Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
Laderaum so düster war. Er hielt sein Gesicht von ihr abgewendet, damit sie nicht sehen konnte, in was für ein Monster er sich verwandelte.
»Mein … mein Körper verwandelt sich. Das ist meine Krankheit.«
»Ich verstehe nicht.«
»Es ist schwierig zu erklären. Weißt du, ich kann mein Aussehen verwandeln. Mein Körper nimmt eine … eine andere Gestalt an. Ich habe nicht genug Kraft, um es jetzt aufzuhalten. Die Schlinge wird immer enger.«
Er war überrascht, wie ruhig er klang. Seine Waden verkrampften sich, ebenso seine Füße, seine Zehen. Unerträgliche Schmerzen durchfluteten seinen Körper und ebbten wieder ab. Er musste sich ganz darauf konzentrieren, stillzustehen und sich gegen das Gewicht seines eigenen Körpers zu strecken. Der Strick um seinen Hals straffte sich erneut, sodass Modo verzweifelt flüsterte: »Griff, Griff, bist du da? Kannst du die Schlinge lockern?«
Er wartete, doch nichts geschah. Griff beobachtete wahrscheinlich gerade die Befragung von Monturiol. Modo schauderte. Er kannte Miss Hakkandottirs Methoden. Und es war ihr zuzutrauen, dass sie diese in der Zwischenzeit noch verfeinert hatte.
»Ach, Modo, ich wünschte, ich könnte etwas tun.«
»Schau mir nur nicht beim Sterben zu!«, erwiderte er.
»Ach, sei nicht so mélodramatique! «, schnaubte Colette.
Modo suchte krampfhaft nach einem Weg, sich zu befreien. Was würde Tharpa tun? Aber es war wie mit einer chinesischen Fingerfalle: Je stärker er zog, desto enger wurde die Schlinge. Griff hatte sie sehr fachmännisch geknüpft. Wenn es ihm nur gelänge, seine Hände schrumpfen zu lassen und aus den Fesseln zu schlüpfen! Doch die waren zu eng und mehrmals um seine Gelenke gewickelt. Seine letzte Hoffnung war, dass er den Wachmann überzeugen konnte, ihn zu befreien.
»Sir! Sir! Miss Hakkandottir wird sehr wütend, wenn Sie mich sterben lassen«, sagte Modo.
Der Wächter rührte sich nicht, nur seine Augen richteten sich flüchtig auf Modo.
»Ja, holen Sie ihn aus der Schlinge!«, flehte Colette ihn an.
»Die Gefangenen sollen nicht mit mir sprechen.« Die Stimme des Soldaten klang dumpf, sein Tonfall irgendwie hölzern.
Modo schwankte auf den Füßen. Seine Gedanken waren in einem dunklen Strudel gefangen. Er hörte Stimmen. Gesichter zogen an ihm vorbei. Mrs Finchley. War sie hier? Und Mr Socrates? Octavia? Er wollte sich nach ihr ausstrecken, aber seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt.
»Modo! Modo!« Colettes gellender Schrei riss ihn aus seiner Trance. Er atmete röchelnd ein, seine Lunge war leer, dann schob er sich ein Stückchen vor.
»Du hast aufgehört zu atmen«, sagte sie.
»Das … das war keine Absicht.«
»Hör nicht auf zu atmen!«
Vielleicht gab es einen Ausweg, überlegte er: Wenn er mit seinem ganzen Gewicht an dem Strick zog. Griff hatte ihn zwar fest an den Stahlträger geknotet, aber das Seil war alt und dünn. An manchen Stellen war es verschlissen.
»Ich habe einen Plan«, krächzte er.
»Einen Plan?«
»Ich ziehe fester an der Schlinge.«
»Was!«
»Das ist die einzige Möglichkeit. Schau mal, der Strick ist ausgefranst.« Noch während er das aussprach, sah er, dass die verschlissenen Stellen so schwach nun auch wieder nicht waren.
»Ich reiße daran, so fest ich kann.«
»Aber wenn es nicht klappt, stirbst du!«
»Ich habe keine Wahl.«
Modo holte tief Luft. War das vielleicht alles nur Wahnsinn, ausgelöst durch den Sauerstoffmangel? Sein Denken verlangsamte sich bereits, sein Rücken krümmte sich. Dann los! Er ließ sich nach hinten fallen, sodass die Schlinge sich um seinen Hals zuzog und seine Luftröhre zusammenquetschte. Sein Gesicht verfärbte sich violett, das wusste er. Modo stierte geradeaus, entschlossen, das straff gespannte Seil zum Reißen zu bringen. Seine Augen traten hervor, als er den Schweiß wegblinzelte. Er konnte nicht einmal mehr schlucken und benötigte so dringend Luft, aber sein Hals war zugeschnürt. Dunkle Flecken tanzten vor seinen Augen.
Jetzt hob er vom Boden ab, leicht wie Rauch. Unter sich sah er einen jungen Mann hängen. Das bin ja ich! Die Welt verblasste. Nein! Er wollte laut rufen. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, es klang wie die dunklen Schwingen des Todes. Irgendwo schrie Colette seinen Namen.
Modo stieß einen gurgelnden Schrei aus. Schaum stand ihm vor dem Mund, vielleicht blutete er auch, er wusste es nicht. Vor seinem inneren Auge sah er Octavia in ihrem grünen Kleid und er wollte auf sie zugehen.
Da riss der
Weitere Kostenlose Bücher