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Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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legte den Telegrafen zum Trocknen unter die Matratze.
    Jemand hämmerte an die Tür. »Kommen Sie mit!«, forderte Cerdà. »Die Kapitänin wünscht, Sie zu sehen.«
    »Ja! Nur einen Moment, bitte!« Modo suchte in den Taschen seiner aufgehängten, nassen Hose nach der Netzmaske. Er fand sie, wrang sie aus und zog sie über sein Gesicht. Dann stülpte er sich die Wollmütze wieder über den Kopf. Seine Beine waren wie Gummi und wurden noch immer von Krämpfen gequält, aber Modo riss sich zusammen und ging tapfer zur Tür. Er trat auf einen schmalen Gang hinaus, der von drei weiteren mysteriösen runden Lampen beleuchtet wurde. Cerdà musterte ihn. »Sie verbergen Ihr Gesicht.«
    »Ich kann nicht anders«, erklärte Modo. »Ich schäme mich für den Ausschlag.«
    Cerdà nickte und geleitete Modo den Korridor entlang. An den Wänden aus grauem Metall waren in Abständen von gut einem Meter Haltestangen angebracht. Der Boden bestand aus Hartholz, das im Schein der Lampen schimmerte. Aus dem Holz ragten Bolzen heraus, die beim Gehen für Halt sorgten. Sie kamen an einigen Kabinen vorüber und erreichten eine Wendeltreppe aus Eisen, über die sie in einen großen, ovalen Raum gelangten, der im Dunkeln lag. Modo humpelte und gelegentlich schoss ihm ein stechender Schmerz durch die Beine, den er nur mit zusammengepressten Zähnen ertrug.
    Der Raum maß zwölf Schritte bis zum hinteren Ende. Modo hatte bereits seit Verlassen der Kabine seine Schritte gezählt, um die Länge des Schiffes abschätzen zu können, vorausgesetzt, seine Kabine befand sich nah an dessen Bug oder Heck.
    Jetzt bemühte er sich, einen Eindruck von dem ovalen Raum zu gewinnen. Licht fiel einzig durch eine Reihe gläserner Bullaugen ins Innere. Er kniff die Augen zusammen und meinte, mehrere Hebel, vielleicht auch ein Steuerrad zur einen Seite des Raums auszumachen. Plötzlich fiel sein Blick auf die Welt hinter den Bullaugen: Fische!
    So schnell es sein geschwächter Körper zuließ, durchquerte er mit schweren Beinen den Raum, um hinauszublicken. Graue Fische mit kugelförmigen Augen starrten zurück, als würde sie sein Anblick ebenso überraschen. Wie tief unter der Wasseroberfläche mochte das Schiff sich befinden?
    »Es ist eine herrliche Aussicht«, sagte eine Frauenstimme.
    Modo fuhr hastig herum und stellte fest, dass er geradewegs an zwei Frauen, die im Dunkeln standen, vorbeimarschiert war. Vor lauter Verblüffung vergesse ich alles, was ich im Training gelernt habe, ärgerte sich Modo. Wie dumm von mir! Tharpa hatte ihn darauf gedrillt, beim Betreten eines Raums stets jede noch so kleine Einzelheit zu erfassen.
    Er nahm jetzt die beiden Frauen in Augenschein: Die eine war hochgewachsen, schwarz gekleidet, mit einer roten Schärpe um die Taille und einem kleinen Entermesser am Gürtel. Ihr Haar und ihre Augen waren dunkel, ihre Haut weiß wie Elfenbein. »Ja, es ist ein beeindruckender Anblick«, stimmte Modo ihr zu. Sie sah ihn mit festem, ruhigem Blick an. Die Frau war vielleicht dreißig Jahre alt, doch die dunklen Schatten unter den Augen ließen sie älter erscheinen.
    Neben ihr stand eine junge Frau in einem langen Rock, deren dunkles Haar mit großen Spangen zurückgesteckt war. Sie wirkte zornig. Ihre Züge hatten etwas Asiatisches und kamen Modo bekannt vor. Plötzlich dämmerte es ihm: die Fotografie! Vor ihm stand die französische Spionin Colette Brunet!

14
Der Kreis von Niflhel
     
    D ie fünfeinhalbstündige Fahrt nach Island fühlte sich für Octavia endlos an. Wenn sie nicht aus dem Bullauge aufs Meer starrte, ging sie an Deck auf und ab, aber die Hugo kreuzte kein anderes Schiff, bis sie in den Hafen von Reykjavik einliefen. Octavia ließ den Blick über die isländische Hauptstadt schweifen, die nicht größer wirkte als ein durchschnittliches englisches Städtchen. Das höchste Gebäude war eine auf einem Hügel gelegene Kirche. Die Häuser waren klein und bunt angestrichen. Sie suchte den Hafen nach einem Dampfschiff ab, doch es gab lediglich Segelboote mit hohen Masten. Es war, als befände sie sich auf einer Zeitreise in die Vergangenheit.
    Sobald die Hugo in den Hafen geschleppt und an einem der Kais vertäut worden war, eilte Octavia auch schon über die Gangway. Sie hielt einen Fischer an, der gerade Fässer von seinem Boot trug: »Bitte schnell! Wo geht es zur Hafenverwaltung?« Der Mann zuckte ratlos mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Dann murmelte er etwas auf Isländisch. Da begriff Octavia, dass er

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