundigte sich Octavia.
Goss runzelte die Stirn. »Selbstverständlich!« Er deutete Richtung Norden. »Dort liegt Island. Ich kenne die See wie meine Westentasche. Weshalb wollten Sie doch gleich hierherkommen?«
»Es geht um das Licht«, erklärte Modo und klappte die Beine seines hölzernen Stativs aus. Octavia hielt einen Belichtungsmesser in die Höhe. »Dieser Längen- und Breitengrad in Verbindung mit der durch die Erdkrümmung bedingten Brechung erzeugt ein perfektes Licht.« Modo war zufrieden mit der verwirrenden Wirkung dieses Kauderwelschs.
»Perfektes Licht, wofür?«
»Für Porträts, Kapitän Goss. Porträts! Die Mannschaft liefert gute Motive für unsere Studie.«
»Fotografien? Von diesen Hundsfotten?« Goss’ Augen blitzten kurz auf und was Modo darin erkannte, machte er sich umgehend zunutze: die Eitelkeit des Kapitäns.
»Nun, entscheidend für uns sind weniger Ihre Männer als vielmehr Sie, Sir. Die Mannschaft liefert lediglich einen guten Hintergrund. Aber Sie sollten im Vordergrund und im Mittelpunkt stehen.«
»Ihr Gesicht hat etwas Klassisch-Römisches und ist sehr ausdrucksstark«, bekräftigte Octavia. »Diese Wangenknochen und dann der kräftige Kiefer.« Sie wandte sich an Modo. »Er ist wahrlich vollkommen, mein Lieber.«
Goss errötete leicht und Modo zog eine Augenbraue hoch. »Sind Sie denn angemessen gekleidet? Ihr Bild wird die Zeiten überdauern, wissen Sie«, gab Modo zu bedenken.
Goss strich sich über das Haar. »Ich bin sofort wieder da. Ich habe meine Schärpe vergessen. Sollte ich einen Säbel tragen?«
»Was für eine Frage, Sir«, sagte Octavia. »Selbstverständlich! Wir müssen die Dramatik Ihrer beruflichen Tätigkeit einfangen.«
Sobald der Kapitän davongehastet war, begaben sich Modo und Octavia an die Reling und blickten auf das Meer hinaus.
»Also, hier sind wir. Und was jetzt?«, fragte Octavia.
In nächster Nähe ertönte ein Niesen. Der Mann musste direkt hinter ihnen stehen. Aber als Modo sich umdrehte, stellte er fest, dass der nächste Matrose sich mehrere Meter von ihnen entfernt befand.
»Offen gesagt, Octavia, ich vermute, wir sollen uns nur einen Eindruck verschaffen«, sagte Modo. »Mr Socrates wird kaum erwarten, dass irgendein Fisch ausgerechnet jetzt aus dem Wasser auftaucht, um uns zu begrüßen. Das wäre doch wohl völlig ins Blaue hinein gedacht. Der grand poisson kann überall sein. Wir machen ein paar Fotos von der Gegend. Vielleicht hat Mr Socrates dafür Verwendung.«
Unvermittelt schlingerte die Hugo und Modo klammerte sich an der Reling fest. Octavia griff ebenfalls nach dem Geländer und ihre Hände berührten sich. »Was war das?«, fragte sie.
»Keine Ahnung.«
Der Erste Maat schrie: »Wir haben einen Anker verloren, Sir!«
Kapitän Goss stürmte aus seiner Kabine und polterte die Treppe herunter. Mit der Hand hielt er seinen Gürtel, die Säbelscheide stieß klirrend gegen seine Stiefelabsätze.
»Einen Anker verloren? Das ist unmöglich!«
»Die Kette wurde gekappt, Sir.«
»Gekappt? Von was?« Er wandte sich an den Decksmann, der am nächsten bei ihm stand. »Sag dem Maschinisten, er soll Dampf geben! Beweg dich, du Stiefellecker!«
Modo wollte gerade rufen, dass sie extra dafür bezahlt hätten,
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