Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
Vom Netzwerk:
zu welchem Zweck? Es war für einen Agenten taktisch unklug, die Aufmerksamkeit auf die eigene Person zu lenken. Und diese Maske erregte zweifellos Aufmerksamkeit.
    Sie schluckte gerade den letzten Bissen Brot hinunter, da klopfte es an der Tür. Als sie öffnete, stand Cerdà vor ihr.
    »Kapitänin Monturiol bittet Sie, schon jetzt in die Schleusenkammer zu kommen. Das Ankleiden nimmt einige Zeit in Anspruch und sollte stattfinden, solange noch keine Männer anwesend sind.«
    »Ach, wie umsichtig von Monturiol, sich um den Anstand zu sorgen!«, erwiderte Colette ironisch.
    Cerdà geleitete sie den Gang entlang. Seine Schultern waren so breit, dass sie beinahe die Wände streiften. Anselm Cerdà war schwer einzuordnen. Obwohl keiner der Icarier Rangabzeichen trug, schien er Monturiols Stellvertreter zu sein. Colette hatte häppchenweise Informationen zusammengetragen: Er war Ingenieur und hatte nach den Bauplänen von Monturiols Vater dieses Schiff zum Leben erweckt. Er sprach fließend Katalanisch, Französisch, Spanisch und Englisch. Und ihm fehlte der Sinn für Humor; zumindest ging er nie auf eine von Colettes scherzhaften Bemerkungen ein. Er beantwortete sämtliche Fragen völlig sachlich und schien emotionslos zu sein. Der perfekte Icarier.
    Sie stiegen die Wendeltreppe, die an der Brücke vorbeiführte, hinunter. Colette warf einen verstohlenen Blick auf den Druckmesser. Er stand auf zehn Atmosphären, folglich befanden sie sich tiefer als hundert Meter unter der Wasseroberfläche. Ihr Vater hatte sie in Ozeanografie unterrichtet und so wusste sie, dass eine physikalische Atmosphäre einem Druck von 10,6 Metern Wasser entsprach, der auf das Messgerät ausgeübt wurde.
    Sie durchquerten die Bibliothek und zum ersten Mal durfte Colette den unteren Gang betreten, der zum Achterschiff führte. Hellwach registrierte sie alles um sich herum. Sie zählte ihre Schritte und schlussfolgerte daraus, dass die Gesamtlänge der Ictíneo mindestens fünfzig Meter betragen musste. Zu beiden Seiten des Korridors gingen weitere Kabinen ab und an den Wänden befanden sich zahlreiche Messgeräte.
    Es lag keine unheilvolle Stimmung in der Luft, trotzdem schlug Colettes Herz zeitweise schneller, sobald sich der Gedanke an eine möglicherweise bevorstehende Hinrichtung einschlich.
    »Und … wie ist das Wetter, scheint draußen die Sonne?«, fragte sie, um sich abzulenken.
    Cerdà blickte auf sie herab. »In Icaria kennen wir die Verheerungen der Sonne nicht.«
    »Das war ein Scherz.«
    Cerdàs Schritte hallten auf dem Holzboden wider. »Ah, ich verstehe. Ja, das ist lustig.«
    Er führte sie durch einen weiteren Durchgang. Jeder Abschnitt war so konzipiert, dass er absolut dicht abgeriegelt werden konnte, falls Wasser in das Schiff eindringen sollte. Sie betraten eine größere, ovale Kammer. Verschiedene Ausrüstungsgegenstände und Gerätschaften, die an Erntewerkzeuge erinnerten, waren an einer Wand aufgereiht. Hier erwartete sie die Kapitänin gemeinsam mit einer anderen Icarierin, die ihr gerade dabei half, einen seltsamen Metallanzug anzulegen.
    »Ah, Mademoiselle Brunet«, sagte Delfina Monturiol. »Guten Morgen.« Sie klang sehr freundlich, aber Colette schenkte ihr trotzdem kein Lächeln. »Genossin Girona und ich helfen Ihnen, den Aquaanzug anzuziehen.« Die beiden Frauen nahmen die einzelnen Teile der Ausrüstung von den Haken und Regalen an der Wand. Die Kapitänin hielt inne und musterte Colettes Miene. »Ihr Geist ist wie eine Auster, ist Ihnen das bewusst?«
    »Was meinen Sie?«, fragte Colette.
    »Er ist verschlossen. Aber ich weiß, dass sich Perlen darin verbergen. Ich kann es gar nicht erwarten, heute zu erleben, wie Ihr Geist sich öffnet.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Colette.
    Cerdà verließ den Raum und Girona reichte Colette einen Gummianzug. Um ihn anzulegen, musste sie sich zunächst bis auf das Hemd und die Pantalons ausziehen. Der Anzug saß eng wie eine zweite Haut und Colette wünschte, sie könnte sich im Spiegel sehen. »Nun, das ist très chic «, sagte sie, ohne sich Mühe zu geben, ihre Geringschätzung zu verbergen.
    »In Icaria interessieren wir uns ausschließlich für zweckmäßige Mode«, erklärte Monturiol. »Aber ich bin mit der Gestaltung des Anzugs zufrieden. Und nun bekommen Sie Ihre Rüstung.« Girona und die Kapitänin griffen nach einem großen Brustpanzer mit Kragen, den sie Colette von oben überstreiften und ringsherum festzurrten. Dann folgten mehrere schmale

Weitere Kostenlose Bücher